Für die erste PlayStation wurden hauptsächlich Spiele mit Polygongrafik in 3D, wie Ridge Racer, veröffentlicht, um sich optisch von den 16-Bit-Pixelspielen abzuheben. Nur wenige Titel nutzten den im Verhältnis zu den Spielmodulen gigantischen Speicherplatz der CD-ROM für mehr Bitmap-Grafiken. Als Castlevania – Symphony of the Night 1997 für die PlayStation erschien, war es kaum verwunderlich, dass es anfangs wenig Beachtung fand. Optisch ähnelte es zu sehr den 16-Bit-Konsolen wie dem Super Nintendo.
Der unterschätzte Klassiker
Das Spiel sah den Super Nintendo- und Mega Drive-Versionen von Castlevania einfach zu ähnlich. Warum sollte man ein 2D-Spiel zocken, wenn man eine PlayStation mit 3D-Beschleuniger besaß? Ich habe deswegen über Jahre Castlevania – SOTN ignoriert. Selbst als es für die Xbox 360 als eines der ersten größeren Titel für Xbox Arcade erschien, spielte ich es nicht. Erst Jahre später, durch Retrohandhelds, gab ich dem Spiel eine Chance. Zu spät lernte ich die Ästhetik des Titels zu schätzen: Die Animationen und die Menge an unterschiedlichen Sprites sind beeindruckend. Der Trick bestand darin, Monster aus nahezu allen Castlevania-Spielen zusammenzutragen und ins Spiel zu integrieren.
Könnte heute noch als Indietitel durchgehen
Die Grafik ist weitaus besser gealtert als viele der Polygon-Titel der PlayStation 1 mit ihrem Wabbeltexturen. Der Pixellook könnte heute als Indietitel durchgehen. Bei einem Casltevania dürfen die zahlreichen Parallaxebenen beim Scrolling nicht fehlen. Und gelegentlich zeigt die PlayStation auch ihre 3D-Polygonfähigkeiten, wie bei der Innenansicht einer Kirche im Hintergrund, die in 3D gerendert wird, während der pixelige Look beibehalten wurde.
Castlevanias unvergänglicher Einfluss
Jede Bestenliste von Retrospielen führt diesen Titel an. Schon damals blieb der Verkaufserfolg nach dem Launch aus, doch allmählich sprach sich durch Mundpropaganda herum, dass es sich um einen ganz besonderen Titel handelte. Sogar heute noch erkennt man den Einfluss am Spielgenre Metroidvania, ein Kunstwort aus Metroid und Castlevania, wobei letzteres in Symphony of the Night seinen Ursprung hatte. Erst nach dem Erfolg von SOTN wechselte die Castlevania-Serie komplett zu diesem Genre. Die später veröffentlichten GameBoy Advance Titel Castlevania: Circle of the Moon (2001), Castlevania: Aria of Sorrow (2003) und Castlevania: Harmony of Dissonance (2006) sind ebenfalls Metroidvanias. Und auch sehr zu empfehlen.
Alucards Kampf gegen seinen Vater
Die Handlung von Castlevania – Symphony of the Night knüpft direkt an die Ereignisse des Vorgängerspiels Rondo of Blood an. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Alucard, dem Sohn von Dracula, der sich aufmacht, das Schloss seines Vaters zu erkunden und dem Bösen ein Ende zu setzen. Die Geschichte ist unterhaltsam und wird durch zahlreiche Zwischensequenzen und Dialoge vorangetrieben. Fans der Netflix-Serie „Castlevania“ werden die Backstory von Alucard wiedererkennen.
Metroidvania ist Programm
Der Spieler erkundet das große Schloss, löst Rätsel und erlernt neue Fähigkeiten, um in die Tiefen des Schlosses vorzudringen. Es gibt eine Vielzahl von Gegnern zu bekämpfen, die alle ihre eigenen Stärken und Schwächen haben. Das intuitive Kampfsystem bietet eine Mischung aus Nah- und Fernkampfattacken sowie Magie. Die Vielfalt der Gegnertypen sorgt dafür, dass das Spiel nie langweilig wird.
Ein weiterer Höhepunkt sind die zahlreichen Fähigkeiten, die Alucard im Laufe des Spiels erlangen kann, wie die Verwandlung in eine Fledermaus oder einen Wolf, um durch enge Passagen zu kommen oder neue Bereiche des Schlosses zu erreichen. Selbstverständlich darf auch der Doppelsprung nicht fehlen. Diese Fähigkeiten sind essenziell, um alle Geheimnisse zu entdecken und das Spiel zu 100 % und mehr abzuschließen. Am Ende habe ich 200,6 % der Karte aufgedeckt. Mit allen 1819 Räumen. Dabei hatte ich jede Sekunde der Spielzeit irre viel Spaß.
Der unvergessliche Soundtrack von Symphony of the Night
Der Soundtrack von Castlevania – Symphony of the Night ist ebenfalls ein Höhepunkt. Die Musikstücke sind abwechslungsreich und unterstreichen perfekt die düstere Atmosphäre des Schlosses.
Wertung
Castlevania – Symphony of the Night: Der Action-Plattformer funktioniert heute noch genauso gut wie damals. Wer auf Metroidvania-Spiele steht, kann hier die Ursprungsgeschichte dieses Genres erleben. Es gibt auch einen wirklich guten "Twist" in der Mitte des Spiels, den man selbst erlebt haben muss. Eines der wenigen Retrospiele, die kaum gealtert sind. – Marc
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