Spider-Man 2 auf der PS5: Zu kurz und zu teuer?


Die beiden Spider-Men Pete und Miles in Spider-Man 2

Marvel’s Spider-Man 2 (kaufen) auf der PlayStation 5 hat sich als mein Spiel des Jahres 2023 bestätigt, und bisher konnte nichts dieses Erlebnis übertreffen. Nachdem ich bereits von Spider-Man auf der PS4 beeindruckt war, erreichte die Serie 2020 mit Spider-Man: Miles Morales auf der PlayStation 5 einen bisherigen Höhepunkt. Nun ist Teil 2 erschienen, und es stellt sich heraus, dass dieses Spiel nicht nur technisch beeindruckend ist, sondern auch in puncto Gameplay und Inszenierung neue Maßstäbe setzt.

Worum geht es in Spider-Man 2?

Versprochen, keine Spoiler! Eines kann ich bereits verraten: Die ersten 45 Minuten des Spiels gehören zu den besten Einstiegen in ein Videospiel aller Zeiten. Spider-Man 2 knüpft direkt an die Geschehnisse von Spider-Man – Miles Morales an. Fortan bündeln der sprücheklopfende Spider-Man Peter Parker und sein junger Spider-Azubi Miles Morales ihre Kräfte gegen das Böse in New York City. Jeder von ihnen hat seine eigene Handlungslinie, die dann in den Hauptmissionen zusammengeführt wird. Diesmal steht ihr soziales Umfeld im Mittelpunkt, und die Frage, wie sie ihr Privatleben und Superhelden-Dasein miteinander in Einklang bringen können, ohne dabei jemanden zu enttäuschen. Doch als Harry Osborn, Peter Parkers bester Freund aus der Jugend, nach langer Krankheit wieder ins Leben von Mary-Jane und Petes tritt, wird es kompliziert. Er will Pete überreden, in seinem neuen Bio-Tech Start-up anzufangen.

In der detaillierten und großen Spielewelt spiegelt sich alles.
In der detaillierten und großen Spielewelt spiegelt sich alles.

Leider macht genau jetzt Kraven the Hunter Jagd auf Bösewichte und Superhelden in New York City. Und Lehrling Miles hat genug mit seiner neuen Möchte-Gern Freundin Hailey Cooper und seiner Mutter zu tun. Und wie kommt Venom ins Spiel? Die Story erinnert mit ihren Missionen eher an eine Spider-Man Serie als an einen Film. Genug Stoff gibt es auch allemal, denn dies sind nur die Geschehnisse der ersten Hälfte des Spiels.

Schwingen durch New York: Die perfekte Spider-Man Simulation

Ein charakteristisches Merkmal der Spider-Man-Spiele auf PlayStation war schon immer das atemberaubende Schwingen durch die Dächer von New York. In Spider-Man 2 hat sich dieses Erlebnis weiterentwickelt. Das ist bei der erweiterten Größe der Stadt im zweiten Teil auch absolut nötig. R2 gedrückt halten reicht aber nicht. Denn ähnlich wie damals bei Tony Hawk’s Pro Skater beim Fahren mit dem Skateboard gibt es für das Schwingen mit den Netzen eine steile Lernkurve. Da die Spider-Men immer etwas benötigen, an dem oberhalb von sich kleben können, ist das Momentum des Schwingens immer etwas anders. Ohne Übung klatscht man wie ein Vogel gegen die spiegelnden Hochhäuser.

New York in 3840 × 2160 Pixel, mit Ray-Tracing und flüssig dank VRR im Fidelity Modus.

Nach wenigen Spielstunden hat man das aber geschnallt und gleitet elegant wenige Zentimeter vorbei an Wänden und anderen Hindernissen. Dann lässt man sich 100 Meter in die Tiefe fallen, nur um kurz vor dem Aufschlag auf dem Boden das Netz in letzter Sekunde an die nächste Brücke schnellen zu lassen. „Nur fliegen ist schöner!“ dachten sich dann wohl auch die Entwickler und geben uns Spielern nun auch einen Wingsuit. Damit kann man pfeilschnell durch die Lüfte gleiten, wenn mal gerade kein erhöhter Punkt zu finden ist. Zusätzlich gibt es zahlreiche Abkürzungen in Form von Windkanälen, bei denen die SSD in der PlayStation 5 förmlich glüht, weil man so schnell durch die Stadt rast.

Spider-Man 2 - Virtuelles New York

Obwohl das Spiel blitzschnelles (!) Fast-Travel ermöglicht, habe ich mich oft bewusst für diese manuelle Fortbewegung entschieden, da es einfach unglaublichen Spaß macht. Ähnlich wie bei Nintendos Mario-Spielen oder eben Tony Hawk’s Pro Skater ist das Bewegen der Spielfigur an sich schon ein Spiel im Spiel. Das gibt es leider viel zu selten.

Überraschend tiefgründiges Kampfsystem

Wenn man nicht gerade durch das riesige New York schwingt, kämpft man als Miles, Peter, Mary-Jane oder … ach, das verrate ich lieber nicht. Jedenfalls ist Kämpfen die wichtigste Säule des Spiels. Dabei orientiert man sich immer noch an dem Kampfsystem von Batman – Arkam Asylum von 2009. Das fiel einem Besucher, der sonst nicht so viel spielt, direkt beim Zuschauen auf. Man springt zwischen den Gegner hin und her und greift immer den an, der gerade ungeschützt ist. Dabei gibt es ein Levelsystem, um acht zusätzliche Angriffe weiterzuentwickeln, die wie Schere, Stein und Papier bei bestimmten Gegnertypen angewendet werden müssen. Das ist auch anfangs kein Problem, aber die Kämpfe werden wirklich (!) schnell und ich bin auch öfter mal gescheitert. Besonders dann, wenn der Bildschirm von außen wie ein Feuerwerk aussieht und man in Hektik verfällt, erscheint schnell der „Game Over“-Bildschirm. Glücklicherweise gibt es auch hier keine Ladezeiten und man fängt beim nächsten Checkpoint direkt wieder an.

Das komplexe Kampfsystem von Spider-Man 2 in Action. Via ReforgeGaming.

Was ich früh meistern musste, war das Kontern durch Parieren des Gegenangriffs. Der „Spidersense“ verfärbt sich dann erst gelb und dann rot und man muss blitzschnell reagieren. Das alles zusammen mit den neuen Angriffen und der Option, sich jederzeit in die Lüfte zu schwingen, um dann im Stealth-Mode die Szene zu bewältigen, war für mich sehr befriedigend. Dieser Modus hat sein ganz eigenes Repertoire an Fallen, Angriffen und Spezialfähigkeiten, um die Gegner unbemerkt schrittweise auszuschalten. Allerdings steht dem Spieler jederzeit frei, einfach für Chaos zu sorgen und direkt anzugreifen. Dafür habe ich mich meistens entschieden.

Die Rätsel sind allesamt sehr kurzweilig und technisch sauber umgesetzt.
Die wenigen Rätsel sind allesamt sehr kurzweilig und technisch sauber umgesetzt.

Ständige Steigerung und Überraschungen

Eine Seltenheit in der Welt der Videospiele ist, dass ein Spiel seine besten Momente bis zum Finale aufspart. Spider-Man 2 gelingt genau das. Schon zu Beginn ist das Spiel beeindruckend, aber Grafik, Spielideen und unerwartete Wendungen steigern sich ständig bis zum spannenden Finale. Diese durchgehende Steigerung ist in der Gaming-Welt selten anzutreffen. Normalerweise ziehen sich Spiele gegen Ende oder man merkt, dass alle Ideen verballert wurden. Das ist bei Pete und Miles Abenteuer definitiv nicht der Fall.

Auch der Hauptplot überrascht mit cleveren Wendungen. Um ehrlich zu sein, finde ich die Handlung besser als so ziemlich jeden Superheldenfilm, den ich bislang gesehen habe. Die Nebenplots sind wie für 2023 üblich voll mit Themen, die man als „woke“ bezeichnen muss. Da aber die Charaktere in den Nebenmissionen ebenfalls liebevolle umgesetzt wurden, wurde ich hier ebenfalls positiv überrascht. Denn diese Missionen haben immer mit der Hauptmission zu tun und ergänzen diese um relevante Punkte.

New York wird durch die fortschrittliche Technik von Insomniac zum Leben erweckt.
New York wird durch die fortschrittliche Technik von Insomniac zum Leben erweckt.

Technisch makellos

Spider-Man 2 hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Action ist rasant, die Dialoge sind knapp, aber relevant, und die Grafik ist atemberaubend. Im 120Hz Fidelity Uncapped Modus läuft das Spiel flüssig und sieht einfach unwirklich aus. Die VRR-Unterstützung gewährleistet, dass nichts ruckelt, was die Spielerfahrung noch immersiver macht. Auffällig ist auch, dass es kaum Pop-Ups gibt. Bei Horizon 2 mit dem fliegenden Saurier tauchen besonders in der Ferne plötzlich noch Details auf. Das gehört bei Spider-Man 2 der Vergangenheit an. Häuser, Autos und Passanten haben kein wahrnehmbares Pop-In mehr. Dass jedes Gebäude modellierte und bevölkerte Innenräume besitzt, ist ebenfalls völlig irre. Wie sie das gemacht haben, erklärt Digital Foundry im Interview mit dem Entwickler.

Zusätzlich hat sich Insomiac in der Trickkiste von Ratchet & Clank: Rift Apart bedient: Portale sind dank der SSD nun jederzeit in der Open-World möglich. Was das heißt, behalte ich bewusst für mich. Nur so viel: das Spiel steigert sich optisch bis zum finale immer weiter und hält einige Funktionen der neuen Engine zurück. Einziger Punkt, der mir negativ aufgefallen es, sind ein Kriseln an entfernen Häuserwänden, die viele kleine Strukturen aufweisen. Besonders wenn diese stark spiegeln und man stillsteht, fällt das in der Ferne auf. Ansonsten habe ich selbst am Tag der Veröffentlichung keine Fehler im Spiel feststellen können.

Selbst die Innenräume der offenen Welt sind irre detailliert.
Selbst die Innenräume der offenen Welt sind irre detailliert.

Zwischen Humor und Cringe

Witz in Videospielen kann oft problematisch sein, aber Spider-Man 2 meistert diesen Balanceakt. Peter Parker ist der Meister der „Dad-Jokes,“ während Miles Morales die Ernsthaftigkeit verkörpert. Die Bösewichter in der Geschichte nehmen alles todernst, was zu einem faszinierenden Kontrast und humorvollen Momenten führt.

Spider-Man: „Relax. And be a good Proton.“

Harry: „Mhhh?“

Spider-Man: <pause> „Stay positive.“

Auch die 68 alternativen Kostüme sorgen für lustige Momente in den Zwischensequenzen. Die Bandbreite ist völlig verrückt und das Beispiel hier im Bild ist wirklich nur die Spitze des Eisbergs. Zudem sind sie alle mit Liebe gestaltet und begeistern auch in Nahaufnahmen mit Details. Beispielsweise hat jeder Anzug einen ganz eigenen Stoff, was durch die Reflexionen im Licht und die hochaufgelöste Textur in diesen Close-ups zum Vorschein tritt.

Die alternativen Kostüme sind in allen Zwischensequenzen zu sehen.
Die alternativen Kostüme sorgen für Spaß in den Zwischensequenzen. Hier seht ihr „Spider-Punk“.

Kritik und Verbesserungen

Ein kritischer Punkt, den ich ansprechen möchte, sind die Quick-Time-Events (QTEs). Mitten in einem der intensiven Bosskämpfe sind sie oft störend und unterbrechen den Spielfluss. Glücklicherweise kann man diese QTEs in den Einstellungen deaktivieren, was eine willkommene Option ist.

Ein weiterer Aspekt, den ich kritisiere, sind die Schleichpassagen, insbesondere diejenigen mit Mary-Jane, Spider-Mans Freundin. Obwohl sie im Vergleich zu früheren Spielen verbessert wurden, empfand ich sie immer noch als störend und unnötig. Leider gibt es keine Option, diese Abschnitte zu deaktivieren.

Die perfekte Spieldauer

Einen Kritikpunkt aus den Rezensionen teile ich nicht. Und zwar die in Bezug auf die Spiellänge. Ich habe die Hauptmission und Nebenmissionen in 24 Stunden durchgespielt, ohne die Robospinnensuche. In der Zeit wurde ich perfekt unterhalten. Es gab keine Füller, alles war relevant. Für mich sind 24 Stunden ohne Unterbrechung Action weitaus ansprechender als 120 Stunden mit dem Sammeln von Gegenständen. Ja, ich meine dich, Starfield und so ziemlich alle anderen Spiele dieser Art. Außer Elden Ring. Du bist cool.

Natürlich kostet ein exklusiver Titel für die PlayStation 5 am Tag der Veröffentlichung viel Geld. Deutlich mehr als so ziemlich alle anderen Videospiele. Besonders im Vergleich zum Schrottpass. Meine kostbare Zeit wird von Spider-Man 2 meiner Ansicht nach mehr wertgeschätzt. Ich habe keinen Bock auf Füllmaterial.

Fazit: Mein Spiel des Jahres

In einem Jahr, in dem viele hochkarätige Titel veröffentlicht wurden, konnte mich Spider-Man 2 am meisten fesseln. Spiele wie Zelda – Tears of the Kingdom, Baldur’s Gate 3, und Assassin’s Creed Mirage mögen beeindruckend sein, aber sie konnten mich nicht so tief in ihre Welten ziehen wie Spider-Man 2. Die Kombination aus beeindruckender Grafik, packender Handlung und einem komplexen Kampfsystem macht dieses Spiel bislang für mich zum Spiel des Jahres. Es verkörpert all das, was ein Action-Spiel ausmacht, und ich konnte es nicht aus der Hand legen. Mit Spider-Man 2 hat Insomniac Games erneut bewiesen, dass sie die Kunst des Superhelden-Gamings perfektioniert haben.

Das Spiel erschien exklusiv für die PlayStation 5. Ich würde es wegen des hohen Preises auf BluRay Disc kaufen.

Wertung

Marvel's Spider-Man 2: Nahezu perfekte Superhelden-Erfahrung mit fesselnder Story, atemberaubender Grafik und flüssigem Gameplay. Ein Must-Play! Marc

9.5
von 10
2023-11-05T12:56:01+0100

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