The Wire


Ich bin eigentlich kein echter Seriengucker. Ich habe zwar LOST und South Park komplett gesehen aber ansonsten halte ich das passive Konsumieren von bewegten Bildern ohne Eingriffsmöglichkeit durch ein Joypad für große Zeitverschwendung – genau wie Fernsehen allgemein. Eine Ausnahme ist jedoch die US-Krimiserie The Wire.

Ich bin sehr spät dran. Mischa und Ben_ haben schon vor längerer Zeit einige lobende Worte über die Serie geschrieben während wir erst gestern Abend nach einem 4-Folgen-Marathon das dramatische Ende der ersten Staffel erleben durften. Inhaltlich geht es um den Kontrast und zugleich um die erstaunlich vielen Gemeinsamkeiten des organisierten Drogenkartells und der Polizeiarbeit in Baltimore.

Von Kritikern wird sie regelmäßig als die beste Fernsehserie aller Zeiten beschrieben.

The Wire – Wikipedia

Die vielschichtige Handlung dreht sich zu gleichen Teilen um die Mitglieder des Drogen-Clans um Avon Barksdale und die Polizeimanschaft von Detective McNulty. Die trockene und zugleich realistische Erzählweise deckt aber vor allem eines auf: Es gibt in dieser Welt kein Gut und kein Böse.

Kein Gut und kein Böse.

Diesen Umstand verdankt die Serie dem ehemaligen Polizeireporter und zugleich Autor der Serie David Simon. Die Balance zwischen Spannung, tiefschwarzem Humor und pointierten Schockerszenen ist ihm hervorragend gelungen. Ich muss aber gestehen, dass die für mich amüsantesten Szenen die waren, in denen ich sehr viele neue Beleidigungen auf englisch gelesen habe. Ja richtig. Gelesen. Denn wenn meist farbigen Drogendealer mit ihrem Slang anfingen, dann half nur noch das Einschalten der Untertitel.

Interessant ist übrigens, dass ich mit den hochgelobten „Sopranos“ bis jetzt gar nicht warm geworden bin. Bei The Wire wird nicht sofort mit brutalen Szenen um sich geworfen und die Handlung wird auch nicht unnötig gedehnt. Das ist nämlich etwas, was ich wirklich in Filmen hasse: Wenn zu Anfang ein abstraktes Ziel definiert wird, dem dann stundelang hinterhergejagt wird. Das ist bei The Wire anders. Zu keinem Zeitpunkt wirkten die Szenen langweilig oder irrelevant. Vielleicht bin ich hier aber auch sehr stark LOST geschädigt.

Den einzigen Kritikpunkt den ich habe, ist übrigens das viel zu lange Intro. So gut der Song Way Down in the Hole auch sein mag: Nach der vierten Folge habe ich dann vorgespult. Und leider gibt es die Serie nur auf DVD und nicht in Hochglanz HD 720p mit Dolby Surround. Aber das passt auch irgendwie zu dem dreckigen Stil der Serie… und erinnert mich an GTA: San Andreas.

Um ben_ abschließend zu zitieren weil genau das mir während des Guckens von The Wire immer wieder durch den Kopf ging:

Scheiße ja, genau so beschissen läuft die Scheiße.

ben_

Leider gibt es The Wire nicht bei Netflix und Co. Aber auch sie kann man günstig kaufen. Achtung: Nur im Bildformat 4:3.


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Kommentare

3 Antworten zu „The Wire“

  1. Avatar von ben_
    ben_

    Hab Dank für Zitat und Link. Das freut mich sehr, dass wir mal wieder zu einem gemeinsamen Urteil finden.

  2. Avatar von Ingo
    Ingo

    Wenn ich das lese, bin ich direkt versucht, alle 5 Staffeln nochmal zu schauen… Es gibt wahrscheinlich keine andere Serie, bei der wirklich alle Folgen und alle Staffeln konstant exzellent sind.

    Treme (das aktuelle Projekt der Wire-Macher über New Orleans, Katrina und die dortige Musikszene) erreicht nicht mehr ganz diese Qualität, bleibt aber trotzdem eine dringende Empfehlung.

    Unbedingt sehenswert ist auch „Breaking Bad“, eine Serie über die Drogenszene im Tarrantino-Stil, die allerdings die Qualität nicht in jeder Folge halten kann.

  3. Avatar von Olga
    Olga

    Um es in Gangstersprache auszudrücken: „Yo motherfucker this shit is so fucking brilliant!“

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