Hinweis: Es gibt mittlerweile den deutlich besseren Anbernic RG351V.
Du willst einen Super Retro GameBoy haben, auf dem Du Super Mario World, Sonic the Hedgehog und sogar Ridge Racer spielen kannst? Und das für unter 100 € mit der Freiheit eines Raspberry Pi im GPi Case? Ich zeige Dir, wie man diesen Traum Wirklichkeit werden lässt.
Was braucht man für den Retro GameBoy?
- GPi Case (kaufen)
- Raspberry Pi Zero W und nicht WH! (kaufen)
- Aufladbare Batterien zum Beispiel Eneloop (kaufen)
- Kleine SD-Karte (kaufen)
Nur ein Gehäuse mit Tasten und Bildschirm
Tragbare Spielkonsole mit Emulatoren für Super Nintendo bis Game Boy gibt es mittlerweile einige. Von der gehackten PS Vita bis hin zur Nintendo Switch mit RetroArch. Allerdings fehlt diesen Lösungen entweder der optische Charme, sie sind zu kostspielig oder sind nicht flexibel genug. Das GPi Case ist nur ein tragbares Gehäuse mit Batteriefach und IPS Bildschirm für einen Raspberry Pi Zero. Jedoch erfüllt es meiner Meinung nach alle diese Punkte. Der Hersteller Retroflag hat es geschafft, dass sich der GPi anfühlt wie ein kleiner, echter GameBoy. Die Qualität des IPS Panels ist absolut ausreichend und liegt eher auf dem Niveau einer PS Vita und nicht des alten GameBoy Advance SP.
Software: Recalbox, RetroPie, Batocera oder Lakka?
Es gibt viele Softwarelösungen für den Raspberry Pi Zero, die für kleine Bildschirme optimiert sind. Wenn man aber das echte Konsolen-Feeling haben möchte, weil alles abgestimmt aufeinander sofort funktionieren soll, dann bekommt man nach meinen Tests nur halb fertige Lösungen von den großen Distributionen Recalbox, Lakka (RetroArch) und Retropie. Egal welche Version man sich als Basis installiert, immer wieder gab es Probleme. Bei Recalbox liefen keine PlayStation Spiele und die Oberfläche lad die Vorschaubilder nur sehr zögerlich, Lakka startet zwar am schnellsten aber war nicht den 320 × 240 Pixel Bildschirm optimiert. RetroPie zeigte hingegen Artefakte beim Scrolling durch suboptimale Skalierung der Pixelausgabe. Batocera fehlte der PlayStation Emulator und alle Spiele wurden einfach auf 100 % des Bildschirms skaliert. Kann man alles irgendwie konfigurieren aber das muss nicht, weil es eine Alternative gibt.
Fündig wurde ich dann bei einem angepassten Image von RetroPie namens Super RetroBoy speziell für das GPi Case (runterladen). Hier hat man sich Zeit genommen und jede Einstellung ohne Kompromisse optimiert. Das Resultat ist eine breite Kompatibilität mit vielen Systemen und bestmögliche Ausnutzung der verfügbaren Pixeldichte. Nach Angaben der Entwickler war das beeindruckende Ergebnis nur durch viel Ausprobieren und Testen möglich.
Liste der von mir getesteten Systeme unter Super RetroBoy
Nicht alle Systeme sind sinnvoll im GPi Case emulierbar. Zum Beispiel ist Mario 64 ist leistungstechnisch aber vor allem wegen des fehlenden analogen Sticks kein Spiel für den Super RetroBoy. Vor allem 8-Bit Systeme wie NES, GameBoy, Master System II, Sega Game Gear. Aber auch Mega Drive und Neo Geo laufen einwandfrei.
Emuliertes System | Spielbar |
---|---|
Game Boy | ok |
Game Boy Color | ok |
Nintendo Entertainment System | ok |
Master System II | ok |
Game Gear | ok |
PC Engine | ok |
Mega Drive | ok |
Mega-CD | ok |
Neo Geo | ok |
Neo Geo Pocket Color | Manche Titel ruckeln |
Super Nintendo | L+R Tasten schlecht erreichbar Manche Spiele ruckeln Grafikfehler Soundaussetzer Keine FX-Chip Emulation (Star Fox oder Yoshis Island) |
Game Boy Advance | L+R Tasten schlecht erreichbar Manche Spiele ruckeln Grafikfehler Soundaussetzer |
Sega 32x | Grafikfehler Soundaussetzer Unspielbar |
PlayStation | Nur frühe Spiele wie THPS2, Ridge Racer, Crash Bandicoot usw. laufen L+R Tasten schlecht erreichbar |
Speicherpunkte und RetroAchievements Unterstützung
Speicherpunkte oder besser gesagt „Savestates“ erlauben das Speichern und Laden von Zuständen des ROMs im Emulator. Sehr praktisch für schwere Titel. Für Dark Souls erprobte Spieler sind diese im Hardcore Modus für RetroAchievements natürlich deaktiviert. Leider werden nur die 8-Bit Konsolen unterstützt. Beim SNES und PlayStation funktionierten sie bei mir unter Super RetroBoy leider nicht.
Probleme mit dem GPi Case
Auch wenn Super RetroBoy die ideale Software für den GPi ist, kann sie einige Probleme mit dem GPi Case nicht retten.
2 Stunden Batterielaufzeit
Nicht mal 2 Stunden halten die guten aufladbaren Eneloop Batterien (kaufen) im GPi Case. Es sorgt das für echtes Retrofeeling die Batterien zu wechseln. Glücklicherweise ist ein Stromkabel dabei. Dies erlaubt die Versorgung mit Energie auch ohne Strom. Das ermöglicht einen Batteriewechsel.
Screen-Tearing
Egal wie oft man die Kontakte des Raspberry Pi Zero mit Alkohol säubert: der Screen reißt beim vertikalen Scrollen öfters mal ein. Angeblich liegt dies daran, dass die Bildschirmausgabe um 180 Grad gedreht werden muss. Bislang gibt es dafür keine Lösung
Unscharfe Pixelskalierung
Ein GameBoy von 1989 hat nur eine Auflösung von 160 × 144 Pixel. Damit das GPi Case dies ohne Interpolation anzeigt, darf das Bild nicht einfach auf die 320 × 240 nativen Pixel des GPi gestreckt werden. Selbst, wenn es ein Vielfaches möglich ist, wie 160 × 144 * 2 = 320 × 288 würden oben und unten Pixel abgeschnitten werden. Kurzum: es ist nicht möglich, alle Systeme ohne Interpolation sinnvoll auf dem Bildschirm dazustellen. Einzig das MegaDrive passt mit seinen 320×224 Pixel fast „pixelperfect“ auf den Bildschirm. Das Super Nintendo ist ein Spielverderber mit seinen 256 × 224 Pixel.
Position der L und R Buttons
Nicht nur die zu geringe Leistung des Raspberry Pi Zero behindert das Spielen PlayStation und GameBoy Advance Titeln. Viel mehr schränken die nicht wirklich nutzbaren Knöpfe für L und R auf dem Rücken des Gerätes die Benutzung ein. Driften bei Super Mario Kart Advance? Nicht möglich. Super Metroid auf dem SNES im Endgame spielen? Wird schwierig.
Lange Ladezeiten
Vom Einschalten bis ins Menü benötigt man 50 Sekunden. Das Starten eines Spiels braucht egal ob GameBoy oder PlayStation 20 Sekunden. Somit ist dies keine Konsole für die Toilette. Es gibt auch keinen Standby-Modus. Mehr dazu sieht man in meinem YouTube Video vom GPi Case.
Hotkeys unter Super RetroBoy
In den Spielen gibt es Tastenkombinationen für bestimmte Befehle.
Hotkey | Funktion |
---|---|
Select + L | Savestate laden |
Select + R | Savestate speichern |
Select + X | RetroArch Menü |
Select + Y | Bilder pro Sekunde anzeigen (FPS) |
Select + A | Vorspulen |
Select + B | Reset |
Select + Y | PSX: Menü hoch in PCSXreARMed |
Select + X | PSX: Menü runter in PCSXreARMed |
Start + Select | Zurück in die Spieleauswahl |
GPi Case mit Super RetroBoy ist einzigartig gut
Mit dem geringen Preis ist der Super RetroBoy im GPi Case (kaufen) eine tolle Spielerei. Mit den Eneloop Batterien (kaufen) kann man ihn auch ein paar Wochen herumliegen lassen. Klar, systembedingt kann man einige Titel wie Yoshi’s Island oder Mario 64 nicht spielen. Und auch die L und R Buttons sind nervig. Aber für mit den Spielen ohne diese Anforderung kann man viel Spaß mit Titeln Tetris, Super Mario Land und Super Mario World haben. Das RetroPie Community Image „Super RetroBoy“ speziell für den GPi Case gibt es ohne Spiele zum freien Download. Das GPi Case selbst mit Raspberry Pi kann man bei Onlinehändlern überall kaufen.
Noch besser ist allerdings der RG351V von Anbernic. Der sieht ebenfalls aus wie ein Gameboy aber ist deutlich komfortabler.
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