Steve Jobs ist gestern gestorben. Ich habe heute überlegt, ob ich auch etwas dazu schreiben soll. Heute meinte einer meiner Kollegen im Büro:
Steve ist doch nur ein guter Geschäftsmann gewesen.
Wenn ich mir aber rückblickend angucke, was für einen Einfluss seine Produkte auf mein Leben hatten, dann muss ich einfach etwas dazu schreiben.
Hass
Es fing nicht gut an mit Apple und meiner Wenigkeit: Zuerst habe ich mich über die geringe Auflösung des iPod Video lustig gemacht. Danach habe ich mir einen iPod Classic gekauft und den Artikel geschrieben, der unter Themen, die nichts mit Videospielen zu tun haben, absolut gesehen die meisten Hits generiert hat und dies nach wie vor tut: iPod ohne iTunes mit WinAmp. Kurz danach wechselte Apple ihre CPU Technologie auf x86 und somit auf Intel-Prozessoren. Der Werbesport suggerierte damals, dass mein Nicht-Mac-PC sich nicht über seine Intel CPU freuen dürfte worauf ich mich etwas aufgeregt habe: Unsere Intel-PCs sind also scheisse. Als Strafe ging erstmal die Festplatte von meinem iPod Classic kaputt worauf ich erstmal einen Hassartikel auf den Apple Support geschrieben habe. Ich hatte von Apple Produkten absolut die Schnauze voll und habe jeden für bekloppt er klärt, der sich diese überteurten Produkte antut.
Defloration
Meine Defloration (Danke Ben für den Begriff) erfolgte dann erst im Jahre 2008 durch mein erstes MacBook Pro von Apple. Zuerst habe ich das fehlende Maximieren der Fenster bemängelt, dann die Position des »@« auf der Tastatur und zu guter Letzt wollte ich auch noch WinAmp zurück weil iTunes mir nicht gefallen wollte. Windows Vista habe ich damals selbstverständlich sofort parallel zu MacOSX mit BootCamp installiert. Denn so ganz trauen konnte ich diesem MacOSX ja irgendwie nicht.
Konsum
Heute besitze ich ein iPhone, ein iPad, nutze im Büro ein MacBook Pro mit SSD und schreibe diese Zeilen auf dem MacBook Air meiner Freundin. Ich freue mich wie ein kleines Kind, wenn ich per AirPlay Videos von meinem iPhone auf meiner Boxee Box wiedergeben kann. Und ich bin der Meinung, dass Apple und somit auch Steve Jobs so viel für die Rolle des Computers getan hat wie Google für das Internet. Dank dem Mac gehören Dinge wie „RegCleaner“, „Defragmentierung“, „Treiber“ oder „DLL Datei XY wurde nicht gefunden“ der Vergangenheit an. Ich habe mich an den Might Finder und Spotlight (Achtung, Ohrwurm!) genau so gewöhnt wie an iTunes und Time Maschine. Es macht einfach alles so verdammt viel Sinn, wenn man erstmal diese Produkte längere Zeit benutzt hat. Letztendlich geben das die I’m a Mac TV-Spots aus den USA ziemlich gut wieder.
Und im Prinzip wurde einfach alles sinnlose am Computer weggelassen und man fragt sich, warum PCs nicht schon immer schon so funktioniert haben. Gerade wenn der Personal Computer kein Spielzeug mehr ist sondern ein Werkzeug, auf das man jeden Tag angewiesen, um die Arbeit zu erledigen, für die man bezahlt wird. Das lustige ist, dass ich diesen Prozess bei vielen Leuten beobachten konnte: Man lehnt so lange Apple Produkte ab – bis man eines hat. Nur gute Computermäuse konnte Steve meiner Ansicht nach nicht bauen.
Perfektion
Apple hat außerdem dafür gesorgt, dass das Internet in unserer Hosentasche benutzbar geworden ist. Dazu haben sie ein Interfaces erschaffen, die einfach funktionieren und dabei eine ganz eigene Ästhetik besitzen. Ich bin mittlerweile der Auffassung, dass ich zu den wenigen Personen gehöre, die auf einen Blick 30 von 60 Bildern pro Sekunde unterscheiden können und das Flimmern von Plasmabildschirmen wahrnehmen. Bei Apple müssen aber auch Personen arbeiten, die dies können denn nur dort hat man von Anfang an erkannt, dass Interfaces butterweich und ohne Ruckeln bedienbar sein müssen. Dank ihm wurde endlich Flash als Browsertechnologie nicht nur in Frage gestellt sondern endlich fast abgeschafft. Der Perfektionismus bis ins Detail und die wiederkehrenden Aha!-Effekte beeindruckt mich immer wieder tief und hat dazu geführt, dass ich gerne in diese Geräte investiere weil ich keine Lust mehr habe, mich über Probleme zu ärgern, die ich ohne sie nicht gehabt hätte. Das deckt sich in etwa aus den selben Gründen mit meiner Überzeugung, dass Konsolen die besseren Spielgeräte sind: Hard- und Software passen dort zusammen und bilden eine Einheit.
Vielleicht ist es gar kein Zufall, dass ich nicht nur das Design meines Blogs immer weiter reduziert sondern gleich mein ganzes Leben verschlichtert habe.
Steve Jobs
Und dann setzt man sich plötzlich mit der Person hinter dem ganzen Zirkus außeinander: Steve Jobs. Er schraube in der Garage an seiner Vision von einem besseren Computer und wurde damit sehr erfolgreich. Dann hat ihn der Aufsichtsrat seiner eigenen Firma gekündigt worauf hin er ganz von vorne anfangen musste. Er hat dann Pixar mit aufgebaut und mit der Firma NeXT an seiner Vorstellung von einem guten Betriebssystem weitergemacht. Die wurde dann von Apple wieder aufgekauft und er war wieder CEO von Apple Inc. Dann konnte ihn am 6.10. 2011 nur noch seine Krankheit stoppen: Krebs. Den besten Nachruf für den Tod von Steve Jobs kann eigentlich nur eine Person geben: Steve Jobs selbst:
Danke Steve. Vor allem für deine Alternativen.
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