Der Anbernic RG351V (kaufen) ist ein Emulations-Handheld, der einem Nintendo Game Boy ähnelt. Zusätzlich wurde ein großer Bildschirm mit dem Seitenverhältnis eines Röhrenfernsehers verbaut. Die Leistung wurde im Gegensatz zum Odroid Go und erst kürzlich vorgestellten Anbernic RG351M nicht erhöht. All diese Geräte aus China setzen nach wie vor auf den Rockchip. Ob das ein Problem ist und welche Unterschiede es außerdem gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Horizontale und vertikale Handhelds
Es gibt zwei Arten von tragbaren Konsolen: eine horizontale und vertikale Bauform. Horizontal aufgebaut sind alle modernen Handhelds von PlayStation Portable, PS Vita bis hin zur Nintendo Switch. Vertikale Geräte sind meist älter und deutlich in der Unterzahl. Beispiele sind der ursprüngliche Nintendo Gameboy und der Gameboy SP. Als Retrokonsole gab es noch das GPi Case. Der Grund, warum diese Bauform selten verwendet wird, liegt im wahrsten Sinne auf der Hand: moderne Spiele benötigen mindestens ein paar Schultertasten wie R1 und L1. Diese sind auf vertikalen Handhelds schwer sinnvoll zu positionieren.
RG351M und RG351V im Vergleich
Technische Daten und Leistung
Wie beim Odroid Go und dem RG351M ist bei emulierten Spielen für die Playstation 1 spätestens die Leistungsgrenze erreicht. Glücklicherweise ändert daran der höher aufgelöste Bildschirm nichts. Super Nintendo, Mega Drive, Gameboy Advance und Playstation sind bis auf weniger Ausnahmen mit voller Geschwindigkeit spielbar. Dreamcast, N64, PSP und Nintendo DS sind für mich auf allen Rockchip Handhelds nicht spielbar. Eine genauere Untersuchung meinerseits findet man im Odroid Go Advance Artikel. Leider kann der besser Akku durch den höheren Stromverbrauch des größeren Bildschirms nicht ausgespielt werden und bleibt ebenfalls gefühlt gleichauf.
RG351M | RG351V |
---|---|
CPU : RockChip RK3326 1,3 Ghz GPU : Mali-G31 Dvalin | CPU : RockChip RK3326 1,3 Ghz GPU : Mali-G31 Dvalin |
1GB (DDR3L 786Mhz) | 1GB (DDR3L 786Mhz) |
MicroSD (kaufen) Slot | 2x MicroSD (kaufen) Slots |
3.5 Klinke für Kopfhörer, Stereo-Lautsprecher | 3.5 Klinke für Kopfhörer, Mono-Lautsprecher |
Li-Polymer 3500mAh für 5 Stunden Laufzeit | Li-Polymer 3900mAh für 5 Stunden Laufzeit |
480×320 Pixel (3:2) | 640×480 Pixel (4:3) |
schwer durch Aluminium | leicht durch Kunststoff |
Preis: teuer | Preis: teuer |
Der Bildschirm ist der Star des RG351V
Wenn man erst den RG351M und dann den RG351V in den Händen hält, ist nach dem Formfaktor der Bildschirm der als Nächstes auffällt. Dieser ist nicht nur etwas größer, sondern besitzt mehr als fast doppelt so viele Pixel. Zusätzlich ist das Seitenverhältnis 4:3 wie bei einem alten Röhren-Fernseher. Das bedeutet, dass TV-Konsolen wie die PlayStation, Super Nintendo und Mega Drive den Bildschirm komplett ausfüllen. Zu guter Letzt werden dadurch auch wirklich alle Pixel der emulierten 4:3 Titel dargestellt. Es ist also nicht primär die Größe, sondern vor allem die Anzahl der Pixel, die hier den Unterschied macht.
Ich hatte anfangs beim RG351V in allen Spielen ein störendes Ruckeln festgestellt. Da es alle Emulatoren betraf, lag es definitiv nicht an der Emulationsleistung. Die Aktivierung der Option „Sync to Exact Content Framerate“ in „Settings“ – „Video“ und dann Speichern unter „Configuration“ löste das Problem.
Die Verarbeitung ist schlechter als beim RG351M
Der RG351M setzt die Messlatte sehr hoch. Wie in der Rezension zum Edel-Handheld erwähnt, fühlt dieser sich wie ein offizielles Produkt von Nintendo an. Schließlich ist er aus Aluminium. Der RG351V ist hingegen aus Kunststoff. Dadurch ist er auch angenehm leicht.
Vibrationsmotor, ein gutes Steuerkreuz aber nur ein Analogstick
Das große Steuerkreuz und die hochwertigen Buttons des RG351M wurde übernommen. Dafür besitzt der Gameboy-Zwilling nur einen Analogstick. Das ist nicht weiter tragisch da Nintendo 64 Spiele wie Zelda – Ocarina of Time ohnehin nicht gut genug darauf laufen, um spielbar zu sein. Die Vibrations-Funktion ist bei mir immer ausgeschaltet, obwohl sie wie im RG351M vorhanden ist.
Monolautsprecher und kein analoger Lautstärkeregler
Leider hat der RG351V keine Komfortfunktionen von seinem Aluminiumbruder geerbt. Er besitzt nur über den 3,5 Klinke Kopfhörer Stereoklang und die Lautstärke ist ein digitaler Regler, der von dem verwendeten Betriebssystem unterstützt werden muss.
Die Schultertasten sind die Achilles Verse
Wie eingangs erwähnt, haben vertikale Handhelds das Problem die Schultertasten zu positionieren. Das trifft auch den RG351V. Die Spiele für das Super Nintendo und die Sony Playstation nutzen die Schultertasten in fast jedem Spiel. Ob man nun bei Super Metroid diagonal zielen möchte oder bei Metal Gear die Gegenstände durchschaltet: Man braucht L1, R1 und sogar L2 und R2 öfters als man denkt. Während sie beim RG351M wie bei einem modernen Controller bequem zu erreichen sind, sind die beim horizontalen Bruder eng beieinander und viel höher platziert. Die Lösung ist an sich clever und funktioniert. Allerdings ist zumindest eine längere Eingewöhnungsphase notwendig. So richtig komfortabel fühlt es sich bei mir auch nach 3 Wochen nicht an.
RG351V: zwei microSD Slots, zwei USB-C Buchsen, Klinkenstecker und oben rechts Power- und Reset-Knopf.
Zwei Micro-SD Slots und Wifi-Modul
Man könnte im zweiten microSD-Slot die ROMs laden und im ersten flexibel das Betriebssystem wechseln. Diese Funktion nutze ich selber nicht. Dafür bin ich froh über das WLAN-Modul, wodurch RetroAchievements unterstützt werden.
Unterstützung durch AmberELEC
Glücklicherweise wird der RG351V seit Kurzem durch das meiner Meinung nach besten Betriebssystem unterstützt: AmberELEC (runterladen). Ein minimalistisches Interface Design, Ruhemodus auf Knopfdruck, RetroAchievements sowie tägliche Updates machen es für mich zur besten Softwarelösung für die tragbaren Konsolen von Anbernic.
Tipps und Tricks
Am Ende gibt es nur einen Sieger
Nach mehreren Wochen mit dem RG351V und RG351M im direkten Vergleich steht fest, dass der RG351V (kaufen) trotz seiner gewöhnungsbedürftigen Schultertasten der bessere Handheld ist. Der Bildschirm macht durch die höhere Auflösung den entscheidenden Unterschied. Endlich können Playstation und Super Nintendo Spiele nahezu Pixel für Pixel wiedergegeben werden. Selbst die 16:9 Gameboy Advance Spiele sehen darauf trotz der schwarzen Balken oben und unten nicht merklich schlechter aus.
Wenn man hauptsächlich Gameboy Advance Spiele spielt und sich nicht an die Schultertasten gewöhnen kann, sollte man ganz klar weiterhin zum RG351M greifen. Alle anderen sollten sich den Anbernic RG351V (kaufen) genauer anschauen. Allerdings wäre ein RG351M mit dem besseren Bildschirm des RG351V die ideale Kombination. Denn der RG351V ist nicht wegen, sondern trotz seiner ergonomischen Nähe zum Gameboy ein ausgezeichneter Handheld.
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