Final Fantasy VII Remake: Besser als das Original


Auch im Remake zu Final Fantasy 7 ist Cloud fasziniert von Aerith

Die Neuauflage des erfolgreichsten japanischen Rollenspiels auf der PlayStation wurde nach 22 Jahren aufwendig neu inszeniert: Final Fantasy 7 Remake. Optisch sieht das Spiel besser aus als der Film Final Fantasy VII: Advent Children. Am Ende der Amtszeit der PlayStation 4 erwartet uns mit Final Fantasy 7 Remake (kaufen) ein echter Überraschungshit.

Cloud, Tifa und Barret im Jahr 2020
Cloud, Tifa und Barret im Jahr 2020. Man sieht die Materia-Kugel im Schwert von Cloud. Ja, das ist Echtzeitgrafik.

1998: Als Rollenspiele cool wurden

Auf 3 CDs erschien 1998 Final Fantasy 7 exklusiv auf der PlayStation 1. Ich war 18 Jahre alt als 3D Kämpfe und Polygonfiguren vor gerenderten Videohintergründen die alte SNES 2D Grafik für immer ablösen sollten. Auch die Geschichte und ihre Figuren wurden mit mir zusammen erwachsen: Der böse Shinra Konzern verwandelt die Mako-Energie des Planeten in Strom und schafft in der Stadt Midgar eine wahrhaftige Zweiklassengesellschaft. Die Widerstandsgruppe Avalanche vertreten durch Barret, Jessie, Wedge und Tifa wollen deswegen einen Mako-Reaktor in die Luft jagen. Seien wir ehrlich: Man spielt eine Gruppe von Terroristen.

1998 – Final Fantasy VII auf der PlayStation 1

Für diese Operation benötigen sie Verstärkung: Cloud „Spitze Frisur“ Strife, ein Ex-Soldat des Shinra Konzerns der für Geld alles macht. Als Spieler übernimmt man seine Rolle. Innerlich kämpft Cloud jedoch gegen Zack, den Ex-Freund des Blumenmädchens Aerith . Außerdem hat er Halluzinationen über eine gottähnliche Gestalt namens Sephiroth. Später wird die Truppe durch einen Hund mit brennendem Schweif und eine Katze, die auf einem Roboter sitzt verstärkt. Also ein ganz normales japanisches Rollenspiel.

Leider hatte ich damals meine PlayStation 1 zugunsten eines PCs beim erscheinen des Spiels bereits verkauft. Deshalb habe ich Final Fantasy 7 dann erst im Jahr 2000 per Tastatur durchgespielt und den „General MIDI“ Ton der PC-Version ertragen müssen. Schließlich hatte ich nur den mitgelieferten Yamaha Sound Synthesizer keine SoundBlaster AWE 32 und konnte die PSX Sound Fonts nicht benutzen. Trotzdem ist es mir als eines der wenigen Titel positiv in Erinnerung geblieben. Ich starte es regelmäßig auf meinem Raspberry Pi mit Recalbox oder unter Retroarch auf der Switch.

2020: Was macht das Final Fantasy 7 Remake besser?

Die Neuauflage ist inhaltlich, spielerisch und technisch völlig anders als das Original. Ich habe die für mich wichtigsten Unterschiede zusammengefasst.

Die Kämpfe sind gefühlt genau so wie auf diesem Screenshot
Die Kämpfe sind gefühlt genau so wie auf diesem Screenshot

Endlich Echtzeitkämpfe!

Als das Remake vor 3 Jahren ohne das rundenbasierte Kampfsystem angekündigt wurde, war ich zuerst enttäuscht und dann hocherfreut. Ich war schon immer zu doof, um die taktische Tiefe wirklich zu nutzen. Nur mit nervigem Grinden bin ich weiter gekommen. Beim Original waren Kämpfe nur ein stetiges Hindernis, das mich von der nächsten Wendung in der Handlung fern hielt.

Doch, das nun endlich vorbei. Man kann nun direkt auf die Gegner an Ort und Stelle draufhauen. Gleichzeitig laufen ATB Balken voll, mit denen man dann alle paar Sekunden Spezialattacken oder Materia-Zauber loslassen kann. Aus dem mittelmäßigen Final Fantasy 13 haben sie das Staggering- bzw. Schock-System übernommen. Wildes Verprügeln funktioniert nur selten. Stattdessen muss man taktisch den Stagger-Balken des Gegners füllen damit er überhaupt Schaden nimmt. Dabei macht das Erforschen und Umsetzen der entsprechenden Taktik Spaß. Manchmal muss man die Gegner im richtigen Moment von hinten treffen oder bestimmte Zauber gezielt auf Körperteile anwenden. Jeder Kampf machte mir Spaß!

Final Fantasy VII: Sountrack Original vs. Remake

Soundtrack mit 200 packenden Songs

Für das Remake hat Square Enix über 200 Songs produziert mit diversen Remixes aus der Welt von Final Fantasy. Grafik und Inszenierung sind toll, aber nach dem Durchspielen hallt die grandiose Musik noch lange nach. Dabei reicht das Genre vom klassischem Orchester-Sound, über Hip-Hop bis hin zu Elektro. Zusätzlich hat jeder Boss seine ganz eigene Version des „Battle Theme“. Und das zaubert ein Lächeln auf meinem Gesicht, wenn es durch mein Sony Platinum Headset (kaufen) schallt. Selbst Tage nach dem Durchspielen begleitet mich der fast 9 Stunden lange Soundtrack (kaufen), den es bislang leider nicht auf Spotify gibt.

Kein Open-World und nur optionale Quests

Je älter ich werde, desto weniger Lust habe ich auf Open-World-Titel. Das Remake ist ähnlich wie Final Fantasy X linear aufgebaut. Und das ist gut so! Die Entscheidung ist für das Spiel auch richtig und in meiner Augen auch schwerer gut umzusetzen.

Trotzdem kann man sich in jeder Stadt auf der langen Reise frei bewegen und dort optionale Quests absolvieren. Diese sind inhaltlich nicht der Rede wert aber man bekommt bessere Rüstungen, Waffen und vor allem neue Marsimoto äh… Materia-Sorten. Am Ende dieser allesamt kurzen Quests wartet meistens ein kleiner Endgegner auf die Party, an dem man die neue Ausrüstung ausprobieren darf. Aber wer keine Lust darauf hat, macht es einfach nicht.

„Lovers get these when they are reunited.“ Wenn Cloud das ursprüngliche Final Fantasy 7 durchgespielt hätte, wüsste er was Aerith meint.

Glaubhafte Figuren treiben die Story voran

Die eigentlichen Stars Cloud, Tifa, Barret und Aerith sorgen neben Jessie, Biggs und Wedge für Dialoge, die ich selten überspringen wollte. Es macht einfach Spaß dem Ensemble bei ihren Abenteuern zuzuschauen. Ohne die unnötige Flirterei und überflüssige Schuljungen-Erotik wären die Interaktionen der Charaktere miteinander auch gut in einer Netflix-Serie aufgehoben.

Solche Schuljungen-Erotik ist meiner Meinung nach überflüssig. Das Spiel kommt aber nun mal aus Japan.

Familienfreundliches Speichersystem

Glücklicherweise erlaubt das Remake im Gegensatz zum Original jederzeit das Speichern an jedem erdenklichen Ort. Dieser Umstand erlaubt eine flexible Spielweise selbst, wenn die Frau die aktuelle TV-Serie weiterschauen möchte. Außerdem kann man die PlayStation 4 auch in den Ruhezustand fahren und kann so auch während Bosskämpfen eine Pause machen.

Die Protagonisten so treffend in Echtzeitgrafik neu zu erfinden, ist eine tolle Leistung.
Die Protagonisten so treffend neu zu erfinden, ist eine tolle Leistung.

Vorbildliche Grafik und Performance

Performance ist ein Grund, warum ich vor langer Zeit vom PC auf die Konsole umgestiegen bin. Nicht etwas, weil die Konsolen immer eine bessere Performance liefern, sondern weil das Thema Einflussnahme auf die Grafikleistung mit dem Starten des Spiels abgehakt ist. Bei dem Remake von Final Fantasy 7 erwartet den Spieler eine ruckelfreie Erfahrung mit gutem frame pacing. Und das fast ohne Ladezeiten.

Die Graifk präsentiert sich mit HDR im dynamischen Ultra HD und sieht dabei trotz oder vielleicht gerade durch die Unreal Engine phänomenal gut aus. Allerdings gibt es ein technisches Problem, dass mir negativ aufgefallen ist. Schlecht aufgelöste Texturen findet man an markanten Stellen wie der Tür zu Clouds Apartment, Gullideckeln oder die Skyboxen. Das fällt so extrem auf, weil der Rest wie ein Film wirkt. Digital Foundry hat dazu mal wieder ein fantastisches Video gemacht. Ich gehe hier fest von einem Bug aus, der irgendwann mit einem Update behoben wird.

Du kennst den Namen dieser Person nicht? Nach dem Durchspielen von Final Fantasy 7 Remake wird sich das ändern.

Leider macht nicht jede Minute Spaß

Im letzten Drittel gab es leider einige unnötige Längen und Puzzle. Solange es Kämpfe gibt, macht das Spiel Spaß. Aber wenn man dann langatmig Roboterhände per Schalter bewegen oder ewig durch ein Shinra Headquarter laufen muss, dann kann auch die bombastische Inszenierung darüber hinwegtäuschen, dass dies langweilig ist. Ich habe 39 Stunden gebraucht um das Ende zu sehen und habe keine optionalen Quests gemacht. Trotzdem hat sich das Spiel etwas gezogen. Wenigstens hat mich das coole Ende dann für die Längen entschädigt. Glücklicherweise wurde das Ende nicht von Kingdom Hearts inspiriert!

Final Fantasy 7 Remake ist nur Episode 1

Das Spiel hätte eigentlich den Zusatz „Episode 1 von 5“ tragen müssen. Denn das Remake erzählt nur ein Fünftel der Geschichte von Final Fantasy 7. Gold Saucer, Chocobos züchten, Snowboarden oder mit der Highwind durch die Lüfte fliegen sind noch in weiter Ferne. Allerdings kann ich behaupten, dass sich diese Episode für mich als abgeschlossen anfühlt. Das Ende ist sehr gut, befriedigend und fühlt sich nicht erzwungen an. Es ist kein Quatsch wie bei Kingdom Hearts.

Beste Ergänzung: Die Whispers

Durch die sogenannten „Whispers“ schafft es das Spiel ein paar „Outer Limits“ Momente zu generieren. Erinnerst du dich an Zack, den Shinra Soldier aus dem PSP-Spiel Final Fantasy: Crisis Core? Der spielte auch eine kleine aber enorm wichtige Nebenrolle im ursprünglichen Final Fantasy 7. Aufmerksame Spieler werden mit spannenden Wendungen in der Story belohnt.

Das Spiel hält einige Überraschungen bereit.

Was hätte Square Enix alles falsch machen können?

  • Ein generisches Open-World Spiel daraus machen.
  • Nur die Grafik verbessern und alles Andere so lassen.
  • Die rundenbasierten Kämpfe drin lassen.
  • Mit einem Bruchteil des Budgets das Gleiche versuchen umzusetzen.
  • Die Geschichte ist so konfus wie Kingdom Hearts gestalten. Obwohl das kaum möglich sein sollte.

Man hätte dieses Projekt sehr leicht in den Sand setzen können. Aber die Fachpresse und die Spieler von damals sind sich einig: Final Fantasy 7 Remake ein fantastisches Spiel. Wer hätte das gedacht? Wer Final Fantasy 7 damals gespielt hat, kauft sich nun sofort das Spiel auf Disk (günstig kaufen). Zur Not auch gleich eine PlayStation 4 Pro kaufen, weil das Spiel wieder für die Xbox noch den PC angekündigt wurde. Meine PS4 ist gerade deswegen mit dem Spiel ausgeliehen. Und nun bitte ein Remake von Chrono Cross.

Wertung

Final Fantasy VII Remake: Besser als das Original und optisch die neue Referenz für japanische Rollenspiele. Marc

9
von 10
2020-06-02T21:12:24+0200

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