Ron und das Videospiel


Hinweis: Dieser Gastartikel stammt von Ron Drongowski und wurde nicht von Marc geschrieben.

So endete meine Herausforderung an Marc – ich konnte das elende, Pathos (Anm d. Red.: Nicht zu verwechseln mit Patros, dem Käse) aufgeladene Gefasel über Videospiele jeden Morgen beim ersten Kaffee nicht mehr ertragen – in einer Gegenherausforderung. Deren Gegenstand: Ich schreibe über Videospiele in diesem Blog.

Mein erstes Spiel: Mafia für den C64

Meine Beziehung zu Videospielen ist ambivalent. Seit meiner ersten Erfahrung auf dem vom Nachbarn geliehenen C64 ist die Faszination ungebrochen. Damals waren in der mitgeliehenen Diskettenbox etwa 150 Spiele. Daraus wurde das Spiel mit dem vielversprechendsten Namen (Mafia) ausgewählt, eine kryptische Kombination in die Kommandozeile eingegeben (die ich damals nicht als solche hätte benennen können) und los gings – oder auch nicht. Wenn es los ging habe ich ein wenig gespielt und dann auf zum nächsten Spiel (öhm Summer Games dingens bummens?). Das konnte und kann ich stundenlang tun.

God of War: Chains of Olympus für die PSP

Heute bin ich Besitzer einer PSP – ein an Selbstaufopferung kaum zu überbietendes Geburtstagsgeschenk meiner geliebten Gattin. Meine erste intensive Spielerfahrung auf diesem Gerät war ”God of War” das mir netterweise Arne zur Verfügung gestellt hat. Ich war beeindruckt und musste es am Stück durchspielen. Es hat sich echt angefühlt. Ich konnte mich kaum abwenden. Das war anders als Mafia. Ich war der Held. Ich konnte alle diese Dinge tun. Ich konnte untote Legionäre zerreißen. Ich war eine zerissene Persönlichkeit und musste in die Unterwelt. Ich war die tragische Figur im antigonischen Drama und ich hatte meinen eigenen Erzähler. Wow!

Innere Leere

20 Stunden später war es vorbei (Ja, es war der Rookie-Modus. Ich gebs zu). Und da war wieder dieses Gefühl von Leere. Ein Gefühl, das sich in all den Jahren nach all den Videospielen immer wieder eingestellt hat. 20 Stunden lang hatte ich einen mittelmäßigen Film gesehen. 19 Stunden davon waren Werbepause. Anstelle des wegzappens löste ich knifflige Sudokus und schulte feinmotorische Fertigkeiten.

Hingebungsvoll werde ich mich dem nächsten ”God of War”-Teil widmen. 20 Stunden lang wird dann alles anders sein und dann auch darüber hinaus. Bestimmt!


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Kommentare

13 Antworten zu „Ron und das Videospiel“

  1. Avatar von Marc
    Marc

    Die PSP finde ich nach wie vor auch eher wegen der Emulation der PS1-Spiele interessant. Ansonsten gibt es ein paar Perlen die man haben sollte. Aber eine Spieleflut gab es dafür ja noch nie wirklich. Zu wenig Leute kaufen die Spiele und es wird leider zu viel raubkopiert.

  2. Avatar von Heiner Resser
    Heiner Resser

    Ein ausgezeichneter Text mit viel Tiefgang. Besonders die philosophischen Reflexionen zum Glücksempfinden der postmodernen Gesellschaft haben mir sehr gut gefallen.
    In diesem Sinn: Glückauf und Prost am Chez Longue!

  3. Avatar von Ron
    Ron

    Heiner, du hast mir den Tag gerettet. Danke! Ich wusste gar nicht, dass ich über etwas reflektiert habe, von dem man nicht mal weiß, ob es das wirklich gibt. Nicht das Glücksempfinden, sondern die postmoderne Gesellschaft. Ein wahrer Motivationsschub erfasst mich und mein Chefredakteur hat auch schon das nächste Thema vorgegeben. (Während der hoffentlich weiter über DADA nachdenkt!)

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