Ich gucke verdammt wenig Fernsehen. Eigentlich nur manchmal Pro 7 wenn ich mal an die »Simpsons«, »Lost« oder die Spielfilme denke die ja meist zuerst bei dem Sender von den Leuten die es »lieben uns zu unterhalten« gezeigt wird. Beim ZDF gucke ich eigentlich manchmal das Naturmagazin Wunderbare Welt. Für das Weltgeschehen gilt nach wie vor: Internet killed the Videostar und das heißt: Spiegel.de ist meine Startseite seit eh und je.
Marc, schalte mal den Fernseher ein
So musste ich auch heute via SMS darüber informiert werden, dass (mal wieder) ein Beitrag über »Gewalt in Computerspielen« zu sehen war und zwar bei Frontal21.
Der Beitrag fängt natürlich mit dem Lieblingsthema der Pseudo-Pädagogen bei den staatlichen Volksmusik-Sendern an: Schüler die mit Shotguns aus dem Waffenschrank von Papi in die Schule kommen nur weil sie am Abend zuvor mal wieder Videospiele gespielt haben. Das kennen wir ja schon von den Medien.
Da drängen sich mir gleich zwei Dinge auf:
- Welcher Jugendliche spielt heutzutage keine Video- oder Computerspiele?
- Könnten vielleicht auch andere Faktoren als Spiele bei den sogenannten Amokläufen eine Rolle spielen?
Amoklauf oder geplanter Mord
Es sind ja meist keine Amokläufe sondern im Vorfeld geplante Aktionen um gezielt bestimmte Personenfelder auszulöschen. Wir haben durch die Pisa-Studie gelernt, dass deutsche Schulen nur noch ein Ort der Verblödung sind. Ich selber hatte wirklich zum Teil schlimme Lehrer in der Schule die absolut unfair gegenüber ihren Schülern waren. Alleine schon durch ihr Alter wurde eine Kluft zwischen ihnen und uns Schülern geschaffen, dass da ein D-Zug hindurchfahren konnte. Trotzdem habe ich keinen Mord geplant. Wieso auch? Es gibt Schlimmeres und vor allem Lustigeres und Interessanteres als Schule und Lehrer über die man sich ärgern kann.
Mobbing und Videospiele
Die meisten Kinder wurden von ihren Mitschülern schon mal gemobbt. Es gibt ja noch andere Leute mit denen man sich in dem Moment gut verstehen kann. Aber was ist mit den Kindern, die vielleicht nicht so stark sind und bei denen die Schule zur Hölle wird. Niemanden scheint es zu wundern, dass die Kinder sich die Schule für ihr Massaker ausgesucht haben. Wieso nicht irgendwer auf der Straße? Wieso keinen Supermarkt? Oder andere Orte wo vielleicht viel mehr Menschen dran glauben müssten.Vielleicht weil sie keinen anderen Ausweg mehr sehen und sie sich mißverstanden fühlen weil den Kindern Medien wie das Fernsehen eine perfekte Welt vorspielen und sie da einfach nicht reinpassen wollen.
Videospiele sind ein einfacher Sündenbock
Es ist viel einfacher, das Medium was eine so unglaubliche Verbreitung erlebt hat in den letzten Jahren wie kein anderes neben dem Internet dafür verantwortlich zu machen, dass die Kinder zu solchen Taten fähig sind. Ich bin der Meinung, dass es den Lehrern einfach an Verständnis für die Generation fehlt und dass man an der Universität vielleicht nicht Fachidioten ausbilden sollte sondern echte Pädagogen.
Videospiele sind wahrscheinlich deswegen auch so im Kreuzfeuer weil die ältere Generation damit selten etwas anfangen kann. Sie sehen nicht die Kunstwerke, die Spiele wie »ICO«, »Final Fantasy« oder »Deus Ex« zweifelsfrei sind. Statt dessen wird in einem schlecht recherchierten Beitrag auf einem Sender dahin gerotzt, der klar die plus40-Jährigen als Zielgruppe anpeilt und schon so etwas wie Propaganda fahren gegen das, was sie nicht verstehen und verteufeln. Eine alternative Beleuchtung des Themas findet sich im gesamten Beitrag nicht. Immer wieder werden die brutalsten Szenen aus unterklassigen Spielen wie »Fight Club« oder gar »Backyard Wrestling« propagiert die sowieso kaum jemand spielt.
Gewalt ist bei vielen Spielen optional
Wird mal ein Teil der genialen »Grand Theft Auto-Serie« gezeigt wird, dann verschweigen sie natürlich, dass es absolut optional ist, dass man ein Blutbad anrichtet. Das Gameplay von GTA hat die Videospiele mit seiner voll interaktiven Welt mit dem absolut freien Gameplay und der unglaublichen Freiheit ein ganzes Stück weitergebracht. Zwar muss den ein oder anderen Menschen das Lebenslicht auspusten aber das stupide Massenschlachten von dem in dem Beitrag die Rede ist, muss man nicht abhalten – Man kann es aber. Aber natürlich wird auch das unter den Tisch gekehrt in der kleinen Welt vom ZDF.
So wie das ZDF die Sache darstellt, sind alle Kinder und Jugendliche willenlose Zombies die alles unreflektiert aufnehmen und am nächsten Tag in der Schule ausprobieren wollen. Dass die Familiensituation oder andere Faktoren da eine große wenn nicht dominante Rolle spielen, steht auch auf einem anderen Blatt geschrieben. Jedenfalls nicht auf den Storyboards bei Frontal21.
Spiele haben wie Filme eine Altersbeschränkung
Die meisten Spiele haben sowieso eine Altersbeschränkung auf die Eltern achten sollten. Ich würde meiner 8-Jährigen Tochter auch nicht zu Weihnachten statt einem Holzspielzeug die »Mortal Kombat-Fatality«-Sammeledition zum Tauschen und Sammeln schenken.
Wenn die bei Frontal21 schon brutale Szenen zeigen, dann beim nächsten mal auch bitte etwas, was den Titel auch verdient hat. Ernst nehmen kann man die Sendung wohl auf keinen Fall. Ich habe gerade in einem Forum einen interessanten Gedanken aufgeschnappt. Dem zufolge wissen die staatlichen Sender genau, dass sie maßlos übertreiben und machen das nur aus reiner Profitgier weil die ganze Zielgruppe erkannt hat, dass Videospiele eh viel mehr Spaß machen als Fernsehen-Gucken und deswegen die Einschaltquote sinkt die die Sender weniger Geld verdienen. Also schön den Staat aufhetzen damit die Kassen wieder voll werden.
Noch ein Zitat aus dem Forum:
Das ist das gleiche wie die Buchindustrie gegen das Fernsehn redet. Kinder sollten mehr Bücher lesen, da Sie durch den Fernsehkonsum mehr verdummen.
Schreibe einen Kommentar