Als überzeugter Konsolenspieler hat mich bislang nur Stadia vom Streaming am Fernseher überzeugt. Für mich ist der Nvidia Shield mein Spiele-PC und Konsolenersatz geworden. Und das verteilt auf drei Anbieter: GeForce Now, Stadia und die Xbox Cloud.
Nvidia Shield als Streaming-Konsole – Die Fakten
Wenn man am Fernseher ohne Maus und Tastatur die Streaming-Dienste für Spiele nutzen will, kommt man am nvidia Shield TV (kaufen) nicht vorbei.
1. Starten von Cloud PC-Spiele ohne Maus und Tastatur
Selbst wenn man einen PC direkt an den Fernseher anschließen würde, so müsste ich trotzdem zumindest ab und zu eine Maus und Tastatur anschließen. Sei es um Meldungen wegzuklicken oder zwischen den Stores zu wechseln. Der Clou am Shield ist, dass die Oberfläche vollständig mit dem Controller bedient werden kann. Dabei ist es egal, ob ein Spiel wie Half-Life 2 für Android oder ein GeForce Now Titel wie Assassin’s Creed Valhala in der Cloud gestartet wird.
2. Zur Not auch Maus und Tastatur per Handy App
Leider existieren auch Ausnahmen der Regel. Der Ubisoft Store wollte partout meine Authentifizierung nicht speichern, sobald Assassin’s Creed auf dem Shield in der GeForce Now Cloud gestartet wurde. Da muss die Shield App ran, die neben der Tastatur auch die Maus über eine Touchpad-Emulation bereitstellt. Theoretisch könnte man damit sogar Command & Conquer spielen. Aber das will man denke ich nicht wirklich.
3. Latenz ist nicht das Problem
Schon Stadia hat gezeigt, dass die oft im Vorfeld befürchtete Latenz beim Spielen selber kein Problem ist. Egal ob Rennspiel, Egoshooter oder Jump’n’Run auf Stadia, GeForce Now oder XBOX Cloud: nach 5 Sekunden Spielzeit vergesse ich, dass ich einen Stream Spiele. Mit dem Nvidia Shield hat sich dieser Umstand nicht geändert, sondern bestätigt. Selbstverständlich sollte das Gerät über Netzwerkkabel direkt an den Router angeschlossen sein.
4. Dank Steam Keys sind PC-Spiele günstig
Die Spiele für GeForce Now bekommt man über Steam, Epic Game Store oder Ubisoft Store. Somit kann man auch günstige Steam Keys kaufen. Control ist für unter 15 € zu haben.
5. Teilen der Steam Bibliothek mit Freunden
Auch GeForce Now erlaubt das Teilen der Steam Bibliothek. Dazu nutzt man die Funktion Family Sharing. Damit tauchen alle Spiele des Steam-Freundes in der eigenen Steam-Bibliothek auf. Leider funktionierte dies nach einer Woche nicht mehr. Weder auf dem Nvidia Shield noch in der macOS App von GeForce Now. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die virtuelle Maschine in der Cloud immer wieder wechselt.
6. GeForce Now unterstützt nur sehr wenige Titel
In der Beta von GeForce Now konnte man eine Steam-Instanz öffnen und dann alle seine Spiele ohne Beschränkungen starten. Leider haben viele Publisher wie 2K Games, Microsoft und Activision Blizzard ihre Unterstützung zurückgezogen. Somit wurden im Laufe der letzten Jahre eher weniger als mehr Spiele durch den Cloud-Dienst unterstützt. Schmerzlich vermisst Titel von mir sind Star Citizen, Minecraft RTX, Resident Evil 2, Final Fantasy 15, Soul Calibur V, DOOM Eternal, Grand Theft Auto V, Red Dead Redemption 2 und aus nostalgischen Gründen Anarchy Online.
7. Nvidias Cloud Server sind oberes Mittelmaß
Raytracing ist bislang PC-Spielern mit teuren Grafikkarten und Besitzern von Next-Gen Konsolen vorbehalten. GeForce Now startet Windows Instanzen auf Server-Komponenten mit beeindruckender Leistung. Dabei werden auch DLSS und RTX unterstützt. Es existiert nur ein Benchmark in Form einer Geekbench 5 Compute OpenCL Wertung für die wahrscheinlich im Server verwendete Grafikkarte. Damit kann man aber die Leistung in Beziehung zu anderen Computern setzen.
Computer | Geekbench | Quelle |
---|---|---|
GeForce RTX 2070S | 102776 | Philipp Horst |
GeForce RTX 2080 | 100386 | Philipp Anders |
GeForce Now | 46131 | TUM_APISAK |
GeForce GTX 970 | 28920 | Mario L. |
MacBook Pro | 6708 | Ich selbst. |
Wie man an der Tabelle sieht, sind gängige Spiele-PCs dennoch leistungsfähiger und erlauben Auflösungen jenseits von 1080p. Selbst mit eingeschaltem Raytracing. Das erklärt auch den nächsten Fakt.
8. GeForce Now und Stadia sind auf 1080p begrenzt
GeForce Now und Stadia erlauben das Streamen der Spiele bis 1080p mit 60 Bildern pro Sekunde. Allerdings kann Stadia auf dem Chromecast Ultra und monatlichen Gebühren mit 4k und HDR streamen. Da ich aktuell nicht für Stadia Premium zahle, sondern nur mein dort gekauftes Cyberpunk 2077 spiele, ist das dieser Umstand für mich ohnehin egal. Deswegen spiele ich aktuell Stadia direkt auf dem Nvidia Shield als Android App.
9. Spielspaß fängt bei 0 Euro an
12 Monate GeForce Now kosten 99,99 €. Das sind umgerechnet 8,33 € pro Monat. Stadia und XBOX Cloud Streaming berechnen im Monat 9,99 €. Anders ist es bei Googles Dienst: Stadia ist kostenlos. Nur die Spiele direkt bei Google gekauft werden und laufen auch nur bei Stadia. Für 9,99 im Monat bekommt man ein paar Spiele gratis und auf dem Chromecast Ultra HDR und 4k Unterstützung. Die Xbox Cloud enthält für 9,99 € im Monat alle Spiele des Microsoft Game Pass und ist somit preislich meiner Ansicht nach das beste Angebot.
GeForce Now | Google Stadia | Microsoft xCloud | |
---|---|---|---|
Gebühren | 8,33 € / Monat | keine | 9,99 € / Monat |
Premiumfeatures | Im Preis enthalten | 9,99 € /Monat für 4k und HDR | Im Preis enthalten |
max. Auflösung | 1080p@60 | 4k@60 HDR | 720p@60 |
Spiele | Vorandene Titel von Steam, Epic Store, Ubisoft Store | Kauf direkt von Google | Im Game Pass enthaltene Spiele |
Hardware | Oberer Mittelklasse-PC | Mittelklasse-PC | Xbox One S |
RTX | Ja | Nein | Nein |
PlayStore | Ja | Nein | Nein |
10. Stadia und Xbox Cloud sind nicht offiziell verfügbar
Verrückterweise sind weder die Stadia App noch die Xbox Game Cloud App mit Game Pass Unterstützung im Google PlayStore verfügbar. Nur über umständliches Sideloading kann man die beiden Apps installieren. Sie tauchen deshalb nicht als Kachel im Homescreen auf, sondern müssen über Settings – Apps – All apps – Open erst gesucht und dann gestartet werden.
11. Xbox Cloud besitzt die schlechteste Bildqualität
Obwohl Microsoft mit dem Game Pass ein unschlagbares Spieleangebot abliefert, so ist die Bildqualität beim Stream im Vergleich mit Stadia und Geforce Now enttäuschend:
- Die Android App auf dem Shield streamt nur in 720p bei 60 FPS.
- Die Kompression zeigt deutliche Artefakte.
- Die virtuelle Hardware in der Cloud ist nur eine Xbox One S.
Ich kann nur hoffen, dass sich die Gerüchte bewahrheiten und bald in 1080p und von einer virtuellen Series X gestreamt wird.
12. Der Nvidia Shield schaltet sich über den TV ein und aus
Der Nvidia Shield unterstützt HDMI CEC. Somit schaltet sich der Fernseher ein, sobald der Shield eingeschaltet wird. Sobald man den Fernseher ausschaltet oder den HDMI-Kanal wechselt, legt sich der Shield sofort schlafen. Das ist sehr praktisch wegen dem nächsten Punkt.
13. Alle Controller können den Nvidia Shield aufwecken
Der original Nvidia Shield Controller weckt den Shield auf und schaltet somit den Fernseher ein. Aber das funktioniert erstaunlicherweise auch mit einem XBOX 360 Controller (kaufen) mit USB-Dongle (kaufen). Der XBOX Controller kann somit das einzige Eingabegerät für den Nvidia Shield sein. Das Aufwecken soll angeblich auch mit Bluetooth Controllern funktionieren. Allerdings gibt es eine Funktion, die nur der original Shield Controller besitzt.
14. Nur der original Shield Controller unterstützt Rumble
Leider unterstützt nur der Shield Controller Vibrationen beim Streamen. Weder der PS4 DualShock noch der Xbox One und Xbox 360 Controller vibrieren beim Spielen am Shield TV.
15. Der Microsoft Game Pass ist das Netflix der Spiele
Die Geschäftsmodelle der einzelnen Dienste von Google, Microsoft und nvidia sind völlig unterschiedlich. GeForce Now ist ein Spiele-PC in der Cloud mit RTX Unterstützung für Raytracing. Die Spiele muss man über Steam oder im Epic Game Store selber mitbringen. Bei Stadia müssen die Spiele von Google gekauft werden. Nur XBOX Cloud Gaming besitzt eine echte Flatrate für alle Spiele im Microsoft Game Pass. Wenn man bereits einen Microsoft Account sein Eigen nennt, werde alle Spielstände von Xbox Live bei den Spielen automatisch geladen. Somit bietet Microsoft das beste Spieleangebot. Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten.
16. PlayStation Now wird nicht unterstützt
Leider habe ich keine Möglichkeit gefunden den Streaming-Dienst von Sony auf dem Shield TV zum Laufen zu bewegen. Dabei gibt es hier exklusive Titel. Allerdings wäre hier auch bei hässlichen 720p Schluss gewesen.
17. Der Shield ist nur eine schnelle Nintendo Switch
Den Shield TV gibt in zig Varianten von 2015, 2017 und 2019 in Pro (kaufen) und Non-Pro Versionen sowie optional mit Controller (kaufen) und Fernbedienung. Die Hardware ist bei allen nahezu identisch. Nur der zylindrisch geformte Shield TV 2019 Non-Pro (nicht kaufen!) besitzt nur ein 32-Bit OS und weniger RAM. Das sperrt viele Anwendungen aus. Für das Streaming ist das unwichtig aber vielleicht möchte man dann doch den ein oder anderen Emulator starten.
Nvidia Shield TV | Nintendo Switch |
---|---|
Nvidia Tegra X1 @ 1.9 GHz | Nvidia Tegra X1 @ 1.02 GHz |
3 GB RAM | 4 GB RAM |
Android TV | Horizon OS |
18. Es ist so leise im Wohnzimmer
Wie oft habe ich damals versucht meinen Spiele-PC oder die Konsole durch diverse Maßnahmen leise zu bekommen. Willkommen in der Zukunft. Denn wie bei Stadia ist der Shield TV beim Cloud Gaming unhörbar.
19. Das Headset passt per Klinke in den Controller
Wie bei dem Controller von Stadia passt mein Sennheiser Headset mit Voicechat-Funktion per 3.5 mm Klinke in den Shield Controller. Somit gehe zusammen mit dem lautlosen Shield im offenen Wohnzimmer beim Spielen niemandem auf die Nerven.
Es ist bei allen Streaming Diensten möglich den Voice-Chat zu benutzen. Ich konnte so mit einem Freund mit XBOX Series X über die xCloud Game Pass App für den Nvidia Shield das Spiel Streets of Rage 4 im Multiplayer mit Voicechat über Xbox Live spielen.
20. Streamen vom eigenen Rechner
Mit einer Nvidia Grafikkarte kann man auch vom eigenen Rechner im Haus über das lokale Netzwerk streamen. Das funktioniert genau so wie Steam Link. Allerdings erschließt sich mir der Sinn einer solchen Lösung nicht. Dann hat trotzdem den PC bezahlt und muss ihn pflegen und betreiben. Mal ganz davon abgesehen, dass man den Rechner kaufen muss und zusätzlich die Stromrechnung beglichen werden darf.
21. Es gibt keine Alternative zum Nvidia Shield für GeForce Now
Es gibt Android TV Boxen wie die günstige Xiaomi Mi Box S oder teure Roku Ultra. Diese Geräte sind nicht für Spiele und schon gar nicht für GeForce Now optimiert. Letzteres lässt sich auf der Xiaomi Mi Box nicht offiziell über den Google PlayStore installieren. Das geht nur umständlich über Sideloading. Die Xiaomi Mi Box S habe ich selber ausprobiert und nach 2 Tagen wieder verkauft. Gründe waren das permanente Einfrieren des Bildes beim Spielen mit GeForce Now. Es bleibt aktuell nur der Nvidia Shield (kaufen).
22. Updates können länger dauern
Die virtuelle Maschine in der Cloud braucht in der Regel nur wenige Sekunden, bis die Spiele dort bereit zum Spielen sind. Leider schleichten sind aber ab und zu die typischen PC-Probleme ein. Dann dauert plötzlich eine Aktualisierung fast eine Viertelstunde. Und das ist unabhängig von der eigenen Internetgeschwindigkeit, weil dies die Anbindung von Nvidia zu Steam ist. Das Spiel 13 Minuten stehen lassen, funktioniert nicht, weil GeForce Now dann die Leitung wegen Inaktivität kappt. Diese Phänomene sieht man bei Stadia und XCloud naturgemäß nicht, weil dort kein Windows zum Einsatz kommt.
Cloud Gaming als Ersatz für den Spiele-PC?
Mein größtes Problem mit Spiele-PCs ist Windows. Selbst wenn ich mit einem PC neben meinen großen Fernseher stellen würde, muss irgendwo eine Maus und Tastatur herumliegen. Treiber, Updates und die Pflege des Systems kommen noch dazu. Beim Cloud-Gaming sehe ich Windows nicht. Das liegt auch daran, dass nur GeForce Now auf Windows setzt. Bei Stadia werden alle Titel aufwendig auf Linux portiert und in der Xbox Cloud stehen – nun ja – virtuelle Xbox Konsolen. Für mich hat GeForce Now auf dem Nvidia Shield (kaufen) leider insgesamt noch keinen Komfort erreicht, der für mich als Konsolenersatz funktioniert. Es müssen auch mehr Spiele unterstützt werden. Wer eine Konsole in der Cloud sucht, wird aktuell durch das Konzept von Stadia meiner Meinung nach besser bedient.
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