Achtung! Seit dem 16. November 2018 sind die Ärzte endlich auf Spotify vertreten. Offensichtlich hat die Band ihre Ansichten über Musik-Streaming geändert oder ändern müssen.
Die Musikgruppe „Die Ärzte“ sind nicht nur nicht auf Spotify, sondern ebenso wenig offiziell auf Twitter und Facebook vertreten. Wahrscheinlich wollen damit gegen die Ausbeutung und Kommerzialisierung von Künstlern protestieren oder so was. Und damit lag ich nicht mal falsch.
Alexa, spiel den Song Himmelblau von Die Ärzte
Ich heute Vormittag
Das Fernbleiben von Spotify bringt mir persönlich aber nichts, wenn ich in einem emotionalen Anfall beim Blick aus dem Fenster den passenden Song hören möchte. Ich bin zahlender Spotify-Kunde und erwarte, dass alle Künstler dort vertreten sind. Auch wenn Die Ärzte wirklich nicht zu meinen Lieblingsgruppen gehört.
Was sagt die Band selber?
Es gab mal ein Interview in der Zeitung Westfälische Nachrichten mit Farin Urlaub. Hier der relevante Auszug zum Thema Spotify:
WN: Auf Spotify gibt es kein Racing Team, keine Ärzte. Warum?
Farin: Weil ich strikt dagegen bin. Wenn ich jemandem etwas schenken möchte, dann mache ich das persönlich.
WN: Ist das denn schenken?
Farin: Ja. Folgende Anekdote dazu. Die Leute von Spotify waren sich so sicher, dass diese komischen Krautbands, von denen sie noch nie etwas gehört haben, auch mitmachen würden. Und dann waren wir für ein paar Tage auf Spotify, bis unsere Anwälte Einspruch erhoben haben. Es waren ungefähr 200.000 Abrufe. Und ein Jahr später kam die Abrechnung. Ich hätte es fast nicht bemerkt.
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Quelle: Interview in der Zeitung Westfälische Nachrichten
Demokratisierung des Musikbusiness
Die Band hat also persönlich etwas dagegen, weil ihnen das Geschäftsmodell von Spotify nicht passt. Denn Spotify demokratisiert die Musik so wie das Internet damals den Journalismus demokratisiert hat.
Plötzlich sind alle Künstler gleichberechtigt und nur einen Klick entfernt. Das ist vor allem für unbekannte Bands eine große Chance. Für schon bekannte Künstler schlägt nun die Stunde der Wahrheit. Denn sie werden nach abgespielten Songs bezahlt.
Auf bestem Weg in die Vergessenheit
Aus der Sicht der Künstler, die Spotify und ähnliche Dienste boykottieren, mag das Fernbleiben Sinn machen. Immerhin muss dann irgendwer die MP3s kaufen und bekommt es nicht in seinem Abo. Mittlerweile stehen die Ärzte auch ziemlich alleine da. Viele Künstler wie AC/DC und Adele, die vorher nicht zu finden waren, sind nun auf der Plattform vertreten.
Meines Wissens verdienen Künstler heute ihr Geld aber mit Live-Auftritten und dem ganzen Drumherum und nicht mehr primär durch verkaufte Platten. Somit ist es viel wichtiger, dass man einen Künstler und seine Lieder kennt, damit man dann ein paar Monate später auf ein Konzert geht und dafür Geld bezahlt. Somit könnte es gut passieren, dass die Zielgruppe der Musik-Streamingdienste diese Gruppen nicht mehr kennen wird.
History repeating
Schon die Propellerheads mit Shirley Bassey wussten: Alles wiederholt sich. Denn die Medienwelt verhält sich zyklisch. Schon damals haben sich Künstler gegen die CD gesperrt.
„Hört sich nicht mehr so gut an wie eine Schallplatte! Zu kühl, zu digital!“ oder „Bei den neuen CD-Verträgen machen wir nicht mit!“ waren da genau so an der Tagesortung wie heute bei den Streaming-Diensten. Denn CDs konnten plötzlich in riesigen Stückzahlen billig hergestellt werden. Eine Goldgrube für die Musikindustrie, der sie immer noch hinterher weinen und den Siegeszug der MP3s dafür verantwortlich machen. Wohl auch nicht ganz unberechtigt.
Ich höre den Song „Himmelblau“ übrigens gerade trotzdem: Als MP3 von Amazon.
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