Nun sind sie da: Die Studiengebühren. Spätestens jetzt sollte jeder Student seinen Überweisungsvordruck per Post bekommen haben. Doch sofort tauchen ein paar Fragen auf: Was passiert eigentlich genau mit dem Geld und dürfen wir jetzt auch höhere Ansprüche an die Lehre stellen? Wie kann man die Gebühren umgehen. Und wie sieht es eigentlich außerhalb von Deutschland aus?
Bis zu 650 EUR pro Semester
Mit einer Summe zwischen 250,60 EUR und 650,60 EUR die sich aus der Summe den eigentlichen Studienbeiträgen und des Semesterbeitrags starten viele Studenten der Uni Bielefeld nun ins neue Semester. Ich selber natürlich leider auch. Gestaffelt sind die Kosten nach dem Einschreibungstermin was bedeutet, dass Studierende die schon länger eingeschrieben sind auch weniger bezahlen müssen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten diese Gebühren zu umgehen wie z.B. Mitwirkung in Organen der Universität und der Studierendenschaft oder Pflege und Erziehung minderjähriger Kinder je Kind für einen Elternteil.
Proteste gegen Studiengebühren
Im Februar 2006 haben Studierende in der Uni Bielefeld das Rektorat besetzt um ein Zeichen gegen die Studiengebühren zu setzten. Komischerweise wurde diese Aktion zusammen mit dem Protestlager in der Unihalle von vielen belächelt oder gar verurteilt. Von einem älteren Dozenten wurde ich sogar gefragt, warum wir Studenten nicht noch mehr gegen die drohenden Gebühren unternehmen würden. Demonstrationen blieben generell unterbesetzt und ein echter Widerstand war kaum wahrnehmbar. Wir dürfen uns als jetzt kaum beschweren wenn wir diese Bescheide im Briefkasten finden weil zu wenige von uns etwas dagegen getan haben. Dies lässt wie ich finde tief blicken, was unsere Mentalität und Solidarität zueinander angeht.
Wo bleibt das Geld eigentlich?
An anderen Universitäten denkt man darüber nach damit die gestiegenen Energiekosten zu decken. Bei uns habe ich es zuerst daran gemerkt, dass in der Vorlesung von Prof. Franz Kummert »Einführung in die Informatik« bei der ich durch Zufall in der ersten Stunde anwesend war, die Script der Vorlesung kostenfrei an die Studenten ausgegeben wurden, die schon Gebühren bezahlen mussten.
Die Einnahmen sind zweckgebunden insbesondere für die Verbesserung der Lehre und der Studienbedingungen zu verwenden.
Angaben von der offiziellen Info-Homepage der Uni Bielefeld zu den Studiengebühren.
Wie finanziert sich die Modernisierung der Unihalle? Von was wurden die neuen Bäume und die neuen roten Computer-Terminals dort bezahlt? Oder woher bekam der Fotograf der riesen Fotografien sein Honorar? Wovon wird das Cebitec-Gebäude der Bioinformatik bezahlt? Dürfen wir in Zukunft abstimmen was mit unfähigen Professoren und Dozenten passiert? Und warum wurde das Essen in den Mensen teurer und wieso stiegen die Preise der Bionade beim Studentenwerk extrem an? Vielleicht wird meine Idee mit den Sponsoren und den Beamern ja doch noch Wirklichkeit.
Gebühren/Jahr in EUR | DE | USA | FR | ENG | POL | ITA | SPA | AUS |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
min. | 200 | 2.320 | 150 | 4500 | – | 750 | 860 | 2.073 |
max. | 1000 | 23.207 | 220 | 4500 | – | 750 | 6.000 | 3.349 |
Studienfach abhängig | nein | nein | nein | nein | – | ja | ja | ja |
Studiengebühren in Deutschland im Vergleich zum Ausland in EUR pro Jahr.
Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir noch gut dran
Wenn man einmal einen Blick auf die anderen Länder wirft in Bezug auf Studiengebühren, so merkt man schnell, dass es uns noch ziemlich milde getroffen hat. Einzig und allein Polen bleibt davon verschont. In England wurde gerade der Betrag nochmals angehoben und die USA haben seit jeher Studiengebühren an den Universitäten. Maximal 1000 EUR im Jahr für Hochschulbildung sind sozusagen ein Schnäppchen im internationalen Vergleich. Wenn die Studiengebühren wirklich direkt in die Lehre fließen und wir dadurch später mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, dann sind sie sicherlich unvermeidbar und auch als sinnvoll anzusehen. Doch wenn das Geld über unsere Köpfe hinweg verpulvert wird, dann sollten wir etwas dagegen tun. Und bitte nicht so dämlich und kriminell, wie es in der Vergangenheit praktiziert wurde.
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