Nach dem für mich überraschend guten Halo 3 für die Xbox 360 ist nun der direkte Ableger Halo: ODST erschienen. Beide Spiele verfügen über eine der für mich wichtigsten Neuerungen dieser Spielegeneration: Der Kooperativ-Modus für bis zu vier Spieler für die Singleplayer-Kampagne. Seite an Seite mit seinem Kumpel online via Headset durch eine actionlastige Geschichte getrieben zu werden ist einfach etwas was Computerspiele vorher in der Form nicht bieten konnten. Alleine dieses Feature rechtfertigt den Kauf des Spiels das dezent die Spielmechanik von Halo verändert hat und dem Gesamtpaket einen neuen Stil verpasst.
Kein grafisches Highlight
Halo 3 war schon am Tag des Erscheines kein Spiel, dass neben solchen Perlen wie Getriebe des Krieges grafisch einen Blumentopf gewonnen hätte. Und so ist Halo: ODST auch auf den ersten Blick grafisch relativ unspektakulär. Die Auflösung ist etwas niedriger als man es sonst auf dem HDTV gewohnt ist und die Figuren in den Zwischensequenzen wirken einfach nicht mehr zeitgemäßg präsentiert wenn sie ihre Helme abnehmen und man die Polygone zählen kann.
Das fällt aber erst kaum auf weil man auf dem Boden liegt vor Lachen bei der deutschen Synchronisierung und deren Übersetzung zu der es aus Ermangelung einer Alternative in Form einer englischsprachigen Tonspur kein Entrinnen gibt. Ich kann nur hoffen, dass meine Rufe dazu erhört werden. So ist man erstmal etwas ernüchtert nachdem man als Rookie der ODST-Truppe, einer Sondereinheit im Kampf gegen die feindlichen Aliens, über New Mombasa abgeworfen wird um herauszufinden, was mit seinen Teamkameraden passiert ist.
Schöner neuer Stil
Ist man erstmal in der vollkommen von der Allianz zerstörten Stadt gelandet, sucht man relativ frei zwischen den Häuserschluchten nach den Hinweisen zum Verschwinden der anderen Mitglieder der ODST. Man merkt dann auch relativ schnell, dass man kein Supersoldat wie der Master Chief und man nach den ersten Kontakten mit dem harten Asphalt dann lieber doch schneller Deckung hinter den schönen Kulissen der Film Noir-esken Stadt sucht.
Sobald man bei der Schnitzeljagt einen der tragischen Hinweise zum Verbleib der Kameraden gefunden hat, erlebt man als Spieler die vergangenen Geschehnisse aus der Perspektive der anderen ODSTs. Diese haben jeweils spezielle Fähigkeiten wie z.B. die Vorliebe für großkalibrige Waffen, Scharfschützengewehre oder bestimmte Fahrzeuge.
Wer Halo 3 gespielt hat, kann sich also ungefähr vorstellen wie diese Abschnitte dann aufgebaut sind und ich vermute mal auch alle anderen können es sich schon denken: Alle Leveltypen aus Halo 3 sind in konzentrierter Form auch in ODST enthalten. Und so kämpft man sich abwechseln durch die einsamen und kühlen Stadtlevel und die actiongeladenen ODST-Level. Die New Mombasa-Abschnitte lassen den vielleicht besten Soundtrack, den den Serie bis jetzt zu bieten hatte, auf die Ohren der Spieler los: Einen Mix aus Jazz und Elektro der perfekt zum überstrahlten Bladerunner-Stil der futuristischen Stadt passt.
Die Fahrzeuge machen den Unterschied
Dazu gehört der Umgang mit den verschiedensten Waffentypen genau so wie das Handling mit Autos, Panzern und kleinen fliegenden Raumschiffen. Es macht auch bei ODST einen irren Spaß zusammen einen der riesigen haushohen Gegner mit Panzern und bewaffneten Raumschiffen so lange auf die Beine zu schießen bis er in die wörtlich in die Knie geht und man im inneren schnell den Schalter für die Selbstzerstörung umlegen muss. Halo: ODST macht einfach Spaß und erreicht dies mit dem selben einzigartigen Spielgefühl, dass es von allen anderen Shootern unterscheidet. Genau so wie Getriebe des Krieges seinen ganz eignen Flair durch die Third-Person-Perspektive und das Deckungssystem bekommen hat, gelingt Halo das durch die wirklich beeindruckende künstliche Intelligenz der unzähligen gleichzeitig auftauchenden Gegner, die gut ausbalancierten Waffen so wie die durch mehrere Spieler gleichzeitig steuerbaren Vehikel.
Das ist so wie die Steuerung von Mario bei Super Mario World auf dem Super Nintendo. Wenn man die einmal raus hat, dann kann man von den kommenden Leveln gar nicht genug bekommen und endet irgendwann auf der Star Road. Halo: ODST verhält sich zu Halo 3 so wie Yoshi’s Island zu Super Mario World: Es ist irgendwie das selbe aber eben anders.
Nur im Coop spielen
Wie schon Halo 3 werde ich Halo ODST niemals alleine Spielen. Das ist so wie Guitar Hero ohne Gitarren-Controller: Es ist einfach nicht dafür gedacht. Es hat mir fürchterlich viel Spaß gemacht mich mit den anderen durch die Kampagne zu kämpfen. Die frühe Lieferung führte dann dazu, dass wir das Spiel schon vor dem eigentlichen Release durchgespielt hatten.
Für das letzte Level mussten wir uns dann sogar Verstärkung in Form eines weiteren Freundes holen der sich dann einfach über ein zweites Gamepad bei mir zu Hause mit seinem Xbox Live Account angemeldet hat und wir zusammen mit den beiden anderen im Splitscreen das Spiel beendet haben. Und genau bei solchen Dingen liegt eine weitere Stärke der Halo 3 Engine: Der Netzwerkcode.
Einfach aufnehmen der Action
Das Spiel speichert jedes Match als eine Art Film ab. Später kann man dann aus allen erdenklichen Perspektiven noch mal mit einer Tütte Popcorn gucken wer gecampt hat und Screenshots für alle öffentlich auf Bungie.NET laden. Und dabei sieht man dann erst, wie komplex das Gegnerverhalten ist und wie viel Daten zwischen den vier Spielern eigentlich synchronisiert werden müssen. Diese Dynamik lässt einen dann die Kampagne sicherlich das ein oder andere Mal mit Freunden durchspielen.
Die Achievements: Töte X Feinde in Level Y mit folgender Waffe ist eine motivierende Aufgabe zusätzlich zu dem Punktesystem, dass man auch in der Kampagne einschalten kann und dann für wirklich interessante Statistiken und Punktejagt sorgt.
Firefight ist der Horden-Modus
Für alle die das Prinzip von „Firefight“ bzw. „Horde“ aus Getriebe des Krieges nicht kennen, fasse ich das ganze noch mal zusammen: Man kämpft gegen Wellen von Gegnern die immer größer und schwieriger werden bis die geteilten Leben aufgebraucht sind. Man ist in diesem Modus extrem auf Teamwork angewiesen weil man sonst schlicht und ergreifend überrannt wird. Also Action pur.
Ich bin da jetzt noch nicht so tief eingestiegen wie in den Horde-Modus von GoW der mir noch Wochen später bis Welle 50 Spaß bereitet hat aber es sieht vielversprechend und vor allem angenehm hastiger als „Horde“ aus.
Zwei Disks in der Packung
Wenn man ODST auspackt so fällt sofort auf, dass sich zwei Discs in der Verpackung befinden. Ich dachte zuerst, dass dort nur die neuen Multiplayer-Karten von Halo 3 drauf sind, für die man vor ein paar Monaten noch ein paar Microsoft-Points auf dem Marktplatz ausgeben musste und Halo 3 voraussetzten. Statt dessen ist die zweite Discs nicht weniger als Halo 3 mit allen bisher erschienen Maps – ohne die Kampagne. Man kann direkt von der Disc den Multiplayer starten und benötigt dafür nicht mal Halo 3.
Zur Info: Den Multiplayer von Halo 3 spiele ich selbst heute noch öfters. Einer der wenigen Shooter die ich gerne im Deathmatch spiele. Wenn man nun bedenkt, dass Halo 3: ODST gerade mal 39 EUR bei Amazon kostet ist das ein fairer Preis.
Die Kampagne selbst ist zwar nicht ganz so lang wie Halo 3 aber immer noch länger als Spiele wie z.B. Call of Duty 4. Wer also nicht einsam und alleine ohne Goldmitgliedschaft zu Hause lieber solo spielt wird auch mit Halo ODST seine helle Freude haben: Im Firefight, im Multiplayer als wie auch in der Coop-Kampagne. Die Stärken von Halo 3 finden sich auch wieder in Halo – ODST wieder. Wer also mit Halo 3 Spaß hatte wird diesen sicherlich auch mit ODST haben und den Kauf nicht bereuen – so wie binnen 24 Stunden nach Veröffentlichung 2 Millionen Spieler.
Ein völlig neues Halo erwartet uns aber erst wieder mit Halo: Reach für das ODST aber eine Beta-Einladung darstellt. Alleine macht Halo ODST wie Halo 3 schon, aber im Vergleich zu anderen Spielen kaum Spaß.
Wertung
Halo 3: ODST: Eine solide Episode im Halo-Universum die erst im Coop oder Multiplayer seine Qualitäten entfaltet. – Marc
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