Noch nie habe ich mich selbst und meine Coop-Partnerin Esther so sehr zwingen müssen, ein Spiel durchzuspielen. Dieses Spiel ist eine Beleidigung für alle interaktiven Filme und allgemein für das Medium Spiele.
Worum es bei dem Quatsch geht
Über 11 Stunden entfaltet sich eine langatmige Aneinanderreihung von Episoden aus dem Leben der Jodie Holmes. Jodie hat ein Problem: Aiden, eine Art unsichtbarer Geist mit schlechter Laune und enormen Kräften.
Dabei springt man wild zwischen Kämpfen gegen Monster, einem Besuch bei Indianern in der Wüste, einer Verfolgungsjagd auf Zügen, einer Geburt(!) und einem Attentat auf einen afrikanischen Diktator (!!!) hin und her. Im Gegensatz zu spannenden Spielen desselben Genres der interaktiven Filme wie The Walking Dead, The Wolf Among Us oder Until Dawn kommt hier keine Spannung oder gar Emotion auf.
Alles ist viel zu überdreht und hektisch erzählt und strotzt voller billiger Klischees. In den Aktionsszenen mit Explosionen und abstürzenden Helikoptern funktioniert das Spiel durch sein passives Gameplay ganz und gar nicht mehr.
Die Suche nach den weißen Punkten
Rätsel gibt es nicht in Beyond: Two Souls. Es gibt nicht einmal richtige Aufgaben. Man sucht nur nach weißen Punkten, um den rechten Stick bewegen zu dürfen und die Story geht weiter.
Eine Geburt mit zwei Tasten durchführen? Bei Beyond: Two Souls kein Thema. Als schlechte Episode 45 Minuten Folge aus The Outer Limits wäre das noch ok gewesen. Aber ohne echten Einfluss auf die dahinplätschernde „Handlung“ verkommt es zu purer Langeweile.
Beyond: Two Souls besitzt wirklich keinerlei Gameplay. Das wäre nicht so schlimm, wenn einem die Charaktere – sogar noch nach 10 Stunden – nicht völlig egal wären.
Glitches und Abstürze
Gleich zwei Fehler und ein daraus resultierender Absturz sorgten dafür, dass ein Güterzug zwischen dem Fernseher und uns hätte durchfahren können – die emotionale Distanz zu den Geschehnissen im Spiel hätte nicht größer sein können. Einmal blieb Jodie in einer Ecke in ihrem Kinderzimmer stecken und nur ein Neustart des Kapitels konnte sie überreden dort herauszukommen.
Der andere Glitch war richtig heftig: Während einer Szene, in der Jodie auf der Straße um Geld betteln musste, blieb einer der Passanten in ihr stecken und ging dabei lustig weiter. Das zeigte zwar eindrucksvoll, dass es sich nicht wie bei Heavy Rain um vorgerenderte und als Film abgelegte Sequenzen handelte, aber die Szene war natürlich dahin.
Danach landeten wir mit einem Crash des Spiels direkt auf dem PlayStation Dashboard. Anscheinend ist hier wirklich etwas schief gelaufen in der Szene. Wenigstens speichert das Spiel auch innerhalb der Kapitel. Trotzdem merkt man ganz klar: das hier ist kein qualitativ hochwertiges Spiel.
Zweispieler-Modus mit der Freundin
Hört sich toll an, ist dann aber durch die hakelige Steuerung und den monotonen Aufbau ein Grund mehr, lieber die Wohnung aufzuräumen oder den Müll runterzubringen… Die nicht vorhandene Freiheit beim Spielen führt das interaktive Medium ad absurdum und gibt Nicht-Spielern einen falschen Eindruck dieses Hobbys.
Normalerweise rettet ein Coop-Modus selbst die schlechtesten Spiele. In diesem Fall steuert der eine Spieler Jodie und der andere Aiden. Aber leider abwechselnd und nicht gleichzeitig. Ist aber auch egal, denn das Prinzip ist bei Aiden dasselbe – mit dem kleinen Unterschied, dass man blaue Punkte suchen muss.
Ellen Page reicht leider nicht aus
Die schauspielerische Leistung von Ellen Page als Jodie ist bemerkenswert. Besonders vor dem Hintergrund, dass Alles in einem Motion-Capturing Studio entstanden ist. Die Rolle passt einfach gut zu der zierlichen Schauspielerin. Die Technik zu nutzen, um die Schauspielerin die Figur der Jodie sowohl als Kleinkind als auch bis hin zur Erwachsenen darstellen zu können, ist ebenfalls eine tolle Idee.
Könnte besser aussehen
Die angeblich so gute Grafik des Remakes von der PlayStation 3 war für mich der Hauptgrund für den Kauf. Leider sieht nur die virtuelle Jodie fotorealistisch gut aus. Vielen der anderen Figuren fehlt, ebenso wie der Umgebung, der Detailgrad eines PlayStation 4 Spieles.
Das wirkt sich direkt auf die Wirkung der Story aus. In einer Szene erscheinen plötzlich tote Menschen als Schockmoment. Der funktioniert überhaupt nicht, weil diese technisch gegenüber Jodie grotesk witzig wirken.
Andere Spiele können es doch auch
Während bei Until Dawn alle acht Figuren mit Liebe zum Detail erstellt wurden, ist es hier nur Jodie, die ihre Emotionen glaubhaft rüberbringen kann. Geschmälert wird die digitale Pracht im wahrsten Sinne des Wortes durch die sinnlosen 21:9 Balken am unteren und oberen Bildrand.
David Cage hat kein Talent
Schon der Vorgänger Heavy Rain war für mich – bis auf den Storytwist am Ende – tot langweilig. David Cage, der Produzent und Autor von Spielen wie Fahrenheit, Heavy Rain und eben auch Beyond Two Souls, kann, meiner Ansicht nach, weder gute Spiele noch interessante Handlungen produzieren. Alle Geschichten strotzen voller schlecht geschriebener Dialoge und stereotypischen Protagonisten.
Das liegt zu einem Großteil auch an der Thematik der Spiele. Es ist viel einfacher eine Teenie-Horrorkomödie oder einen Thriller in der Zombie-Apokalypse zu produzieren. Wer gute Stories erleben will, spielt keine Spiele, sondern guckt lieber gute Serien. Battlestar Galactica zum Beispiel.
Wertung
Beyond: Two Souls: Kann weder als Spiel noch als Film überzeugen und gehört verboten. – Marc
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