Rayman Legends ist wie ein wunderschönes Gemälde, dass plötzlich zum Leben erwacht. Willkommen in einer hochaufgelösten Welt aus gut gelaunten und singenden Items und detailliertesten Animationen der Videospielgeschichte. Zu meiner Freude ist Rayman Legends kein Grafikblender und spielt sich wie ein Mix aus Sonic The Hedghog, Super Mario und Super Meat Boy.
So schnell wie Sonic
Als kleiner Junge stand ich in den 90er Jahren im Kaufhaus und starrte auf den blauen Igel namens Sonic the Hedghog auf dem Mega Drive. Die gefühlten einhundert Parallaxebenen waren mindestens so beeindruckend wie die Geschwindigkeit des Spielgeschehens. Manchmal zischte Sonic durch einen Looping auf einen Bumper und dann noch durch eine Horde Gegner nur um dann durch den Levelausgang zu rasen. Die letzten paar Sekunden erforderten zwar präzise Joypadeingaben aber der Moment war ein Farbrausch passend zu der nach wie vor noch zeitlos guten Musik.
Dieses Gefühl von Geschwindigkeit und Kontrolle durchzog bei Sonic leider immer nur die ersten paar Level und wurden immer langweiliger. Rayman Legends schafft es , diesen Rausch neu zu erleben. Durch den 4-Spieler Couch-Coop kann man diese Droge auch mit seinen Freunden teilen und verwandelt das Spiel in ein gesundes Chaos aus Spaß.
Eine weitere Komponente, die ich an Sonic als auch an Rayman Legends schätze, ist die Musik. Ich höre hin und wieder immer gerne den Soundtrack von Sonic 1 auf dem Mega Drive. Bei Rayman Legends wippe ich automatisch mit den singenden Items mit und ertappe mich dabei, wie ich den „Level geschafft“-Screen nur wegen der Musik nicht wegdrücke.
So genial wie Mario
Eines muss man Nintendo lassen: Sie nutzen die Jump’n’Run Formel immer wieder gekonnt als Kulisse für das Finden und Erobern von Geheimnissen in Leveln. Egal ob das die roten Levelausgänge von Super Mario World oder die versteckten Sterne von Mario 64 waren. Es macht einfach Spaß sich auf die Suche zu begeben weil die Aufgaben selten nervig waren. Man macht so immer wieder gerne einen Abstecher in die selben Level um alle Sterne, Geheimräume oder Münzen zu sammeln.
Leider kicken mich die neusten Mario-Teile nicht mehr weil ich Ästhetik der Figuren und den zumindest am Anfang beleidigend niedrigen Schwierigkeitsgrad nicht mehr ertragen kann. In der Wii U Version von Rayman Legends zudem noch die teils nervigen Wii U Pad Touchaufgaben enthalten. Zum Wohl des Spielflusses ist das hier nun mit einem Druck auf eine Taste auf dem Joypad erledigt. Man vermisst wirklich gar nichts sondern das Spiel wird dadurch sogar angenehmer zu spielen.
Ubisoft hat hier ziemlich erfolgreich diese Ideen geklaut. Man sammelt clever versteckte Schätze. Und wenn sie mal nicht versteckt sind sondern offensichtlich zum Greifen nah erscheinen, dann muss man sich zumindest anstrengen. Gefundene Trophäen werden opulent in Szene gesetzt und schaffen es zumindest bei mir, dass ich sie alle haben will. Und das ist selten und schaffen weder die 100 Flaggen in Assassin’s Creed oder die Tauben in GTA IV.
So schwer wie Super Meat Boy
Super Meat Boy war meine Einstiegsdroge zum harten aber fairen Dark Souls. Es ist bockschwer aber mit jedem Versuch wird man besser, bis man irgendwann die kurzen Level schafft. Auch in Sachen Bosskämpfen in 2D Jump’n’Runs hat das Spiel die Messlatte ziemlich hoch gelegt.
Als ich Rayman Origins durchgespielt hatte, musste ich erstmal wikipedieren, ob das Spiel vor oder nach Super Meat Boy erschienen ist. Denn die letzten Abschnitte und Bonuslevel sind schon fast nicht mehr als Hommage sondern als 1:1 Kopie von Super Meat Boy zu werten. Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich auf ähnlich hohem Niveau fast ohne Unfairness und hat die selben „Nur noch einmal!“-Momente wie die Vorlage.
Everything is a Remix
Rayman ist wild zusammengeklaut aus allen guten 2D Jump’n’Runs. Es remixt sich sogar selber in dem die meisten Level aus dem Vorgänger Rayman Origins freispielbar sind. Sogar Musiklevel im Stil von Rockband sind als Auflockerung vertreten. Oder man spielt einfach mal ein Level wie in einem Side-Scroller wie R-Type. Das man dann die Gegner neben dem obligatorischen Sprung auf dem Kopf auch noch Boxen und somit Kettenreaktionen aus geschlagenen Gegnern produziert, hat mich dann auch nicht mehr gewundert.
Das alles würde auch nicht funktionieren, wenn die Spielmechanik nicht so durchdacht wäre. Die alten PlayStation Versionen von Rayman sind dagegen ein schlechter Scherz. Ganz zu schweigen von den schlimmen Gehversuchen als 3D-Spiel. Man hat sich hier auf das wesentliche konzentriert.
Online-Challenges und Leaderboards
Auch wenn sich die Stanley Parable darüber lustig macht: Ich liebe die Ranglisten von Xbox Live. Rayman hat tägliche und wöchentliche Aufgaben, die man absolvieren kann. Das reicht dann von Jetpack Joypride ähnlichen Geschicklichtkeitsrennen bis hin zum Sammeln von Items auf Zeit. Die gesamte Community kann daran teilnehmen und man gewinnt dann Pokale. Dabei gibt es keine absoluten Werte sondern es geht nach der eigenen Platzierung im Leistungsspektrum von allen Teilnehmern. Somit sind die Daily- und Weekly-Challenges bis zur letzten Minute spannend. Selten hat mir asynchroner Onlinemultiplayer so viel Spaß bereitet.
Überraschend genial
Ich habe die neue Rayman Reihe in allen Belangen unterschätzt. Es ist bis dato das schönste, abwechslungsreichste und angenehm forderndste Jump’n’run. Vor einiger Zeit habe ich noch gedacht: Nintendo, bitte werde endlich vernünftig und schaffe wenigstens solche Fehlgeburten wie die Wii U in Zukunft ab und biete deine Spiele für die Xbox und PlayStation an. Das brauchen wir ab jetzt nicht mehr. Danke Ubisoft.
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