Die bedrohliche Enge des alten Herrenhauses mit den trägen Zombies aus Resident Evil 1 auf der PlayStation wurde durch die sengenden Sonne Afrikas mit agilen Zombiehorden eingetauscht. Die festen Kameraeinstellungen und vorgerenderten Hintergründen aus Teil 1 sind schon seit der vierten Iteration der Serie einem soliden Action-Gameplay gewichen.
Im Prinzip ist Resident Evil 5 spielerisch nur eine konsequente Weiterentwicklung als Third-Person-Shooter im Umbrella-Universum. Wenn es nicht einen entscheidenden Unterschied gäbe: Diesmal kämpft man nicht allein.
Willkommen in Afrika
Chris Redfield wird in das fiktive Land Kijuju geschickt um dort zusammen mit seiner neuen Partnerin Sheva den Bio-Waffenhändler Irving zu fassen um zu verhindern, dass dieser eine Biowaffe an Terroristen weiterverkauft. Man spielt immer zu zweit. Die Rolle des Partner kann aber on- und offline durch einen menschen Partner übernommen werden wobei es überraschend ist wie gut die computer-gesteuerten Partner den Spieler immer wieder kurz vor dem Tod heilen. Da man selber bestimmt, welche Munition und Gegenstände der nicht-menschliche Partner aufnimmt, kann man aber so die Effektivität steuern. Letztendlich ist aber ein echter denkender Mensch am Joypad in jedem Fall der KI vorzuziehen.
In den meisten Fällen kämpft man nicht gegen 2 oder 3 Gegner gleichzeitig sondern gleich gegen 10 bis 30 agile Gegner. Diese stellen wie schon im Vorgänger auf dem Boden liegende Leitern wieder auf um den Spieler auch auf Häuserdächer zu verfolgen. Sie greifen sich ihre Opfer von hinten damit die anderen Zombies mit ihren Wurfmessern mehr schaden anrichten können und stehen unvermittelt wieder vom Boden auf oder mutieren mitten im Kampf zu grotesken Gestalten und machen uns das Leben schwer.
Gears of War trifft Resident Evil
Das Spiel hat mehr mit Gears of War gemeinsam als mit herkömmlichen survival horror-Spielen. Der einzige Aspekt der sich durch sämtliche Resident Evil Inkarnationen zieht ist auch hier wieder mit von der Partie und zwar leidet man permanent unter chronischem Mangel an Munition. Die Horden von Zombies die über den Spieler herfallen schlucken einiges an Blei und stolpern auch mal gerne über Tretminen oder gehen per Granate gleich im halben Duzend zu Boden. Das macht wirklich Spaß und sorgt für eine ganz neue Art von Horror wenn plötzlich hinter dem Spieler ein Zombie mit einer gigantischen Axt zum vernichtenden Schlag ausholt.
Echter Horror
Wie man anhand solcher Beschreibungen unschwer erkennen kann, ist Resident Evil 5 kein Spiel für Kinder und die zu Anfang sehr motivierende Geschichte geht auch wenig zimperlich mit expliziter Gewaltdarstellung um. Aber das gehört zu Resident Evil dazu wie die Magic Mushrooms zu Super Mario. Jedem sollte vor dem Spielen klar sein, dass es sich hier um ein Spiel für Erwachsene handelt und nicht in die Hände von kleinen Kindern gehört. Von der lächerlichen Rassismusdebatte ganz zu schweigen die das Spiel bis heute verfolgt und die nur durch den selben Vorwurf bei dem PSP-Spiel Loco Roco übertroffen wird.
Man könnte dem Spiel in Anbetracht der spielerischen Nähe zu Resident Evil 4 eine gewisse Ideenlosigkeit vorwerfen. Leider hält das Spiel das zu Anfang sehr gute Pacing nicht bis zum Ende durch. Die Action lässt genau so wie die Ereignisse innerhalb der Story zum Ende hin stark nach. Während man in Gears or War über die Unterhaltungen der Protagonisten noch lachen kann, ist die Stimmung in Afrika tot ernst und wirkt dadurch streckenweise etwas unglaubwürdig.
Optisch umwerfend
Die Grafik hingegen sieht absolut umwerfend aus und ist visuell eine willkommene Abwechslung zu der Armada an Unreal Technologie-Spielen der letzten Zeit (Mass Effect, Stranglehold, Gears of War, Lost Odyssey) Das gesamte Setting wirkt sehr glaubhaft und saugt den Spieler förmlich in diese verrückte Welt aus Killerviren, riesigen Endbossen und Zombiehorden hinein. Man könnte an dieser Stelle die hakelige Steuerung der Figuren kritisieren und sich fragen, warum der letzte Boss ohne Komplettlösung eine Tortur werden kann. Ein nerviger Bug auf der Xbox 360 führt auch leider dazu, dass man extremes Tearing im Spiel sieht. Dies passiert immer dann, wenn man die Konsole in 1080p laufen lässt. In 720p bei 60hz läuft alles butterweich.
Aber ein Aspekt lässt alle vermeintlichen Schwächen in der Sonne Afrikas dahin schmelzen wie einen Schneeball in der Hölle: Der Online-Kooperationsmodus.
Geteilter Spaß ist doppelte Spaß
Zusammen macht das Spiel nicht nur mehr Spaß sondern man merkt an jeder Ecke, dass das Spiel dafür konzipiert wurde zusammen mit einem Freund oder in meinem Fall mit einer Freundin durchgespielt zu werden. Man tauscht Munition untereinander aus, heilt sich, gibt sich Deckung und bespricht während man seine Waffen aufwertet in Ruhe die Taktik für den nächsten Abschnitt. Zwar kommt das Spielerlebnis meiner Meinung nach nicht an das polierte Getriebe des Krieges 2 heran aber dennoch bietet es genug Motivation für ein zweites und drittes Durchspielen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad und der Jagd auf Achievements bzw. Trophies.
Resident Evil 1 war damals zusammen mit dem lustigen Intro für mich auf der PlayStation 1 eine Offenbarung. Die erwachsene Story mit der Anmutung eines spielbaren Films und knallharter Action trieb mir zum ersten Mal bei einem Videospiel den Angstschweiß auf die Stirn. Resident Evil 1 bekam wegen dem hohen Brutalitätsfaktor damals in der Zeitschrift Video Games keine Wertung. Und wurde dadurch natürlich noch interessanter. Außer Code: Veronica auf der Dreamcast und Teil 4 auf dem Nintendo GameCube konnte mich kein Resident Evil so packen wie der erste Teil. Damit möchte diese Episode aber auch in keinster Weise konkurrieren. Es wurde versucht ein völlig neues Spielerlebnis zu schaffen und niemand würde sich wundern, wenn es nicht mal Resident Evil heißt.
Koop der Extraklasse
Wer einen Mitstreiter zur Hand hat und die anderen Koop-Spiele auf der Xbox 360 schon gespielt hat, wird seine helle Freude in der Zombiehölle haben. Ich habe das Spiel komplett auf mittlerem Schwierigkeitsgrad zusammen mit einer Freundin über Xbox Live durchgespielt. Bis auf den frustigen Endkampf hat jede Minute Spaß gemacht und hatte einen ausgewogen Schwierigkeitsgrad. Solospieler könnten von der Story enttäuscht werden und sich an der nur zu Anfang gewöhnungsbedürftigen Steuerung aufreiben. Sonst verpasst man definitiv eines der besten Koop-Spiele dieser Konsolengeneration.
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