Diablo 2


Diablo 3 wurde angekündigt und die paar übrig gebliebenen PC-Spiele-Nerds beim verlorenen Kampf Spiele-PC vs. Konsole flippen aus. Diablo ist ein Phänomen. Denn irgendwie scheint es als hätte jeder PC-Spieler mindestens ein halbes Jahr seines Lebens an dieses Spiel vergeudet. Das Spielprinzip basiert unseren ältesten Instinkten: Jagen und Sammeln. Bin ich die einzige Person die solchen stupiden Spielprinzipien nichts abgewinnen kann?

Diablo 1 – 1998

Eine defekte PC-Maus ist die Quittung wenn man seinen Diablo-Charakter wirklich bis zum letzten Akt durch mit Monsterhorden gefüllten Dungeons geklickt hat. Neben einer sinn-befreiten Story hangelt der Spieler sich durch die Questreihen und levelt seinen Charakter bis an die Grenzen seines Fähigkeitenbaumes. Hinzu kommt noch der Umstand, dass die Level durch den Zufall generiert wurden hat schon etwas vom Spieleurvater Tetris wenn es um das Thema Abwechselung geht. Das legte die Grundlage für ein erneutes Besuchen der Kerkergewölbe um noch ein Unique-Item einzusammeln.

Diablo 2 – 2000 und sieht genau so aus wie Teil 1

Schon damals war weder Diablo 2 oder sein Vorgänger technisch irgendwie Meilenstein verdächtig und nur die vorgerenderten Zwischensequenzen waren einigermaßen beeindruckend. Somit lief das simple Hack&Slay auf wirklich jeder Rechengurke unterm Schreibtisch. Während anderen beim Erscheinen von Diablo 2 im Jahre 2000 schon echte 3D-Welten in Ultima 9 Ascension betreten haben oder die wirklich beeindruckenden Zwischensequenzen in Final Fantasy X die eine wirklich mitreißende Geschichte erzählen genießen durften.

Das Gameplay der Diablo-Spiele ist für mich der Inbegriff all dessen, was ich als schlechte PC-Spiele ansehe: Ein Levelsystem als einzige Motivation das auf einem stupiden schnellem Anklicken von Gegnern basiert. Die Motivation besteht praktisch nur in dem finden von generischen Items die nur durch ihre Zahlenwerte hervor stechen. Damit ist für mich persönlich Diablo und all seine Genrekollegen das Gegenstück zu den simplen Spielen mit denen Nintendo die Menschheit seit neustem immer wieder quält und denen ich genau so heraus gewachsen bin wie aus Spielen wie Diablo. Natürlich ist ein solches Spielprinzip ab und zu mal ganz witzig um sich das Hirn mal wieder freizupusten wie z.B. beim genialen Gears of War. Im Unterschied zu Diablo bietet ein solcher Shooter aber 6 Stunden ein schweiß-nasses Joypad und kann danach ad acta gelegt werden.

Wie soll ich mich mit so einem „Helden“ in einem Rollenspiel identifizieren?

Zu der schon damals veralteten Technik gesellt sich auch noch eine optische Gestaltung die genau meine persönliche Idealvorstellung von Design genau verfehlt. Genau so wie ich Real-Life-Rollenspielen nie etwas abgewinnen konnte weil sie meistens in einer Drachen-Fantasy-Welt angesiedelt waren, orientiert sich Blizzard bei Diablo auch an dieser verschnörkelten, dunklen und überladenen »Dark-Wave«-Anmutung.

Das Diablo III nun mit dem selben Comic-Look wie schon bei der Warcraft-Reihe gestraft wird ist für mich persönlich ein weiteres Zeichen dafür, dass Blizzard Spiele für Leute ohne gestalterischen Anspruch entwickelt. Aber ein paar Leute haben anscheinend etwas gegen das zweite Übel und haben erstmal eine Petition gegen den Comic-Look bei Diablo 3 gestartet obwohl schon Diablo 2 damals auf den Artworks einen Comic-Look besessen hat.

Same shit - different game: Diablo 3
Same shit – different game: Diablo 3

Same shit – different game: Diablo 3

Blizzards »Erst-schlagen-dann-fragen«-Klickorgie namens Diablo hat in der Vergangenheit beachtliche Erfolge gefeiert. Auch der dritte Teil wird zumindest in Deutschland für hohe Verkaufszahlen sorgen. Denn hier wird noch relativ viel am Arbeitsgerät Computer gespielt und weniger mit den auf Spiele spezialisierten Konsolen.

Das sieht auch Microsoft in Deutschland kritisch und blockiert verstärkt den PC zugunsten der Xbox 360. Deswegen wäre in meinen Augen ein richtiger Schritt wenn Microsoft einfach Blizzard aufkaufen würde. So könnte man endlich die letzte Bastion der PC-Spiele auf die Konsolen übertragen: MMORPGs. ID Software und EPIC Games haben schließlich auch die Plattform gewechselt und vielleicht muss man hier auf diesem Wege für Blizzard Überzeugungsarbeit leisten. Lange Rede, kurzer Sinn: Diablo hat mich und wird mich voraussichtlich auch nicht interessieren weil es mir weder vom geschmacklosen Setting noch vom stupiden Gameplay her auch nur im Entferntesten anspricht. Es leben die Spiele mit einer guten Story und einem gewissen Anspruch wie z.B. BioShock oder Portal.

Ähnliches gilt übrigens mittlerweile auch für ein weiteres Spiel aus dem Hause Blizzard: World of Warcraft. Dazu hat der Atari-Gründer Nolan Bushnell kürzlich in einem Interview mit Gamasutra über WoW folgenden Satz gesagt:

I don’t see any intelligence out there that is looking to do anything other than another „level up your character by cutting and slashing,“ which I believe is the metric that’s over.

Atari-Gründer Nolan Bushnell

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Kommentare

103 Antworten zu „Diablo 2“

  1. Avatar von JTR
    JTR

    Wie gesagt die Zahlen sind ohne Onlinevertrieb. Nächstes Jahr wird das erste mal mit Onlinevertriebe erhoben, dann wird es interessant. Das hat Gamestar letztlich recherchiert.

  2. Avatar von st.
    st.

    @JTR

    Oha, Valve will also endlich mit ihren Steam-Verkaufszahlen herrücken?

  3. Avatar von JTR
    JTR

    Ich weiss eben nicht wie die ihre Erhebung machen wollen, weil viele ja mit keinen Zahlen rausrücken.

    Und nochmals zu Marc: Ne Ultima 9 lief auf keinem PC zu seinem Release flüssig, das weiss ich noch genau. Ich hatte damals kurz davor erst aufgerüstet. Das Spiel war daher ein Desaster, weil man voll an den Kunden vorbei entwickelt hatte. Und dass es nicht dumm ist Spiele zu entwickeln die einerseits mit Kompromisse gut aussehen und vorallem Spass machen und nicht nur Hardware fordern, zeigt das (zurechte) Desaster rund um Crysis.
    Ich kann WOW nichts abgewinnen, aber Marc vergiss nicht wie alt es ist. Die viel gespielten Spiele der Welt sind alle samt keine Gears of War Grafikkanonen sondern kommen eher mit moderater Hardware klar: Counter Strike 1.6, WOW, Enemy Territory (gratis), The Sims, Trackmania Nations (gratis) usw. Interessant finde ich wie es die Ankündigung von Diablo 3 geschaft, hat die Gold Edition von Diablo 2 wieder in die aktuelle Top 10 zu bringen.

  4. Avatar von Marc
    Marc

    Ne Ultima 9 lief auf keinem PC zu seinem Release flüssig, das weiss ich noch genau.

    Hat niemand behauptet. Aber auf einem Celeron 400 und einer Voodoo 2 lief es ok wenn auch nicht wirklich gut. Ich habe es trotzdem ohne Bug auf diesem System damals durchgespielt – und ich bin nicht der Einzige.

    Die viel gespielten Spiele der Welt sind alle samt keine Gears of War Grafikkanonen sondern kommen eher mit moderater Hardware klar: Counter Strike 1.6, WOW, Enemy Territory (gratis), The Sims, Trackmania Nations (gratis) usw.

    Diese Spiele werden aber gespielt, weil sie

    a) eben gratis sind
    b) oder eben kaum Anforderungen an die vorhandene Hardware richten.

    Ist doch klar. Diese Leute würden auch so keine 360 inkl. HDTV oder einen schnellen Rechner kaufen. Das ist eine andere Zielgruppe. Ich rede von den Leuten, die dafür sorgen, dass GTA4, Call of Duty und Assassins Creed zu den meistverkauftesten Spielen machen. Und nicht von den Leuten, die ab und zu mal ein Browserspiel zocken.

    GTA 4 ist übrigens das zweit-bestverkaufte Spiel – nach Mario Kart Wii auf Platz 1. Wo ist der PC? WoW fängt das alles mit Sicherheit nicht auf.

  5. Avatar von Arkion
    Arkion

    Ich stelle hier mal die gewagte Prognose auf, daß selbst in 20 Jahren noch gute Spiele für Konsolen und für den PC erscheinen…

    Bisher ist noch jeder Spieler mit jeder Konsole glücklich geworden. In der Diskussion wird immer wieder davon ausgegangen, daß anscheinend jeder Spieler gleich alle Spiele besitzen muß die jemals auf der jeweiligen Plattform erscheinen- und wer am Ende den größeren Stapel mit Spieleperlen hat, der alleine erlangt Glückseligkeit.

    Schwachsinn: Der Flow an hochwertigen Spielen war und ist selbst auf Nicht-Marktführern wie dem N64, dem Gamecube oder der PS3/XBOX360 (und von mir aus auch dem PC wenn es Mal endgültig so weit ist) trotzdem völlig in Ordnung…

    Marcs leidliches problem ist leider, daß er nicht allein seine Meinung (Visionen) und seinen Geschmack kundtut, sondern damit direkt immer wieder Dinge die ihm persönlich nicht gefallen als Missgeschicke abtut.

    Hey, ich meine, mal ehrlich, er ist der Junge, der die Wii Prognose geschrieben hat, die wohl am weitesten an der Wahrheit vorbeigegangen ist…

  6. Avatar von st.
    st.

    Oh Arkion schreibt mal wieder, heisst das wir können uns auf einen neuen Blog-Eintrag freuen? Ich habe deine Artikel immer sehr genossen ;)

  7. Avatar von Marc
    Marc

    Beim finanziellen Erfolg der Wii gebe ich dir natürlich recht. Da lag ich daneben. Bei allen anderen Dingen hat es voll zugetroffen: Minispiele, wenig Anspruch beim Gameplay und einer Zielgruppe die sonst nicht spielt. Wer konnte ahnen, dass sich so etwas auch noch gut verkauft?

    Und das N64 hatte nur wenige Titel die wirklich relevant gewesen sind: Zelda – OoT, Golden Eye, Mario 64 und Mario Kart.

  8. Avatar von Arkion
    Arkion

    …wir können uns auf einen neuen Blog-Eintrag freuen

    Kommt Zeit…

    nur wenige Titel

    Na ja… mir fallen da ganz spontan noch ein paar andere Titel ein, die, zusammen mit den von dir genannten, eine recht hübsche Sammlung ergeben würden:

    Perfect Dark, Majoras Mask, Paper Mario, Banjo-Kazooie, Wave Race 64, Conker’s Bad Fur Day, RE2, Star Fox 64, Donkey Kong 64, 1080°, Star Wars: Rogue Squadron, Super Smash Bros, Pilotwings…

    Selbiges läßt sich übrigens auf jede Konsole anwenden (oder jede PC Hardware Generation)…

    Wer konnte ahnen, dass sich so etwas auch noch gut verkauft?

    Sony zum Beispiel, die dank EyeToy und Singstar ihre PS2 Käufe in die Höhe schraubten…

    Die Geschichte der Videospiele ist voller Beispiele bei denen die Hardware durch Casual Titel getragen wurde…

    Die Formel ist auch ganz einfach: Wenn sich nur jeder 20te Casual Gamer ein Spiel X kauft, sind das immer noch Millionen von verkauften Spielen…

    wenig Anspruch beim Gameplay

    Was bei der Wii wohl vor allem ein Dritt-Anbieter Problem ist…

    Ach ja, Diablo:

    Ich hab’s nie gespielt, weder Teil 1 noch Teil 2, bin aber trotzdem der Meinung, daß am Gameplay schon was dran sein muß, wenn es so viele Menschen begeistert und bei der Stange hält.

    Hinzu kommt bei Blizzard aber wohl auch die Tatsache, daß die Firma Spiele so konzipiert, daß sie das gewisse Etwas haben (Was immer das im jeweiligen Fall auch ist). Genau dieses gewisse Etwas trennt übrigens den Achtungserfolg vom Bestseller…

    Blizzard hat es bei WoW verstanden den Einstieg in das Genre der MMORPGs extrem zu erleichternn. Gepaart mit der starken Marke Warcraft ergab das den vorliegenden Erfolg- dabei ist WoW aber nicht wirklich besser als vorangegangene MMORPGS (es macht sogar die gleichen Fehler)…

  9. Avatar von Marc
    Marc

    Blizzard hat es bei WoW verstanden den Einstieg in das Genre der MMORPGs extrem zu erleichternn. Gepaart mit der starken Marke Warcraft ergab das den vorliegenden Erfolg- dabei ist WoW aber nicht wirklich besser als vorangegangene MMORPGS (es macht sogar die gleichen Fehler)…

    Absolut. Genau so würde ich es auch formulieren. Aber mit Diablo 3 wird wohl kein Neuland betreten. Was in meinen Augen fehlt ist wirklich eine Art Massivly-Multiplayer-Online-Action-RPG. Und dann auch bitte für die Konsolen weil das Genre einfach so schön da hin passt. Ich war letztens fast dazu gewillt, mir nochmal Phantasy Star Online für die 360 anzugucken. Damals auf der DC machte es einen ziemlich action-zentrierten Eindruck. Ich erträume mir ein MMO-Spiel mit dem Gameplay von Zelda oder Grand Theft Auto. Das hätte man doch mal mit Diablo machen können.

    Was könnte man alles am Gameplay von MMORPGs verbessern wenn man die technischen Mittel und die nötige Kreativität hätte.

  10. Avatar von chrismue
    chrismue

    Die „gleichen Fehler“ dieses Genres, sind die Grundlage, um den Markt wachsen zu lassen. Die Hausfrau lockt man nur damit zum Spielen, indem man sie zwei Knöpfchen 100x drücken lässt, um ein neues tolles Item zu looten. Die gleiche Prozedur jeden Abend für Monate.

    Wer glaubt mit hochkomplexen Abläufen (von denen es in jeden MMO Tonnen gibt, nur sind die einer kleinen Mehrheit vorbehalten) Millionen Spieler zum Kauf bringen zu können, irrt. WoW allen vorran bietet eben genau, was momentan niemand bieten kann. Gameplay für die Hausfrau und den 24/7-Hardcore-Zocker. Trotzdem spielen beide ein völlig anderes Spiel, welches einen gemeinsamen Titel hat. MMOs besitzen viele kleine Meta-Games in sich, die man leider nicht nach wenigen Spielminuten erkennen kann.

    Es ist bittere Ironi PSO zu loben und Diablo zu verteufeln. PSO (auf der Dreamcast) ist einer der derbsten Diablo-Clones überhaupt. Das einzige was es nicht kopiert ist die 2D-Perspektive. :)

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