Das iPad als PC Ersatz zu nutzen ist für mich nichts Neues. Als ich damals das erste Mal 2010 ein iPad 1 in den Händen hielt, habe ich nicht verstanden, wozu man so etwas brauchen könnte. Ich habe es im Prinzip wie ein iPhone als puren Luxus belächelt, weil es für mich außerhalb des Büros immer auch zumindest ein Notebook geben musste. Was ich damals nie für möglich gehalten habe: ich blogge, surfe und arbeite zum Teil damit. Mittlerweile hat mein iPad 4 meinem Laptop zu Hause so gut wie verdrängt.
There is an app for that
Hört sich saublöd an aber stimmt. Ob man nun Dateien entpacken, Filme von der Boxee Box streamen oder Homebanking machen möchte: es gibt dafür nicht nur eine, sondern meist gleich zehn verschiedene Apps. Manche sind sogar besser als ihre Desktopvarianten, weil sie sehr stark auf die Hardware des iPads optimiert werden konnten. Dienste wie der bessere Google Reader namens Feedly oder Skype gehören genau so dazu wie das Spiel World of Goo. Diese Programme sind vom Funktionsumfang und Handhabung von jeglichem Ballast befreit und nerven nicht mit eigenwilligen Benutzungsoberflächen. Durch das Konsolenprinzip mit gleicher, abgestimmter Hardware laufen die Apps schnell, performant und ohne Abstürze.
Der Weg in die Cloud
Möglich gemacht hat das vorwiegend eine Erfindung, die ich ebenso unterschätzt habe: Cloud Computing. Daten wie E-Mails, Fotos, Videos und Dokumente landen in Diensten wie GMail, Dropbox, Youtube und Google Drive. Rechenintensives Encoding von Video passiert ebenso in der Cloud wie das Zuschneiden von Bildern für das Blog. Inzwischen ist Dropbox ist für mich meine externe Festplatte zwischen Mac, iPhone und iPad und Ablösung von Googles Picasa Webalben geworden. Möglich ist dies, weil Dropbox als Quasistandard in so gut wie alle wichtigen Apps eingebaut ist oder zumindest damit kommunizieren kann. Da ich meine komplette Musik neben dem lokalen iTunes auch bei music.google.com gespeichert habe, komme ich locker mit meinem 16 GB lokalem Speicher zurecht. Dank der Implementierung in HTML5 von Google Music kann ich mit den normalen „Nächster Song“, Play und Pause am iPad die Webseite steuern, die in einem Tab im Safari geöffnet ist.
I have seen the future. It’s in your browser.
Die meist gestartete App auf dem iPad, iPhone und meinem MacBook ist aber ausschließlich der Browser. Fast alles läuft heutzutage in meinem Leben im Browser ab oder hat zumindest ein Webfrontend, das Programmen in nichts nachsteht. Dazu kommt. Mittlerweile dürften jedem klar sein, dass man Flash niemals wieder vermissen wird und die Idee, damit Videos im Browser abzuspielen, ziemlich dämlich gewesen ist. Das Browsen im Internet ist ungefähr so schnell wie auf meinem MacBook Pro und fühlt sich kein bisschen langsam oder eingeschränkt an. Das liegt auf der einen Seiten an der mittlerweile beachtlichen Leistung des Tablets und daran, dass es sich kaum eine Seite erlauben kann, nicht perfekt auf dem iPad angezeigt zu werden. Während das iPad 1 sich immer wie eine halbe Lösung angefühlt hat, denke ich beim iPad 4 eher umgekehrt: Surfen macht mir eindeutig mehr Spaß mit dem flachen Gerät von Apple.
Keyboard und Maus sind so 2006
Der Akku versorgt mein iPad im Betrieb 10 Stunden mit Strom. Es kann trotzdem auch mal eine Woche nur rumliegen und überrascht dann einem fast unveränderten Batterieanzeige. Ein Touchscreen als Tastaturersatz ist für mich mittlerweile kaum ein Problem mehr weil ich mich einfach daran gewöhnt habe. Dank dem Internetzugang über Wifi brauche ich auch keine USB-Anschlüsse oder ähnliches an meinem Gerät. In Sachen Geschwindigkeit bekommt man das iPad 4 in zweiter Generation kaum in die Knie. Man merkt, dass hier noch enorme Leistungsreserven vorhanden sind. Der absolute Hammer ist allerdings das Display mit seinen 2048 × 1536 Pixeln. Schriften und optimierte Grafiken, wie z.B. das MarcTV-Logo in diesem Blog, wirken knackscharf ohne dass man ansatzweise Pixel sehen könnte. Eine Kamera vorne und hinten erlauben außerdem bei Skype und vor allem FaceTime sehr gute Bilder. Letztens habe ich eine komplette Wohnungsbesichtigung nach London komplett über das iPad gemacht.
Büro und Sofa
Ich arbeite jeden Tag an einem MacBook Pro und mache die verrücktesten Sachen damit: GitHub, die Shell, meine IDE, Grafikprogramme wie Photoshop und den vollen Funktionsumfang von Google Drive wie Spreadsheets und Docs und vor allem echtes Multitasking mit zwei angeschlossenen Bildschirmen sind unerlässlich. Zu Hause jedoch will ich nicht schon wieder an so einem Gerät sitzen, wenn ich Sachen für mich mache. Dazu gehört bloggen, YouTube, Facebook oder einfach nur mal Surfen. Dies ist auch ein weiterer Grund, warum ich auf der Konsole statt am PC spiele: Maus und Tastatur sind, für mich, sehr eng mit der Arbeit verbunden.
PC Verkäufe gehen zurück
Natürlich werden PCs so schnell nicht komplett aussterben. Wir brauchen sie schließlich für komplexe Aufgaben zum Beispiel während der Arbeit. Aber für alles andere ist mir der Overhead einfach zu groß von einem echten Computer. Mittlerweile glaube ich deswegen, dass es eine echte Lücke zwischen Smartphone und PCs gibt und dass Tablets diese Lücke füllen werden. Ein anderer Aspekt ist, dass sich Kinder und Jugendliche kaum noch einen kompletten PC wünschen sondern im Prinzip alles über ihr Smartphone erledigen. die meisten haben nicht mal mehr eine E-Mail-Adresse sondern sagen mir dann: „Adde mich doch auf Facebook“ Das sind dann auch die Kunden, die sich später dann für ein iPad entscheiden könnten.
Warum Microsoft meint, dass man ein Betriebssystem wie Windows auf einem Tablet-PC benötigt, leuchtet mir nach zwei Jahren iPad Benutzung überhaupt nicht ein. Die Menschen dort können rein gar nicht über ihren eigenen Tellerrand schauen und verstehen offenbar nicht, dass Tablets eine eigene, neue Geräteklasse darstellen, an die auch andere Anforderungen gestellt werden. Wenn man nicht auf Photoshop, Finalcut oder eine Entwicklungsumgebung oder spezielle andere Tools angewiesen ist, so kann man diese Aufgaben meiner Meinung nach wunderbar mit einem verhältnismäßig günstigeren Tablet erledigen. Nicht zuletzt deswegen haben sich laut BITKOM die Tabletverkäufe alleine in diesem Jahr mehr als verdoppelt.
Die Anschaffung des iPad war für mich ein weiterer Schritt entlang des Verschlichter Dich-Prinzips. Denn neben der Reduzierung um Hardware kann man sich beim iPad durch das fehlende Multitasking immer schön auf eine Sache konzentrieren. Meine Mutter hat sich übrigens die Tage ein iPad Mini gekauft. Ohne dass ich davon wusste und sogar mit SIM-Karte. Erfahren habe ich davon durch den Facetime-Anruf.
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