Ich weiß was ihr denkt. Ich habe bei der Nintendo Wii ziemlich daneben gelegen – zumindest was den finanziellen Erfolg betrifft. Und ich hätte nie gedacht, dass es so viele Leute gibt, die im Gegensatz zu mir Spiele auf dem Nintendo DS denen der Sony PlayStation Portable vorziehen.
Der räumliche Effekt
Ich war so begeistert von der Elsa 3D Revelator Brille für den PC, dass ich 2006 meine Bachelorarbeit „Speculars 3D“ dem Thema Stereoskopie gewidmet habe. Als dann die ersten 3D Fernsehern aufkamen, wurde der Effekt für mich immer uninteressanter. Vielleicht liegt es daran, dass die Gegenstände nur im 3D-Kino die richtige Größe haben.
Heute, am Launchtag des Nintendo 3DS, konnte ich zum ersten Mal ein Spiel räumlich sehen ohne dabei eine spezielle Brille tragen zu müssen. Wenn der Blickwinkel gut passt, dann hat man auch tatsächlich einen deutlichen Tiefeneindruck auf den gerade mal 400x240px sichtbaren Bildpunkten. Darunter befindet sich der Touchscreen, wie man ihn schon vom Vorgänger, dem Nintendo DS kennt.
Nach ein paar Sekunden hatte ich den Eindruck, ich würde in einen tiefen, kleinen Kasten gucken. Denn die Figuren können natürlich nicht über den begrenzenden Bildrand hinaus aus dem Bild ragen. Generell war mir das Bild etwas zu klein und viel zu pixelig, als ich Street Fighter darauf gespielt habe.
Ein nettes Gimmick scheint mir die Stereokamera zu sein, mit der man räumliche Bilder aufnehmen und sich dann später auf dem Display ansehen kann. Leider geht das nur in 400×240 Pixeln.
Die Starttitel
Das Gerät ist von Nintendo und entsprechend ist das wie die Musik auf einer Ü30-Party: Es wird wieder alter Schrott aus den 90ern und dem Jahr 2000 recycelt. Pilotwings ist eines davon. Die Marke stammt aus dem Jahre 1990. Oder Monkey Ball 3D. Das gibt es seit 2001 nahezu unverändert auf fast allen Casual-Plattformen.
Die echte Konkurrenz ist nicht Sony
Sony bringt bald seine Next Generation Portable getaufte PSP2 und wird mit Spielen wie Uncharted gegen Nintendos Pokémon & Friends antreten. Meiner Meinung nach liegt die echte Konkurrenz aber ganz woanders. Denn seit der PSP weiß auch ich, dass es bei den meisten Käufern wohl nicht auf technische Finessen oder komplexe Spielmechanik ankommt sondern auf den schnellen Spaß für zwischendurch. Eine Firma hat genau in diesem Bereich des Spielemarktes gezeigt, dass solche Spiele maximal 3,99 EUR kosten dürfen: Apple.
Ob die Spiele nun Angry Birds oder Doodle Jump heißen und an Einfachheit kaum zu unterbieten sind spielt keine Rolle, denn sie werden gekauft. Oder auch nicht, denn die Spiele in Apples AppStore gibt es öfters auch in kostenlosen Varianten für Android und iOs die sich dann mit Werbung finanzieren und dadurch scheinbar kleines Vermögen an Umsatz bringen. Das schafft selbstverständlich nur ein Bruchteil der Spiele auf den mobilen Appstores für iPad, iPhone und Android aber es werden auch tagtäglich mehr und mehr dieser Geräte verkauft.
Ein wachsender Markt also, gegen den sich ein Nintendo 3DS erstmal behaupten muss zumal auch bekannte Firmen wie Konami, Capcom und Square Enix eigene iOS Spiele entwickeln. Ein Super Monkey Ball kostet im AppStore nämlich gerade mal 2,39 während die 3DS Version für erstmal im Laden für 53,95 EUR gekauft werden muss. Die Spiele erscheinen nämlich nach wie vor auf Modulen.
Meine Einschätzung
Wahrscheinlich liege ich damit mal wieder voll daneben aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute nach wie vor ungebremst Lust haben, in diese Nintendo-Spiele zu investieren nur weil diese nun räumlich dargestellt werden. Das heißt natürlich nicht, dass der Nintendo 3DS einen ähnlich bescheidenen Erfolg haben wird, wie es seinerzeit Nintendos Virtual Boy beschieden war. Aber die Konkurrenz ist diesmal mit Apple noch mal etwas mächtiger als Sony weil man sich dort begegnet, wo scheinbar im Moment das meiste Geld zu holen ist: Im Casualmarkt.
Ob ein „Abenteuer auf dem Reiterhof“ in 3D wieder die Kiddies zum Ausrasten bringt, wird sich noch zeigen. Mein Verständnis aber hört komplett auf, wenn ich erwachsene Menschen im Saturn sehe, die sich dann Pilotwings und Super Monkey Ball in den Warenkorb legen. Entweder sind das dann Familienväter, die während Germany’s next Topmodel zu Hause nicht an den Fernseher dürfen und sich deswegen schlicht keine PS3 oder noch besser Xbox360 kaufen dürfen oder sehr, sehr jung gebliebene Leute, die noch bei Mama wohnen.
Schreibe einen Kommentar