Das Auge spielt mit


Das ist ein Screenshot aus »International Karate« auf dem C64 aus dem Jahre 1986. Da war ich sieben Jahre alt. Seitdem hat sich viel getan in der Welt des Computer-Entertainments. Gerade tobt der Kampf der neuen Generation der Konsolenhardware um das Geld in den Taschen der spielenden Bevölkerung, mit der sich im Moment scheinbar mehr Geld verdienen lässt, als mit Leuten die Filme schauen.

Der Sprung von 2D zu echter 3D-Polygongrafik

Super Nintendo zur PlayStation

Für mich war der Sprung vom »Super Nintendo« zur »PlayStation 1« der größte Sprung in Sachen Technik und Gameplay. Die PlayStation 1 bot neben dem erfolglosen Sega Saturn erstmals die Möglichkeit:

  • Full-Motion-Video in guter Qualität (VideoCD) wiedergeben.
  • für damalige Verhältnisse realistische 3D-Welten erzeugen.
  • Doppelt so hohe Auflösungen fahren wie das Super Nintendo.
  • Musik in CD-Qualität wiedergeben und kein Gepiepse mehr.
Mortal Kombat (SNES) und Battle Arena Toshinden (PSone)
Mortal Kombat (SNES) und Battle Arena Toshinden (PSone)

Emotionen durch Technik

Und durch eben diesen Sprung wurden auch die Spiele besser. Später wären Mario 64 oder Zelda – Ocarina of Time ohne den analogen Stick des Nintendo 64 nicht spielbar gewesen. Final Fantasy VII hätte es ohne die Videosequenzen nie geschafft uns so emotional zu berühren. Ich denke da besonders an die Szene, als Cloud Strife die tote Aeris langsam in den Seelenpool gleiten lässt. Und ohne die geniale Musik wäre WipEout 2097 auch nur halb so cool gewesen.

Prügelspiele

Die 2D-Prügelspiele wurden durch 3D-Klopper abgelöst, was nicht nur ein gewaltiger grafischer Schritt war. Auf einmal konnte man auch seitlich den Schlägen des Gegners ausweichen, um ihn dann von hinten die Beine wegzuziehen. Wie in echt eben und nicht wie im Puppentheater bei Mortal Kombat II oder Street Fighter II.
Resident Evil genau wie WipEout sorgte dann dafür, dass das Spielen an den Konsolen erwachsen wurden indem eine Zielgruppe von über 18 Jahren angepeilt wurde. Es war schon cool, als Resident Evil auf der PSone in der Zeitschrift Videogames damals keine Wertung bekam weil es zu brutal war – und gleichzeitig ein wirklich geniales Spiel war. Auch wenn in den ersten fünf Minuten vier mal »What is it?« gesagt wird.

A dining room… WHAT? What is this? Maybe it’s Chris… now Jill, can you go?

Und da kleine Jungen und Mädchen auch immer erwachsen sein wollten, stürzten sie sich genau so auf diese Spiele wie die Großen.

Die Erfahrung die man beim Spielen erfuhr hatte plötzlich qualitativ einen völlig neuen Level erreicht.

Tekken 3 (PSone) und Tekken Tag Tournament (PS2)
Tekken 3 (PSone) und Tekken Tag Tournament (PS2)

PlayStation 2 zur Xbox

Mit der PlayStation 2, der Xbox und nicht zuletzt auch der Dreamcast wurde alles noch realistischer und noch perfekter. Dank Videosequenzen in DVD-Qualität und einer sehr realistischen Grafik spielte sich Final Fantasy X fast wie ein Spielfilm. Auch bei dieser Generation der Konsolen war ein technologischer Sprung deutlich zu erkennen, obwohl im Prinzip nur das Bestehende verbessert wurde.

Aber der Wechsel von 2D auf 3D-Grafik war dennoch eindrucksvoller. Darüber konnte auch die neuen Onlinekomponente nicht hinwegtrösten, obwohl Phantasy Star Online mit Tastatur auf dem Schoß vor dem großen Fernseher schon geil war. Und mit Daytona USA gegen Leute aus Japan und den USA anzutreten war ein beeindruckendes Erlebnis. Wir erinnern uns, Dänjiel?

Dead Or Alive Ultimate (Xbox) und Dead Or Alive 4 (Xbox 360)
Dead Or Alive Ultimate (Xbox) und Dead Or Alive 4 (Xbox 360)

PlayStation 3 und Xbox 360 im Rennen um die beste Grafik

Nun bahnt sich im Jahre 2006 schon die neue Generation der Spielemaschinen an: Sony schickt die PlayStation 3 ins Rennen und Microsoft die Xbox 360. Nintendo erzählt was von

But there may come a point where Microsoft and Sony are so focused on the tech battle that they’re going to wake up one day and forget about focusing on why people actually buy games—they’ve got to be fun.

Das hört sich so an, als ob Nintendo der PS3 und der neuen Xbox unterstellen würde, dass sich bessere Grafik proportional zu weniger Spaß verhält. Ich persönlich kann nur sagen, dass ich mit der PS2 und der alten Xbox weitaus mehr Spaß hatte als mit den paar Spielen auf dem GameCube die sich gelohnt haben zu spielen. Und Nintendo ist sogar so verrückt, dass sie das neue »Zelda – The Twilight Princess« ohne Sprachausgabe im Jahre 2005 auf dem Markt werfen wollen. Und natürlich ohne echten 16:9-Modus und wahrscheinlich auch ohne Surround-Sound. Nintendo denkt wahrscheinlich, dass unsere Wohnzimmer so aussehen:

So sieht Nintendo unserer Wohnzimmer im Jahre 2005.
So sieht Nintendo unserer Wohnzimmer im Jahre 2005.

Grafisch noch viel Platz nach oben

Wenn man sich nun die Screenshots der Xbox 360 Spiele ansieht dann ist der Unterschied zu dem was wir momentan unter dem Fernseher stehen haben gar nicht so groß. Klar, es ist ja „High Definition“ aber ich erwarte eigentlich schon etwas in der Richtung des Killzone 2 Trailers welches für die PS3 als Launchtitel erscheinen soll. Der Zyklus der Xbox Hardware war einfach zu kurz um schon wieder 499 Eur an Microsoft zu überreichen.

Ich bin gespannt was sich Sony und Microsoft für Tricks einfallen lassen um an unser Geld zu kommen. Und welche Rolle Nintendo in Zukunft spielen wird. Wenn der Nintendo DS gegen Sonys PSP floppen sollte wäre der gleiche Schritt wie damals von Sega denkbar: Thirdparty-Hersteller für Xbox 900 und PlayStation 4. Dann brauch man sich nicht für Zelda gleich eine neue Konsole zu kaufen.

Fiktion: So könnten Spiele in der Zukunft aussehen.
Fiktion: So könnten Spiele in der Zukunft aussehen.

Erwartet uns im Jahre 2015 der Fotorealismus?

Ich erwarte aber schon, dass in fünf Jahren die Spiele die optische Qualität von Spielfilmen erreicht haben. Die Bilder oben stammen aus »Animatrix« und »Unleashed« und sind natürlich keine echten Spiele, die geplant sind. Die alle anderen Screenshots sind hingegen echt.

Und ja, ich will bessere Grafik weil ich der Meinung bin, dass sie immer noch das Videospiel als solches zu sehr einschränkt. Hat man ja an der PlayStation 1 gesehen, dass ich damit nicht alleine bin denn sonst hätte ja niemand die PS2 gekauft, oder? Solange wir nicht fotorealistische Grafiken in Videospielen sehen, wird immer ein Technikupgrade sich verkaufen. Und wenn es nicht mehr Photorealismus ist, dann wird es räumliches Sehen sein. Oder…


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Kommentare

35 Antworten zu „Das Auge spielt mit“

  1. Avatar von dänjiel
    dänjiel

    *dänjielerinner* wrumwrum… daytona war cool… aber wir sind am ende zu freakig geworden … und burnout 3 rockt ja eh alles weg

  2. Avatar von benjamin
    benjamin

    Ach Marc, herrlich, für diese Artikel bist du zur Zeit mein Lieblingsblog. Ich bin auhc überzeugt davon, dass die Computerspieleindustrie in den kommenden Jahren, auch zum konzeptionellen Vorreiter für die klassische Wirtschaft werden kann, wenn man die Entwicklung von Spielgeld bedenkt. Aber auch in der Spieleindustire selber ist noch deutlich Potential für neue Ideen da, wie Fabians Bachelorarbeit und unsere Eigenen Erfahrungen mit MMORPGs erahnen lassen. Ich sag mal Sim Anarchy City Online….
    Und wie du schon richtig Erwähnt hast: der Zeitpunkt für große neuen Idee war selten besser: 90% des Spielemarktes ist Einheitsbrei und die Leute warten auf gut durchdachte Spiele. Ich weiß noch, was Populous für eine Hammer war, eine Revolution, eine neue Qualität Spiel…

  3. Avatar von Marc
    Marc

    Als zu dem Einheitsbrei: Auf dem PC-Markt mag das zutreffen aber bei den Konsolen habe ich in den letzten Jahren eigentlich immer etwas innovatives zum Spielen gehabt. Alleine schon die Peripherie wie EyeToy oder die Tanzmatten sorgen da für Abwechslung. Die Konsolen sind mittlerweile alle online und haben besonders da das richtig gemacht was der PC Markt nicht geschafft hat: Plug & Play.Auch die letzten KillerApplicationen kamen alle aus dem Bereich der Konsolen und meist von der XBOX und PS2:

    Burnout 3 (Ich liebe dieses Spiel)
    Fable – Von den Machern von Black & White
    Chronicles of Riddick – Ein 3D Shooter der endlich mal alles richtig macht. Kam ein halbes Jahr eher auf der XBOX raus und sieht dort auch besser aus.
    Final Fantasy X usw. – Hatte der PC nicht und wird er auch nie bekomen.
    Grand Theft Auto – Wurde nur wegen des Erfolges auf den PC umgesetzt. War in meinen Augen eines der bedeutensten Spiele der letzten Zeit.

    usw, usw.

    Sag bescheid, dann öffne ich gerne mal für dich das Tor zu echtem Spielespaß fernab vom gekrümmten Rücken über Tastatur und Maus. Du wohnst ja nicht weit. =)

  4. Avatar von ben_
    ben_

    Also von Itoy und Tanzmattenm Lenkrädern und Forcefeedbackcontrolern halte ich soviel wie von sich-bewegenden Sitzen im Kino, nämlich gar nichts.

    Fable hingegen ist grandios, wie ich aber auch schon erwähnt habe:
    Fable Beitrag im Buddhabot.

    GTA I und II habe ich in der Tat auch reichlich auf meiner alten PSI gezockt. Das war witzig.

    Ansonsten, Marc, ansonsten glaube ich dass diese „Killerapplikationen“ noch lange nicht das Potiential von Computerspielen ausloten. Dabei meine ich gar nicht so sehr das technische als viel mehr das konzeptuelle und künstlerische. Wir haben uns ja mal über ICO unterhalten, und meine Anspielung von eben „Sim Anarchy City Online“ machen vielleicht ein bischen deutlich, was ich meine.

    Das ist die gute alte Marshall McLuhan Weisheit: alle neuen Medien sind an ihrem Begin konservativ, erst nach Jahren oder Jahrzehnten ihrer Nutzung entfalten sie ihr völliges Potential. Computerspiele sind, wie Webseiten auch, noch Jahre davon entfernt. Und ich sage dir auch warum:

    1. Weil sie sich selbst noch nicht ernst nehmen. Die Computerspieleindustrie ist eine Jugendindustrie, die in erster Linie schnelle, einfache Unterhaltung bietet. Wieter geht der Anspruch der meisten Spiele nicht und das erzählerische Niveau fast aller Spiel läuft weit unter dem eines durchschnittlichen Hollywoodfilms. Ame Ende eine Spieles sagt man immer: „Boah geil, dass hat Krass Bock gemacht.“ Hingegen sagt niemand: „Hmm.. so hab ich das ja noch nie gesehen, das hat mich echt bewegt.“

    2. Wirklich innovative Produkte entstehen meines Erachtens nur, wenn man etwas wirklich verstanden und druchblickt hat. Alle interviews, die ich aber mal mit Spielemachern gelesen haben – immer ausgenommen Peter Molyneux – laufen drauf hinaus, dass eine Spieler irgendwann zum Spieleprogrammierer geworden ist, weil er Programmieren konnte. Peter Molyneux hingegen, hat deshlab Populous und Fable entwickeln können, weil er neue Computerspiele eben nicht als Verbesserungen bestehender Computerspeile versteht, sondern als eine eigene Kunstgattung, die zur entfaltung zu bringen es gilt.

    [Ich sollte aus meinen Kommentaren hier Blogeinträge im Buddhabot machen…]

  5. Avatar von ben_
    ben_

    Ach ja und um ehrlich zu sein, hat mich Final Fantsie VII auch mit Videosequenzen mal gar nicht berührt…

    Wer einen solchen Pony trägt, hat jede Chance der emotionalen Berührung umgehend verloren.

    Ich muss aber gestehen, dass ich nur 2 der 3 CDs gespielt habe…

  6. Avatar von Marc
    Marc

    Ja, ich weiß was Du meinst aber diese gerade zu deinem 1. Punkt gibt es Spiele die genau das erreichen. Nur eben nicht im PC-Spiele Markt sondern im Konsolensektor. Gerade die Final Fantasy-Reihe so wie viele ander Konsolen-RPGs bringen Sachen, die auf dem PC technisch meist gar nicht machbar sind oder waren. Für viele dieser Spiele fehlte damals einfach die DVD als Standard-Medium.

    Und mit Grand Theft Auto meinte ich nicht die lächerlichen ersten Teile mit Perspektive von oben sondern vor allem: GTA3, GTA 3 – Vice City und GTA – San Andreas die gezeigt haben, dass Spiele ein unglaubliches Gefühl von Freiheit simulieren können. Grafisch war GTA 3 als es auf dem PS2 rauskam unglaublich.

    Wie gesagt, ich kann dir anbieten, dass wir mal eine kleine Reise fernab des Computerbildschirmes machen in die Welt der Geräte die nichts anderes können als eben Spielen.

    Vielleicht ändert sich dann deine Meinung in Bezug auf den Evolutionsgrad des digitalen Spielens etwas. Denn nur der PC ist stehen geblieben. Die Konsolen nicht.

    Bei den Webseiten gebe ich dir aber vollkommen recht. Ich glaube auch, dass das Web so wie es jetzt ist mit dem Prinzip der Webseiten als solche nur die absolute Spitze des Eisberges darstellt von dem was möglich sein wird.

  7. Avatar von ben_
    ben_

    Ach ja, was die optischen Qualitäten von Spielfilmen betrifft, so muss ich gestehen, dass auch mich der Killzon Trailer dazu veranlasst hat, schon mal auf eine PS3 zu sparen. Ich glaube aber dass sich langfristig für den Spiele bereich eher eine „Die Unglaublichen“-ähnliche Äthetik etablieren könnte, dass heißte eine deutlich verfremdete Comic- resp. Animations-Äthetik, die ich im übrigen jetzt schon für den Erfolg von World of Warcraft verantwortlich mache…

    Die gründe dafür sind vielfältig: zum einen erlauben solche Verfremdungen eine größere Gestaltungsbandbreite, zum anderen glaube ich dass auf Absehbare Zeit, die Kernzielgruppe unter und um 20 Jahre alt sein wird, durch sowas als stark angesprochen wird. Und letztendlich, hab ich irgendwie das Gefühl [ich weiß das ist keine gutes Argument], dass es besser zum Charakter des Konzeptes „Computerspiel“ passt, als realitsische Abbildungen.

  8. Avatar von Marc
    Marc

    Also zu Final Fantasy VII kann ich nur sagen, dass ich viele, viele Leute kenne, die diesen Teil neben Final Fantasy X für den besten halten und zwar nicht zuletzt weil die Story wirklich absolut genial und durchdacht war. Ohne den Techniksprung hätte man da snicht so erzählen können. Und ich war schon etwas traurig als Aeris im Seelenpool verschwand.
    Ich dachte sie kommt zurück. Aber am nächsten Tag in der Schule wurde mir dann mit Griff auf die Schulter die Wahrheit eröffnet: »Sie ist wirklich tot, Marc.«

  9. Avatar von Marc
    Marc

    Das mit der optischen Qualität sehe ich ähnlich. Aber das ist natürlich stark vom Genre abhängig.

    »Fifa 2010« wird sicherlich versuchen absolut realistisch zu wirken und in »Doom V« wird man sicherlich auch nicht auf den Comic-Look setzten.

    Aber da dieser Look wie er im PS3 Killzone Trailer benutzt wird ist wahrscheinlich auch etwas resourcenschonender und glaubhafter als wenn sie versuchen absolut realistisch zu arbeiten.

    Denn mal ehrlich: Es sieht zwar gut aus. Eher ist „unglaublich“ das richtige Wort aber realistisch ist es eben nicht so ganz.

    Und ich denke auch, dass Spielen auf diesen Geräten als solches nicht mehr auf eine Zielgruppe zu beschränken ist sondern dass jede Zielgruppe von 0 – 99 seine Spiele bekommt.

  10. Avatar von ben_
    ben_

    Wenn man sich die Stil-Bandbreite ansieht die Comics inzwischen entwickelt haben kann ich mir sehr gut ein Doom V vorstellen, das aussieht wie ein Todd McFarlane „Spawn“, oder wie ein Mike Mignola „Hellboy“, was das angeht sind auch die Verfilmungen der beiden Finsterhelden weit weit hinter ihren gezeichneten Vorlagen zurückgeblieben.

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