»Dear Esther. I sometimes feel as if I’ve given birth to this island« Mit diesen Worten beginnt das bisher entspannteste Spiel, dass ich nach Disc 4 von Shenmue II spielen durfte.
Dear Esther ist ein virtueller Spaziergang auf einer einsamen Insel. Punkt. Und wie ein echter Spaziergang dauert dieser auch nur ungefähr eine Stunde. Es wird bis auf das Bewegen der Spielfigur aus der Egoperspektive keinerlei Interaktion abgefragt.
Somit treten die beiden einzigen Elemente noch deutlicher in den Vordergrund: Erstens der innere Monolog des Sprechers aus dem »Off«, der die Briefe an Esther vorliest und zweitens die geheimnisvolle Landschaft der Insel.
Dear Esther: Gruseliges Kopfkino
Ich habe mich permanent gefragt, wer ich als Spielfigur eigentlich bin. Bin ich Esther? Bin ich der Sprecher? Bin ich tot? Ein Geist? Bin ich alleine auf der Insel? Und huch, was war das denn da am Horizont? Da muss ich mich verguckt haben.
Was das Spiel wirklich gut hin bekommt, ist das Kopfkino, dass man unmöglich abschalten kann. Die Erfahrung ist eher mit einem Hörbuch zu vergleichen. Wie bei BioShock 1 befindet man sich zeitversetzt an den in den Briefen beschriebenen Orten. Vielleicht sind wir auch in einer Paralleldimension oder eben, wie bei Langoliers von Stephen King, bereits tot.
Falsche Plattform?
Mein kurzer Ausflug in den PC Spiele-Bereich wurde zudem gleich bestraft: Steam Authentication Error. Das lag am Ende dann an meiner Firewall aber trotzdem hätte die Fehlermeldung darauf zumindest einen Hinweis geben können. Letztendlich war ich aber erstaunt, wie flüssig und sauber das Spiel mit maximalen Settings auf meinem 2011er MacBook Pro lief – ohne Windows via BootCamp booten zu müssen. Alle Screenshots in dem Artikel stammen von meinem Rechner.
Schön wäre definitiv eine Version für Xbox Live oder das PSN gewesen. Auf dem großen Bildschirm mit ein bisschen Feinschliff wäre es eventuell ein besseres Erlebnis gewesen.
Mehr Experimente!
Ich hatte sehr viel Spaß bei diesem Walk’n’Listen Experiment von ein paar ehemaligen Studenten. Vor allem die wunderschöne Musik ist mir lange im Gedächtnis geblieben. Ob man dies nun Spiel nennen kann, steht auf einem anderen Blatt. Ich würde es als interactive story-telling bezeichnen.
Es hätte auch ein Hörbuch mit begleitenden Illustrationen oder ein Kurzfilm werden können. Durch das freie begehen der Landschaft, war leider die Immersion des öfteren dahin. Wenn man z.B. einfach den Weg nicht findet und rumirrt, weil das Spiel als Anhaltspunkt nur den leuchtenden Funkmast bietet.
Ich bin sogar einmal, bei meinem Versuch die Insel zu erkunden, irgendwo hängen geblieben und musste Neustarten. Trotzdem sollte diese kleinen Fehler niemanden davon abhalten, eine wundervolle Stunde seiner kostbaren Zeit in Dear Esther zu verbringen. Für aktuell 7,99 EUR kann man sich dieses außergewöhnliche Erlebnis auf jeden Fall antun.
Wertung
Dear Esther: Dear Esther ist ein gelungenes Experiment und mehr ein interaktives Hörbuch als ein Spiel. Trotzdem muss man diesen sehr kurzen Trip zur Insel gemacht haben. – Marc
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