Warum ruckeln Filme im Kino?


Filmkörnung und das Ruckeln im Kino durch eine niedrige Bildwiederholrate von 24 Bildern pro Sekunde nerven mich. Besonders wenn ich vorher ein 60 FPS Konsolenspiel gespielt habe, fällt mir das auf. Als besonders schlimm empfinde ich künstlich erzeugtes Filmgrain, dass erst in der Post-Produktion über das ursprünglich körnungsfreie Material gelegt wurde, um den Film filmischer aussehen zu lassen.Bei den HD-Filmen Black Swan und 300 kann man den Körnungseffekt sehr gut beobachten.

Digitale vs. analoge Auflösung

Ursprünglich wird die typische Filmkörnung durch die chemische Auflösung des belichteten Filmmaterials hervorgerufen. Im Kino merkt man diesen Effekt eher selten, weil die visuelle Qualität von Heim-HD-Projektoren und guten Flachbildschirmen das Kino in Sachen Schärfe und Bildqualität eingeholt haben. Dort wird größtenteils immer noch technisch auf echte Filmstreifen gesetzt, die dann durch eine Mechanik vor einer Lichtquelle bewegt werden. Da ist Verschleiß und somit eine schlechtere Bildqualität vorprogrammiert. Diese Probleme hätten digitale Kameras und Abspielgeräte heute nicht mehr.

Kino flimmert mit 24 Bildern pro Sekunde

Diese historisch gewachsene Technik beschränkt auch gleichzeitig die Bildwiederholrate auf nur 24 Bilder pro Sekunde. Diese wird bei fast allen erhältlichen BluRay oder vergleichbaren Formaten beibehalten und landet dann auf unseren Flachbildschirmen die im schlimmsten Fall versuchen, diese wieder auf mehr Bilder pro Sekunde hochzurechnen. Das nennt sich dann 120hz-Technik oder MotionFlow.

Kinofilme ruckeln

Dass Kinofilme ruckeln ist mir aufgefallen, als ich damals meine erste DVD („The Beach“) in mein brandneues DVD-Laufwerk am Computer gelegt hatte. Da ich auf dem Monitor ausschließlich Spiele gesehen hatte, wurde mir der Unterschied erst bewusst. Bei Spielen wird bei 25 Bildern schon nicht mehr von einem flüssigen Bildaufbau gesprochen.

Mehr Bilder sorgen nicht nur für ein plastisches Bild sondern auch für ein stärkeres Gefühl der Immersion und Kontrolle bezüglich der Geschehnisse auf dem Bildschirm. Deswegen bin ich mir auch ziemlich sicher, dass die Filmemacher schon damals gerne mehr Bilder und eine höhere Bildrate eingesetzt hätten aber es technisch einfach nicht möglich gewesen ist.

24 FPS vs. 60 FPS

Die folgenden Beispiele zeigen mit Hilfe von HTML5 zuerst eine Bewegung mit 24 Bildern und dann mit 60 Bildern pro Sekunde. Die Video benötigen zwingend einen HTML5-fähigen Browser da Flash nicht zuverlässig in der Lage ist, 60FPS darzustellen. Wegen dem Kommentar von Frank Thomas habe ich das Video noch mal mit Bewegungsunschärfe in After Effects rausgerendert und die Bälle dieses Mal auch direkt übereinander platziert.

In dem folgenden Video Balls 24 fps vs 60 fps sieht man den Unterschied sehr deutlich.

Digital ist besser

Aus diesem Grund bin ich dafür, beim Film vollständig auf den Einsatz von echtem Film wie 35mm zu verzichten und mit mindestens 60 Bildern pro Sekunde aufzunehmen, damit wir diese visuellen Unzulänglichkeiten nicht mehr am Fernseher ausgleichen oder hinnehmen müssen. Das dies nicht „kühl“ oder weniger nach Film aussehen muss, zeigen positive Beispiele sind The Social Network und District 9, die auf einer digitalen 4k-Kamera gedreht wurden. Jetzt muss nur noch die Bildwiederholrate angehoben werden.

Ein sehr gutes Beispiel ist auch The Dark Knight. Der Film wirkt auf BluRay sehr klar und scharf und kommt ohne Körnung aus – Stilmittel hin oder her. Gerade wenn es keine chemische Filmkörnung mehr ist sondern nachträglich digital auf den Film gelegt wurde, dann sieht digitale Körnung meiner Meinung nach richtig schlimm aus. Man baut Webseiten ja auch nicht linear und fügt links und rechts Blätteranimationen ein. Ich hoffe, dass sich die Filmtechnik langsam auch auf das Jahr 2012 vorbereitet – und nicht nur Filme so benennt.

Peter Jackson to the rescue

Wie Max in den Kommentaren festgestellt hat, bin ich mit diesen Ansichten nicht alleine. Peter Jackson, Regisseur von Lord of the Rings und Braindead produziert The Hobbit mit 48 Bildern pro Sekunde. Die Fachpresse argumentiert interessanterweise mit den selben Argumenten gegen die neue Technologie wie hier in den Kommentaren: »zu akkurat, zu klar«. Die traumähnliche Ästhetik bliebe auf der Strecke.


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