In den historischen Hallen des ehemaligen Galeria Kaufhof in Hannover entdecken meine Kinder und ich das Paradies der Videospiele: das HI-SCORE Museum. Der Sommer ist vorbei und bevor man mit den Kids ins Ballorig (ein beliebter Indoor-Spielplatz oder auch „Die Hölle für Erwachsene“) geht, kann man hier mit anderen Eltern noch eine große Menge an Spaß haben. Egal, ob ein Mario Kart GP Automat, Space Invaders oder eine PC Engine mit fünf Controllern: hier kann so ziemlich alles für den Eintritt von 12 Erwachsene oder 8 EUR für Kinder ausprobiert werden.
Video: Rundgang HI-SCORE
Klein aber fein
Die 1000 Quadratmeter der Ausstellung erscheinen im ersten Moment erstaunlich kompakt. Allerdings finden sich hier alle relevanten digitalen Spielemöglichkeiten. Mit über 150 Exponaten sind alle Konsolen von 1972 bis heute vor Ort. Viele davon sind spielbar. Egal, ob Exoten wie ein Vectrex oder ein Nintendo 64 mit vier Controllern und dem entsprechenden Mario Kart. Zudem gibt es sogar den Mario Kart Grand Prix 1 und 2 Automaten im Doppelsitz, um Freundschaften zu zerstören. Die Matches kann man auch zu fünft bei Bomberman auf der PC-Engine austragen. Dazu gibt es Dreamcast, SNES, GameCube, NeoGeo, Saturn, PlayStation 1, Amiga und selbst PCs mit Moorhuhn. Ein Dance Dance Revolution Automat fehlt ebenso wenig wie Pac-Man oder Donkey Kong. Hier werden Generationen von Spielern miteinander verbunden – alles im Free-Play Modus. Einmal Eintritt zahlen und das war es.
Wie bei Freunden zu Hause
In dieser Ausstellung sind alle spielbaren Geräte frei zugänglich und laden zum Entdecken ein, wodurch eine offene und vertraute Atmosphäre entsteht, die an das Spielen bei guten Freunden erinnert. Beeindruckend war für mich die Möglichkeit, die Power Stone 2 GD-ROM in der Dreamcast-Konsole zu betrachten. Das gilt für nahezu alle Konsolen. Das liegt vielleicht daran, dass diese Ausstellung aus der privaten Sammlung von Marko Silbermann (43 Jahre alt) stammt. Sogar sein 1991 in Hannover erworbenes NeoGeo ist nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Er verriet mir auch, dass alle Spiele in der Ausstellung auf echter Hardware ohne Emulation oder Kopien laufen. Die gute Bildqualität bei Automaten mit LCD als Bildschirm, wie bei dem schon 1988 veröffentlichten Parodius, erklärt er mir mit dem Einsatz von Upscalern wie dem Framemeister oder OSSC. Marco, der Vorstand des „Gaming in Niedersachsen e.V.“, engagiert sich dafür, solche Spiele nicht nur zu erhalten und zugänglich zu machen, sondern auch durch Projekte wie HI-SCORE neue Spielerlebnisse zu ermöglichen. In dem NDR-Beitrag „Niedersachsens erstes Gaming-Center eröffnet in Hannover“ erklärt er, warum er diese Ausstellung als kulturelle Bereicherung ansieht.
„Ich weiß nicht, warum das nicht Kultur sein soll.“
Marko Silbermann im NDR Beitrag
Kunst in der Kunstausstellung
Für dieses heimliche Gefühl sorgt auch die aufgestellte analoge Kunst an den Wänden. Wie es der Zufall wollte, hat einer der ausstellenden Künstler RealVendetti gestern was über Kleinanzeigen bei mir gekauft. Besonders stark fand ich auch die Stickbilder von Philipp Eggersglüß.
Ist die Ausstellung was für Schulkinder?
Unsere Zwillinge sind 7 Jahre alt. Meine Befürchtung war, dass die Inhalte zu brutal oder die Kinder körperlich zu klein sind. Die Wahrheit: Ich passe mit meinen 1,90 cm beinahe nicht hinter das Lenkrad der beiden Mario Kart GP Automaten. Die Kinder hingegen interessierten sich weniger für die Automaten wie Pac-Man oder Parodius, sondern spielten lieber Moorhuhn auf einem PC und DoDonPachi, einen japanischen „Bullet Hell“-Shooter. Das brutalste Spiel war meiner Meinung nach der Super Street Fighter II Automat. Besonders empfehlenswert für Kinder sind der Flipperautomat und alle obskuren Geräte, die nicht über einen normalen Controller oder Stick gesteuert werden, wie der Arkanoid Automat mit seinem analogen Drehknopf aus Metall. Zum Austoben gibt es den Tanzautomaten oder Donkey Kong. Und man muss seinem Kind erklären, warum damals Menschen das Spiel „Hugo“ im Fernsehen bei der Hugo Show über das Telefon gespielt haben.
Wie voll waren es am Samstag und Sonntag?
Mein Tipp ist, dass man den Samstag als Besuchstag vermeidet. Schon ab 11 Uhr war es so voll, dass man an viele Geräte nicht mehr herangekommen ist. Um 10 Uhr am Sonntag war es wirklich leer. Unter Woche macht das Hi-Score erst um 13 Uhr auf. Montags ist Ruhetag. Da wird aber auch nicht so viel los sein. Und vorher sollte man auf der Webseite vom Hi-Score prüfen, ob die Räumlichkeiten nicht wegen einer Veranstaltung gerade geschlossen sind.
Kuratierter Genuss
Die sorgfältig ausgewählten Spiele zeigen, dass viel Überlegung in die Präsentation geflossen ist. Für den SEGA Saturn wäre meine Wahl ebenfalls der Spielhallen-Port Virtua Fighter 2 gewesen. Nicht, weil es technisch eine Meisterleistung ist, sondern weil es ein zugänglicher Multiplayer-Titel ist. Gemeinsames Spielen steht hier im Vordergrund. Ich fühlte mich dort an meine wunderbare Zeit mit dem Soul Calibur Automat im Schlafzimmer erinnert. Falls du noch mitliest, Ingo: danke noch mal!
Auch eine PlayStation 5, Nintendo Switch und Xbox Series X befindet sich unter den Exponaten. Ich wurde aber vom Rhythmus-Spiel Wacca überrascht, ein Erlebnis, das man zu Hause am Controller oder an Maus und Tastatur nicht haben kann. Und für alles, wo man nicht sofort das Erscheinungsjahr parat hat, muss man nicht ChatGPT oder wie die Boomer noch Google fragen. Jedes Exponat hat eine Infotafel mit allen wichtigen Details parat. Für solche Entdeckungen muss man ins HI-SCORE. Und natürlich auch, um den Dark Souls Shrine hinten links zu huldigen.
Fazit
Das HI-SCORE-Museum in Hannover ist ein einzigartiger Ort, der sowohl Nostalgie als auch die Freude am gemeinsamen Spielen zelebriert. Es bietet eine faszinierende Reise durch die Geschichte der Videospiele und ist ein Muss für jeden Spiele-Enthusiasten und Familien, die nach einer alternativen Freizeitaktivität suchen. Hier kann jeder, von Jung bis Alt, in die Welt der Videospiele eintauchen und unvergessliche Erlebnisse sammeln. Ich muss definitiv wiederkommen, weil der Daytona USA Automat repariert werden musste. Mehr Informationen findet ihr auf der offiziellen Seite. Und Beeilung, die Ausstellung läuft nur bis März 2024.
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