The Last Guardian befand sich 2007 bereits in Entwicklung für die PlayStation 3. Nun endlich nach 9 langen Jahren ist der Titel vom Schöpfer solcher genialen Titel wie ICO und Shadow of the Colossus exklusiv auf der PlayStation 4 erschienen.
Leider muss ich nach 13 Stunden, zusammen mit dem Jungen und seinem großen Wolpertinger namens Trico, eine Warnung aussprechen.
Perfekte Animationen und gute Grafik
Die meiste Zeit der Entwicklung ist sicherlich für die realistischen Animationen von Trico verwendet worden. Die fabelhafte Mischung aus Hund, Katze, Huhn, Bergziege, Zitteraal und Fledermaus bewegt sich wie ein echtes Tier durch die Welt. Hunderte von Details setzen die Messlatte auf eine neue Rekordhöhe.
Physikalisch korrekt brechen dabei immer wieder Brücken und Pfeiler unter dem enormen und glaubhaft ins Szene gesetzten Gewicht von Trico zusammen. Wasser sieht nicht nur realistisch aus, sondern verhält sich auch so und ist der Protagonist einiger Rätsel.
Einziger Wermutstropfen ist die Optimierung für die PlayStation 4 Pro. Nur da läuft das Spiel mit stabilen 30 Bildern pro Sekunde ohne nennenswerte Grafikverbesserungen. Willkommen in der Zweiklassen-Konsolengesellschaft.
Unsäglich miese Steuerung
Die Steuerung ist eine Frechheit. Fast alle Sprünge musste ich doppelt machen, weil man immer aus der Position der Figur und nie aus der Sicht der Kamera die Richtung vorgibt. Das betrifft auch das herumklettern auf Trico.
Ich spiele zufällig gerade intensiv Mario 64. Die Steuerung ist sicherlich nicht perfekt und schon gar nicht die Kameraführung beim Spielen aber es fühlt sich einfach tausendfach besser an. Dort liegt es an mir, wenn ich im Abgrund lande. Auch ICO und Shadow of the Colossus hatten Probleme aber beim kurzen Anspielen auf PlayStation Now war ich recht schnell wieder drin. Bei The Last Guardian konnte ich mich bis zuletzt nicht dran gewöhnen.
Immer das Gleiche in zig Variationen
Die ersten drei Stunden sind fantastisch. Das Spiel hat wie seine Vorgänge eine regelrechte Magie. Trico fühlt sich absolut glaubhaft echt an und die Welt ist interessant und mystisch zugleich. Außerdem hat man das Gefühl, dass es eine zweite Wahrheit gibt und sich alles irgendwie erklärt.
Leider macht das Spiel immer wieder dasselbe. Es gibt drei Varianten von Rätseln bei The Last Guadian:
- Finde den Weg, auf dem es weiter geht.
- Bringe ein Fass mit Nahrung zu Trico
- Umgehe die Gegner und lass Trico sie töten
Das war es. Wirklich! Diese kommen dann in unterschiedlichen Umgebungen vor und enden dann in der Regel mit „Trico hängt an einer Kante vor einem Abgrund droht abzustürzen“…
Oh, dann benutze ich mal seinen Schwanz der runterhängt. Beim ersten Mal ist das noch „Wow!“. Beim vierten Mal einfach nur blöd.
Meine Theorie
The Last Guardian war nur als Konzept fertig. Das Konzept ist natürlich super aber man benötigt viel Zeit, das Vieh realistisch zu animieren und glaubhaft durch die Welt laufen zu lassen. Erst dann hat man ein paar Demo-Rätsel und Situationen gebaut.
Aber dann hat man gemerkt, dass einfach nicht mehr aus der Sache herauszuholen ist. Dann hat ein anderes Team aus dieser Demo dann ein 13 Stunden Spiel gemacht und hat diese Ideen immer und immer wieder recycelt.
Frustrierende Rätsel
Ich spiele gerne Spiele, bei denen die Rätsel nachvollziehbar sind. Ich hasse Spiele, bei denen die Rätsel nur mit stundenlangem herumprobieren zu lösen sind. Die Rätsel von The Last Guardian gehören leider zu letzterem.
Wem haben die „Fass“-Rätsel wirklich Spaß gemacht? Man muss nur irgendwie einen Weg suchen der nicht logisch ist. Und dann muss ich noch mit der Beliebigkeit der Physiksimulation im Spiel kämpfen.
Außerdem habe ich auch sehr oft nicht verstanden, was das Spiel von mir will. In zwei von drei Fällen lag es dann daran, dass Trico an einer bestimmten Stelle stehen musste, damit eine Zwischensequenz angestoßen wird. Gutes Gamedesign sieht anders aus.
Es hätte funktionieren können
Um so ärgerlicher ist finde ich, dass das Spiel im Kern eine sehr gute Idee ist. Die Interaktionen mit Trico machen Spaß wenn sie funktionieren. Und wenn ich ein Rätsel verstanden habe, dann hat auch alles super geklappt.
In Sachen Atmosphäre ist das Spiel ohnehin vielen aktuellen Titeln Lichtjahre voraus. Auch wenn es streckenweise für meinen Geschmack zu sehr an ICO erinnert – Aber muss das nicht negativ sein.
Niedlich aber nervig und langweilig
Selbst das gute Ende kann das Spiel für mich nicht retten. Es gibt deutlich bessere Titel als The Last Guardian. Trico als glaubwürdigen Sympathieträger wird man nicht so schnell kopieren können.
Aber als Spiel ist der Titel enttäuschend und bleibt für mich klar hinter ICO und Shadow of the Colossus zurück. Ich musste mich am Ende überwinden, es durchzuspielen. Ein Re-Remaster für die PS4 dieser beiden Titel wird hoffentlich bald folgend, damit sich jeder selbst davon überzeugen kann, dass ein niedliches Vieh noch lange kein gutes Tierchen macht.
Wertung
The Last Guardian: Eine hakelige Steuerung, nervige Kamera und sich immer wiederholende Szenen machen The Last Guardian zu dem schlechtesten Titel nach dem genialen Shadow of the Colossus und ICO. – Marc
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