Die Tage der PlayStation 4 sind gezählt. Sie wird 2020 durch die PlayStation 5 (kaufen) mit deutlich potenterer Hardware ersetzt. Im Gegensatz zur PlayStation 4 wird sie abwärtskompatibel sein.
Fast gleichzeitig hat Google mit Stadia eine Art „Netflix für Spiele“ angekündigt. Das funktioniert technisch so wie PS Now, RemotePlay auf der PS4 oder das abgesägte Onlive. Von Microsoft und Nintendo weiß man noch nicht konkret wie es weitergeht.
PlayStation 5 Spezifikationen
Hier die wichtigsten Fakten in Kurzform aus dem WIRED Interview mit dem Chef-Hardware-Architekten Mark Cerny von Sony. Er war bereits für die PlayStation 4 und PlayStation 4 Pro zuständig.
- 8-Kern AMD CPU 7nm Zen 2 (3. Generation Ryzen, vielleicht AMD Gonzalo)
- Ray-Tracing Unterstützung mit angepasster AMD Navi GPU
- AMD Unit für 3D Audio mit Ray Tracing
- Schnelle SSD (schneller als aktuelle PC-Technologie,
Spider-Man läd 19-fach schneller als auf der PS4 Pro.) - Unterstützung für 8K und wahrscheinlich Support für HDMI 2.1 mit VRR (GSync/FreeSync für TVs)
- Unterstützung für das erste PlayStation VR Headset
- Unterstützt physikalische Medien
- Abwärtskompatibel zur PlayStation 4
- Entwicklungskonsolen sind bereits bei den Entwicklern
- Die PS5 war bislang 4 Jahre in der Entwicklung
- Erscheint im Jahr 2020
Man kennt keine Details wie Taktzahl der GPU und CPU und auch nicht die Größe des verbauten Speichers. Wahrscheinlich will man der Konkurrenz nicht zu viel verraten.
Solid-State Disk und Abwärtskompatibilität
Zwei Fakten stechen besonders hervor: Die SSD und Abwärtskompatibilität. Die SSD als solche kennt man schon länger vom PC als ultra-schneller Alternative zur Festplatte. Meine drei letzten MacBook Pros hatten alle ein SSD verbaut und ich möchte sie niemals mehr gegen eine Festplatte austauschen. Aber in einer Konsole als Standard mit einer noch schnelleren Anbindung als aktuelle PCs sie haben ist eine Ansage. Damals hat man aber auch die 8 GB GDDR5 RAM der PS4 mit einem Einstiegspreis von 399 € für unmöglich gehalten. Microsoft wird sicherlich diesmal nicht den Fehler machen und statt mit Hardwarepower zu versuchen mit anderen Features zum gleichen Preis zu Punkten.
Die Abwärtskompatibilität ist der nächste wichtige Punkt. Und zwar nicht nur zur PS4 sondern auch zu PlayStationVR. Bei 100 Millionen verkauften PS4 Konsolen hat man sehr viele Leute, einfach aufrüsten wollen. Ich gehe persönlich davon aus, dass die PS4-Spiele auch in irgendeiner Form die größere Power der PS5 nutzen werden. Dieses Feature wird also sehr viele Einheiten verkaufen.
Stadia: Googles Game Streaming Service
Auch hier ist AMD mit an Board und liefert die Hardware. Hier allerdings für die Streaming-Server mit folgenden Spezifikationen:
- Angepasster AMD x86 CPU @2.7GHz
- Angepasste AMD GPU mit 10.7 Teraflops (liegt über den 6 Teraflops der Xbox ONE X)
- 16GB of RAM
- Linux-OS
Vor allem die Grafikleistung ist beeindruckend, die Google hier bereitstellt. Wahrscheinlich wird die PlayStation 5 über diesen Spezifikationen liegen. Trotzdem würde ein Grand Theft Auto 5 sicher in 4K bei 60 FPS laufen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Spiele als Videostream über das Internet geschickt werden. Die Clients brauchen keine schnelle CPU oder GPU. Es reicht ein ChromeBook, MacBook oder sogar Handy um Google Stadia nutzen zu können.
Input-Lag bei Cloud Gaming
Wer schon mal Online-Spiele gespielt hat, weiß wie stark sich kleinste Probleme bei der Übertragung von Daten über das Internet auf das Spiel auswirken. Da hier der Client aber keine Berechnung übernimmt, passiert alles auf dem Server und somit führt ein kleiner Abriss der Verbindung sofort zum Stillstand des Bildes. Die Achillesferse ist also die Internetverbindung zum Google-Server.
Digital Foundry hat mit Assassins’s Creed Odyssey bei Project Stream rausgefunden, dass das Input Lag mit einer Xbox ONE X mit 179ms nur 34ms geringer ist als das von Project Stream. Gehen wir mal davon aus, dass Google hier noch mehr optimiert und unsere Leitungen in den nächsten Jahren nicht schlechter werden, ist dieses Problem meiner Meinung nach tatsächlich zu vernachlässigen.
Außer es geht um Spiele wie Dark Souls, Rocket League oder schlicht um Jump’n’Runs. Bei diesen Spielen geht es um genau diese Millisekunden. Ebenfalls würde ich einen schnellen Shooter wie Fortnite nicht mit unnötig viel Lag spielen wollen.
Entscheiden werden Preis und Spiele
Google und Sony sind nicht das Deutsche Rote Kreuz der Gaming-Branche. Sie wollen beide damit Geld verdienen. Das selbe gilt für Microsoft und Nintendo. Ein Abo in der Stadia Cloud muss sich genau so wie die PS5 zumindest auf Dauer rechnen.
Ein Beispiel: Mein Netflix-Account kostet im Monat ca. 15 € und man kann dort alle Serien und Filme sehen, die es dort gibt. Diese Summe bezahle ich gerne weil es keinen vergleichbaren Dienst gibt, der für mich entsprechende Leistung bietet. Ich kann nicht 400 € bezahlen und damit in besser Qualität die selben Serien und Filme schauen. Läge das Abo bei 30 €, würde ich es mir schon überlegen ob nicht Amazon Prime doch reichen würde. Das übertragen auf Stadia würde für mich bedeuten, dass ich bei 15 € für alle Spiele dabei wäre.
Aber PlayStation Now, der aktuelle Game-Streaming Dienst von Sony für PC und PlayStation 4, kostet 14,99 €. Doch niemand den ich kenne, nutzt diesen Dienst. Das liegt an dem meiner Ansicht nach wichtigsten Punkt: Den exklusiven Spielen.
Ohne Systemseller wird kein Stadia Abo verkauft
Wäre Google Stadia eine Konsole so wie die PlayStation 4 mit mehr Leistung, dann würde ich mich fragen welche Spiele es dafür aktuell gibt. Google sagt aktuell: Die müssen noch entwickelt werden. Liebe Entwickler, kommt zu uns, wir machen euch ein tolles Angebot. Ich gehe davon aus, dass Electronic Arts und Ubisoft ihre Multiplattform-Titel wie Assassin’s Creed und Fifa für Google Stadia bringen werden. Aber mir reicht das nicht.
Ich kaufe eine Konsole, egal ob von Google, Microsoft, Sony oder Nintendo, wegen den exklusiven Spielen. Manchmal reicht ein Titel wie Breath of the Wild nicht aus, damit ich die Konsole danach behalte. Manchmal ist es eine ganze Spieleserie, die mich an die Konsole bindet wie damals Gears of War und Halo auf der Xbox 360. Auf der PlayStation 4 waren es Bloodborne und Horizon Zero Dawn. Google muss hier genau so wie Microsoft einen extremen Anreiz finden, um im Haifischbecken der Konsolen Fuss zu fassen.
Bedient Google die Gelegenheitsspieler?
So wie die Nintendo Wii für kurze Zeit die Zielgruppe der „Non-Gamer“ versucht hat zu erfinden, denkt man sich bei Google sicherlich, dass alle nur drauf warten, ein Abo abzuschließen um ab und zu mal zu daddeln. Dafür benötigt man aber irgendein Endgerät und ein Joypad. Wenn man so weit geht, dann kann man sich auch gleich ein SNES Mini kaufen und ist wahrscheinlich sehr glücklich damit. Oder Sony senkt den Preis der PlayStation 4 auf 100 € und schenkt uns PlayStation Now im PSN-Plus Abo (unter 5 € im Monat) dazu. Und gäbe es dann eine Stadia-App für PlayStation, Xbox und Switch? Wahrscheinlich hätten die Hersteller daran kein Interesse und würden das blockieren.
Sony und Cloud Computing
Sony betreibt seit längerem mit PS Now einen Spiele-Streaming-Dienst. Für die Architektur selber hat Sony aber keine Pläne, diese mit „The Power of the Cloud“ zu unterstützen. Mark Cerny ist der Lead System Architect für die PlayStation 4 und 5. Ein Zitat aus dem Interview von 2013 mit IGN passt hier zum Thema sehr gut:
It’s possible to do computing in the Cloud, PlayStation 4 can do computing in the Cloud. We do something today: Matchmaking is done in the Cloud and it works very well. If we think about things that don’t work well… Trying to boost the quality of the graphics, that won’t work well in the Cloud.
Mark Cerny
Meine Meinung
Die Ankündigung der PlayStation 5 mit den hohen Hardware-Spezifikationen löst bei mir mehr Euphorie aus als ein Google Stadia Abo. Ich denke nicht, dass mich die Spiele von Google wirklich interessieren würden.
FromSoftware wird kein Dark Souls-eskes Spiel dafür veröffentlichen und ein Uncharted von Naughty Dog wird das dafür sicherlich auch nicht geben. Für Halo wäre mir das Lag zu hoch und dafür würde ich mir dann eine Xbox ONE ohne Laufwerk für 100 EUR zulegen. Ob Google nun aber YouTube intelligent einbindet und dort die Konsumenten von Let’s Plays zu Spielern konvertieren kann, wird sich zeigen. Ich werde da sicherlich nicht zugehören.
Für Spieler im allgemeinen könnten die Zeiten allerdings nicht besser aussehen. Man hat die Wahl zwischen Switch, Handy, PC, Xbox und PlayStation und bald auch Cloud-Lösungen von Google, NVidia und Microsoft. Große Singleplayer-Spiele werden glücklicherweise immer noch produzieren. Und zwar weil sie einen Markt haben und gekauft werden. Diese Spiele wird es auch 2020 noch geben. Primär aber auf den Konsolen.
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