Die Zukunft der Computerspiele ist da: Statt die Spiele auf der heimischen Konsole oder dem PC zu installieren werden diese nun komplett auf Servern im Internet ausgeführt und als interaktives Video zum Nutzer gestreamt.
Man spart sich als Nutzer die Anschaffung neuer Hardware denn ein Video wiedergeben kann sogar mein Asus EeePC. Optional kann man bald auch gleich die OnLive Box kaufen die dann direkt an den Fernseher angeschlossen wird und mit einem Joypad daher kommt. Das Prinzip ist in meinen Augen aber noch lange keine echte Alternative zur Konsole oder zum SpielePC.
Doppelte Input-Latenz
Das größte Problem fällt sofort auf, nachdem man die ersten Schritte im Spiel gemacht hat: Das Lag. Da der Input des Spielers erst zum Server geschickt, dort ausgewertet und die Auswirkung auf das Spiel als Video encodiert und dann wieder zum Spieler geschickt werden muss, ist diese Verzögerung deutlich zu spüren. Man gleicht diese Latenz nach einiger Zeit durch vorausschauendes Spielen etwas aus aber da die aktuellen Spiele auf Onlive alle samt in erster Linie für die direkte Steuerung ausgelegt sind, ist das schon ein Spaßkiller.
Anders bei herkömmlichen Onlinespielen wie World of Warcraft oder Halo steuert man die Aktionen auf dem Server und nicht zuerst bei sich damit sie dann mit einem zentralen Server abgeglichen werden. Das heißt, das gefühlte Lag verdoppelt sich weil das visuelle Feedback des Inputs erst noch zurück gesendet werden muss. Ein entscheidender Unterschied in meinen Augen der besonders für Spiele, die als lokale Anwendungen mit praktisch null Latenz entwickelt wurden, nicht optimal ist.
Die Grafik
Dafür ist die Grafik wirklich beeindruckend. Besonders extrem ist dieser Effekt, wenn man statt dem MacBook Pro tatsächlich mal den betagten EeePC dafür benutzt um dann darauf Batman – Arkam Asylum zu spielen. Der EeePC wäre niemals dazu in der Lage diese Grafik selber zu berechnen. Man sieht zwar auch auf dem MacBook Pro besonders bei schnellen Bewegungen deutliche Kompressionsartefakte und das Bild wirkt etwas verschwommen aber trotzdem war ich überrascht wie gut die visuelle Qualität tatsächlich ist. Und für Leute, die anderen Personen gerne beim Spielen zu gucken, gibt es einen eigenen Bereich in dem man anderen beim Spielen zugucken darf. Das hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht weil man sieht, wie unterschiedlich die Spiele erlebt werden. Ferner bekommt man auch einen tieferen Eindruck vom Spiel und kauft es ggf. dann eher weil man das auch mal selber spielen möchte.
Außerdem laufen die Spiele nicht mit maximal möglichen Details. Anscheinend haben die OnLive-Server aktuell nicht die best-mögliche Hardware verbaut. Danke an den Kommentartoren Primer für den Link.
Was mir auch sehr negativ aufgefallen ist: Es gibt nur PC-Spiele. D.h. keine Marken wie Heavy Rain, Halo, Gears, Metal Gear, Bayonetta usw. Weiterhin ist die generelle Auswahl auch nicht gerade überwältigend aber das kann ja noch kommen.
Das Problem sind die Kosten
Nun aber genug über die Unzulänglichkeiten gemeckert – denn die kann man mit der Zeit und dem unaufhaltsamen technischen Fortschritt in den Griff bekommen. Aber genau da liegt für mich auch das Problem an dem Konzept von Diensten wie OnLive. JETZT ist das ganze keine Alternative weil die Technologie einfach nicht so weit ist. Eine Xbox360 ist im Moment schon für 150 EUR zu bekommen. Und Batman kostet bei OnLive auch 39$ – während man die Xbox360 Version schon für deutlich weniger bekommen kann. Dafür dann auch ohne Lag, ohne Ruckler durch die Verbindung zum Internet und 5.1 Sound und in HD. Theoretisch könnte das Onlive in ein paar Jahren mit schnelleren Glasfaser-Verbindungen und angepasster Software in den Griff bekommen. Aber wo stehen dann technisch die Konsolen? Die Entwicklung geht auf beiden Seiten weiter und vielleicht ist dann die Grafik doch nicht mehr so einfach in der Cloud zu berechnen oder es gibt anderer Alleinstellungsmerkmale wie eine spezielle Steuerungseingabe wie Kinect oder Move.
Aber eines steht fest: Diese Entwicklung wird nicht spurlos an dem Spielemarkt vorbeiziehen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass gewisse Spiele so wirklich gut funktionieren könnten und das ein Markt für so etwas existiert, der das System am Leben hält. Cloud Gaming wie Onlive wird seine Nische finden so wie die Wii oder iPhone-Spiele die Ihre gefunden haben.
Schreibe einen Kommentar