Nun ist es so weit: Der Meisterdieb Nathan Drake tritt seine letzte Reise an. Ich war bisher kein Fan der Uncharted-Serie und bin gespannt, ob sich das mit diesem Teil endlich ändern wird.
Direkt nach dem ersten Starten des Spiels steht schnell fest: Der vierte Teil ist aktuell die neue grafische Referenz auf der PlayStation 4. 1080p mit perfektem Antialiasing bei soliden 30 Bildern pro Sekunde. Zusammen mit Batman Arkham Knight gehört dieses Spiel optisch in eine eigene Liga der Spiele, die eine PlayStation mit besserer Hardware nicht vermissen lassen.
Nathan Drake sollte Lara Croft heiraten
Wer Tomb Raider auf der PlayStation 4 kennt, der kennt auch Uncharted 4. Lara Crofts neue Abenteuer sind eine Weiterentwicklung des Gameplays der älteren Uncharted Titel. Das bedeutet: Lineare Kletterpartien wie bei Prince of Persia und Gears of War-Deckungsballereien geben sich die Klinke abwechselnd in die Hand. Das ist auch nicht weiter schlimm, denn die neueren Tomb Raider Titel waren ziemlich gute Spiele.
Mein Kritikpunkt ist aber der Umstand, dass man als Spieler ziemlich stark an die Hand genommen wird. Während man bei den Kämpfen immerhin selber entscheiden kann, ob man sich an die Gegner heimlich heranschleicht oder die Waffen sprechen lässt, so sind die anderen 50% des Spiel absolut linear. Man erkundet die Umgebung nur um genau den Weg herauszufinden, den die Entwickler gerne haben möchten. Dabei kann man sich in den Leveln größtenteils frei herum bewegen aber an bestimmten Stellen muss eben genau diese eine Kiste aus dem Wasser gezogen werden um eine Ebene höher zu kommen.
Nathan Drake ist nicht Solid Snake
Die Stealth-Elemente sind nach mehreren Stunden mit Metal Gear Solid 5 leider ziemlich schwach. Letztendlich ist es an vielen Stellen nur mit Geduld getan. Man wartet einfach so lange bis ein Gegner neben dem Spieler steht und bringt ihn dann aus nächste Nähe ungesehen um.
Während man bei Metal Gear Solid ein großes und zugleich verrücktes Repertoire an Hilfsmitteln hat, ist man hier auf sich und die Umgebung beschränkt. Vielleicht war ich einfach nur zu blöd die Möglichkeiten des Spieles in diesem Bereich zu meinem Vorteil auszunutzen. Denn am Ende habe ich dann einfach zu Granaten und den stereotypischen explodierenden Fässern gegriffen. Hat auch so Spaß gemacht. Denn die künstliche Intelligenz sorgt für spannende Kämpfe.
Grafik wie von einem anderen Stern
Die Grafik und Technik ist mein Hauptgrund gewesen das Spiel zu Beenden. Die Physikspielereien, ein aberwitziger Detailgrad und eine liebevoll gestaltete, abwechslungsreiche Umgebung sind bisher einzigartig. Dabei läuft das Spiel absolut flüssig. So etwas ist nur möglich, wenn sich ein Entwickler wie Naughty Dog ziemlich lange mit der Hardware beschäftigt und immer wieder Optimierungen vornimmt. Dabei haben sich die ehemaligen Macher von Crash Bandicoot das Ziel gesetzt die Zwischensequenzen und Gameplay nahtlos ineinander übergehen zu lassen.
Fotorealismus?
Dabei greifen sie zu diversen Tricks: Einmal sah ich einen Schwarm Vögel direkt vor mit aufsteigen. Ich habe dann das Spiel pausiert und mir im Fotomodus die Vögel näher angesehen. Beim Kippen der Perspektive von der Seite wurde dann klar, dass die Vögel zwar alle in Bewegung wie ein dreidimensionaler Polygonvogel aussagen aber in Wirklichkeit eine flache Projektion auf die Texturen waren. Davon gibt es viele Beispiele in Uncharted 4 die man aber in Bewegung niemals wahrnehmen würde. Vor allem bei der lebensechten Beleuchtung der Umgebung die öfters aussieht wie auf einem Foto. Die Musik und Surround-Sound-Kulisse nehmen es zudem mit jedem Kinofilm locker auf so dass das Gesamtprodukt nahezu perfekt wirkt.
Uncharted ist leider nichts für mich
Trotzdem ist es objektiv ein sehr gutes Spiel. Wenn nicht häufig Videospiele spielt und damit eher eine Erfahrung wie in einem Abenteuerfilm haben will, bei dem man selber die Hauptfigur ist, dann ist dies vielleicht in diesem Bereich das beste Spiel aller Zeiten. Sogar die Story ist durch die Charaktere glaubhaft und spannend. Wer stirbt am Ende? Was passiert als nächstes in Drakes verrücktem Leben aus und wie findet seine Frau das eigentlich alles?
Als Film eine tolle Sache aber als Spiel ist mir das persönlich einfach zu flach. Da gucke ich dann lieber einen Film. Dabei ist die Story über die Bedeutung von Familie und Abenteuer und die Balance der Hammer – aber eben nur für ein Videospiel.
Wertung
Uncharted 4: A Thief’s End: Ein objektiv gutes Spiel mit spannender Story und unglaublicher Grafik. Leider ist es mir einfach zu linear und casual um ein überragender Titel zu sein. – Marc
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