In Diskussionen um das Thema Videospiele wird oft ein Argument ins Feld geführt: Konsolen sind genauso wie PC-Spiele kein Geschäftsmodell der Zukunft mehr. Denn Mobile Games als Marktsegment sind um ein Vielfaches größer und werfen mehr Gewinne ab. Also sollten Microsoft, Sony und Nintendo ab jetzt Mobile Games entwickeln?
Mobile Games: Entwicklung und Anpassung an Mobilgeräte
Mobile Games sind Videospiele, die speziell für Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets entwickelt wurden. Im Gegensatz zu Konsolen- und PC-Spielen, die auf leistungsstärkeren und spezialisierten Geräten wie Spielkonsolen und Personal Computern gespielt werden, sind Mobile Games für die weniger leistungsfähige Hardware und die Touchscreen-Schnittstelle von Mobilgeräten optimiert. Meistens sind das Multiplayer Online Battle Arena (MOBA) oder simple Aufbau- oder Strategiespiele, die sich einfach mit dem Finger steuern lassen.
Geschäftsmodelle und Plattformunterschiede zwischen Mobile und Konsolen/PC-Spielen
Mobile Games nutzen andere Geschäftsmodelle als Konsolen- und PC-Spiele. Während Konsolen- und PC-Spiele häufig als einmalige Käufe oder über Abonnementdienste vertrieben werden, sind viele Mobile Games kostenlos (Free-to-Play oder Freemium) und generieren Einnahmen durch In-Game-Käufe und Werbung. Dabei funktionieren viele dieser Spiele wie ein Glücksspielautomat, bei dem man Geld einwerfen muss, damit zum Beispiel „Cooldowns“ kürzer werden. Deswegen haben Mobile Games den schlechten Ruf von Pay-to-Win. Konsolenspiele haben meist einen definierten Anfang und ein Ende, während viele Mobile Games auf kontinuierliche Engagement und regelmäßige Updates ausgerichtet sind, um Spieler langfristig zu binden. Auch Konsolen und PC-Spiele nutzen Gaming-as-a-Service (GaaS) bei Titeln wie Destiny oder World of Warcraft. Allerdings spielen besonders bei Nintendo und Sony exklusive AAA Spiele eine große Rolle. Das sind Spiele mit dem höchsten Entwicklungsbudget und den meisten Ausgaben für Werbung, die nur für eine Plattform erscheinen und dadurch die Hardware verkaufen. Beispiele sind die Mario und Zelda-Spiele für die Switch und Spider-Man und Horizon-Spiele für die PlayStation.
Der wichtigste Unterschied ist jedoch, dass die Konsolenhersteller die Plattform bereitstellen und das beim Verkauf der Spiele einkalkulieren. Deswegen wird die Konsolenhardware am Anfang einer Generation durch die Hersteller subventioniert. Das Ziel ist, mit den Spielen und der Abhängigkeit zur Hardware dann auf Dauer Umsatz zu generieren. Mobile Games sind dagegen ein Geschäft von Drittanbietern. Sie nutzen die verbreitete Hardware von Apple und Google in Form von iOS und Android-Geräten als Plattform und zahlen im Gegenzug 30 % Gebühr dafür.
Welche Mobile Games und Konsolenspiele sind erfolgreich?
Der Gegensatz bei der Art von Spielen für beide Spieleplattformen könnte unterschiedlicher nicht sein. Vergleichen wir mal Android und die PlayStation 5 miteinander.
Android
- Subway Surfers (Endless Runner mit Mikrotransaktionen)
- Roblox (Simulation Game mit Mikrotransaktionen)
- Indian Bikes Driving 3D (Open World mit Werbung und In-Game Käufen)
Quelle: Statista Am häufigsten heruntergeladene Spiele im PlayStore 2023
PlayStation 5
- Marvel’s Spider-Man 2 (Single-Player Action-Titel, Einmalkauf) mit 10 Millionen verkauften Einheiten (Stand 24.1.204, Quelle)
- Elden Ring (Single-Player RPG mit Online-Coop, Einmalkauf
- Final Fantasy XVI (Single-Player RPG, Einmalkauf)
Quelle: Wikipedia Liste der meistverkauften PlayStation 5-Videospiele
Hier spiegelt sich der unterschiedliche Ansatz bei der Art der Spiele und der Wertschöpfung wider. Während Mobile-Games auf simple Spielmechaniken im Freemium-Modell setzen, finden sich bei der PlayStation 5 hauptsächlich Einzelspielererfahrungen wieder, die man für 70 EUR einmalig kauft. Marvel’s Spider-Man 2 hat dabei sogar einen Rekord aufgestellt, indem es am ersten Tag 2,5 Millionen Exemplare umgesetzt hat. Allein das sind 175 Millionen Euro Umsatz. Allerdings hat Roblox mit seinem cleveren aber umstrittenen Geschäftsmodell einen Forecast von 750 Millionen US Dollar für 2024 abgegeben.
Games, Filme und Serien und Bücher – Alles ist Unterhaltung
Mobile Games und Konsolenspiele gehören wie die Produktion von Filmen und Serien oder Büchern und Zeitschriften zur Unterhaltungsindustrie. Viele möchten ein Stück von diesem Kuchen haben. Aufmerksamkeit von Menschen kann monetisiert werden. Entweder, in dem man die Menschen süchtig macht oder Ihnen für die Endorphinzufuhr ein Gerät in die Hosentasche oder unter den Fernseher stellt. Ein digitales oder physikalisches Buch oder Zeitschrift tauscht Geld gegen Unterhaltung und somit unsere Aufmerksamkeit. Und wenn es nichts kostet, dann ist man selbst das Produkt wie bei Werbeflyern oder dem Freemium-Modell von Mobile Games.
Neue Geschäftsfelder im Entertainmentbereich mit Virtual Reality und Streaming von Spielen
Es gab in jüngster Vergangenheit Versuche, den Entertainmentmarkt zu erweitern. Beispiele sind das gescheiterte Google Stadia und Geforce Now für das Streaming von Spielen neben Xbox Cloud und PlayStation Now. Auch Virtual Reality ist nach wie vor ein Experiment, um den Nutzer noch näher an immersive und interaktive Erlebnisse heranzuführen, indem sie in virtuelle Welten eintauchen und auf eine neue Art und Weise mit ihrer Umgebung interagieren können. Hier versucht gerade Apple den Vorstoß mit Apple Vision, indem man virtuelle Realität um „Augmented Reality“ erweitert. Gerade Sony versucht mit der PlayStation VR2, PlayStation Portal und PlayStation Now mit neuerer Hardware diese Segmente für sich zu entscheiden. Genau so hat Nintendo probiert, mit iOS und Android Spielen wie Mario Kart Tour und Pokémon Go, den mobilen Markt zu erobern.
Meine persönliche Meinung zu Mobile Games
Aus der Sicht eines Spielers waren und sind Mobile Games für mich nach wie vor der Bodensatz der Spieleindustrie. Sie bringen das Medium Spiele als kulturelle Leistung kein Stück voran. Ganz im Gegenteil, sie sorgen mit der Ausrichtung auf Abhängigkeit des Spielers über Suchtmechanismen einer Slotmaschine und Pay-to-Win für einen schlechten Ruf der gesamten Branche. Das ist auch Jan Böhmermann aufgefallen. Leider sind diese Suchtmechanismen auch in Konsolenspielen mit Lootboxen wie EA Sports FC (ehemals FIFA) oder auch MMOs wie World of Warcraft auf dem PC zu finden. Allerdings gibt es hier genug Auswahl in Form von intelligenten Spielen, was man bei iOS und Android meiner Ansicht nach nicht behaupten kann. Und allein schon die Namen: Mobile Legends: Bang Bang ist eines der erfolgreichsten Mobile MOBAs in Deutschland.
Fazit
In der abschließenden Betrachtung wird deutlich, dass beide Bereiche der Spieleindustrie Mobile Games und Konsolenspiele zwar unterschiedliche Marktsegmente mit eigenen Geschäftsmodellen, Entwicklungsansätzen und Zielgruppen darstellen, aber beide sind unverzichtbare Säulen der modernen Unterhaltungslandschaft. Mobile Games zeichnen sich durch ihre weitreichende Zugänglichkeit, ihre Anpassungsfähigkeit an mobile Plattformen und ihre Freemium-basierten Geschäftsmodelle aus. Konsolenspiele hingegen bieten oft tiefere, inhaltsreichere Spielerlebnisse und sind fest in den Ökosystemen ihrer Plattformen verankert.
Die Zukunft der Spieleindustrie scheint durch eine fortlaufende Innovation und Expansion in neue Technologien wie Virtual Reality und Streaming von Spielen geprägt zu sein, wodurch neue Wege des Spielerlebnisses und der Interaktivität erschlossen werden. Letztlich ergänzen sich Mobile Games und Konsolenspiele, indem sie unterschiedliche Aspekte des Spielens ansprechen und damit die Vielfalt und Reichhaltigkeit der Gaming-Kultur insgesamt bereichern. Beide Säulen werden neben Streaming von Bewegtbildern weiterhin ihren festen Platz haben. Keine Firma mit wirtschaftlichem Interesse wird kurzweiliges Spielen unterwegs oder den Platz unter dem Fernseher freiwillig aufgeben. Zumal die Statistik zeigt, dass Konsolenspiele ein wachsender Markt ist. Mobile Gaming stagnierte im Jahr 2023.
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