Wir haben für zwei Jahre privat das Elektroauto Nissan Leaf gemietet. Kostenpunkt: 100 EUR pro Monat. Zusätzlich haben wir uns eine Wallbox KEBA P30 (kaufen) zum Laden in der Garage installieren lassen. Es geht darum, Erfahrungen mit der elektronischen Mobilität zu sammeln und die wichtigen Fragen zu klären: Ist die geringere Reichweite ein Problem? Wie lange muss das Auto an der Wallbox, an einer Schnellladestation und am Hausstrom laden? Und das Wichtigste: wie cool ist Apple CarPlay wirklich?
Ich weiß nichts über Autos
Gleich vorweg: Ich bin kein Experte, was E-Autos oder Autos im Allgemeinen angeht. Am liebsten nutze ich das Fahrrad oder noch besser ein Flugzeug um von A nach B zu kommen. Bevor ich freiwillig selber Auto fahre, steige ich lieber in die Bahn. Deswegen bin immer dahin umgezogen, wo ich jeden Tag hin muss. Man könnte sagen, dass ich Autos generell nicht mag. Besonders, wenn Sie in Deutschlands Straßen nur herumstehen und immer größer werden. Bevor ich unter dem Dunning-Kruger-Effekt leide, möchte ich hier nach einer Woche keine abschließende Bewertung abliefern. Vielmehr geht darum, was anfangs die größten Überraschungen waren. Egal, ob positiv oder negativ.
Privat-Leasing fühlt sich richtig an
Die technologischen Sprünge in der Elektro-Mobilität erfolgen schnell. Deswegen stand ein Kauf außer Frage. Nach Gesprächen mit Philipp Anders, der seit Jahren Firmen-Leasing nutzt und Mario L. und seinen Erfahrungen mit Privat-Leasing (z.B. über Leasingmarkt.de) zeigte sich, dass dies eine echte Option ist. Auch hier müssen wir gerade mit Kindern Erfahrungen sammeln. Vor allem, wenn es in zwei Jahren um die Rückgabe und den Zustand des Auto gehen wird. Unser Leasing-Vertrag sieht wie folgt aus:
Monatliche Kosten | Initiale Kosten | Was? |
---|---|---|
100,00 EUR | 7500,00 EUR | Leasing |
500,00 EUR | Allwetterreifen | |
985,00 EUR | Überführung | |
85,00 EUR | Wartung | |
50,00 EUR | Versicherung | |
– 6000,00 EUR | Förderung | |
150,00 EUR | 3070,00 EUR |
Die Förderung der Elektromobilität kommt vom Staat und nennt sich Bafa. Diese kann ebenfalls für zwei Elektro-Fahrzeuge genutzt werden. Effektiv kostet das Auto 3120,00 EUR mit kalkulierbaren monatlichen Kosten von 100 EUR auf zwei Jahre. Übrigens: Diese Kosten fallen höher aus, wenn man das Auto drei Jahre lang mietet. Der Grund ist, dass die Händler diese Fahrzeuge weiterverkaufen. Der Wiederverkaufswert sinkt, je älter das Auto ist.
Weitere Kosten sind die Routinewartung nach einem Jahr von einmalig 85 EUR bezahlen. Dazu kommt die Vollkaskoversicherung. Außerdem wird das Auto nur mit Sommerreifen geliefert. Wir haben nun Allwetterreifen ohne Felgen gekauft und aufziehen lassen. Einmalige Kosten: 500 EUR. Wahrscheinlich sind diese nach den zwei Jahren nichts mehr wert. Insgesamt rechnen wir also mit mindestens 2100 EUR initial. Nach den 2 Jahren sind wir aber ebenfalls schlauer, was uns in der Zeit noch erwartet hat. Trotzdem fühlt es sich gut an, mit fixen Kosten kalkulieren zu können ohne plötzliche Wartungskosten. Allerdings werde ich nie verstehen, warum ein Auto 40.000 EUR oder mit Leasing 100 EUR und mehr kostet, aber Hightech wie ein OLED-Fernseher nur um die 1000 EUR. Das Verhältnis ist für mich nicht nachvollziehbar.
Wieso ein Nissan Leaf und kein Tesla Model 3?
Der Nissan Leaf ist Europas meistverkauftes Elektroauto mit 380.000 Zulassungen seit 2010. Aber wieso kein Tesla? Der Hauptgrund ist, dass der Tesla mindestens 299 EUR im Monat kostet. Wir hatten ursprünglich vor einen ŠKODA ENYAQ iV statt dem Nissan Leaf zu nehmen. Denn der wäre als SUV mehr ein Familienauto gewesen als der Tesla Model 3. Letztendlich wäre der ENYAQ mit 250 EUR im Monat ähnlich teuer gewesen. Eine andere Komponente war die Lieferbarkeit. Unser 10 Jahre alter VW Passat Diesel gab langsam aber sicher den Geist auf. Rechnung von mehreren 1000 Euro für Reparaturen am ARG-Ventil, Spannrolle und Dieselpartikelfilter haben die Entscheidung beschleunigt. Letztendlich war durch einen Zufall ein Nissan Leaf mit 40 kW Batterie sofort per Leasing verfügbar. Allerdings mit Abholung in Oberhausen…
Die erste Fahrt war der Horror
Aus Oberhausen abgeholt hat den Wagen meine Frau. Das Ziel Hannover lag 250 Kilometer entfernt. Angegebene Reichweite des Herstellers sind 270 Kilometer. In einer Telko hatte ein Kunde von uns noch aus Scherz gesagt:
Ich habe natürlich gelacht und selbstbewusst gesagt, dass wir natürlich nicht zu diesen Leuten gehören werden. Die Wahrheit war leider, dass sie das Auto zweimal laden musste. Der erste Stopp war an einer Schnellladestation, die in 90 Minuten das Auto vollladen soll. Da es schon spät war, hat sie hier nur wenige Minuten geladen, um dann weiterzufahren. Den Fehler wollte sie dann korrigieren und ist noch mal zu einer anderen Schnellladestation gefahren. Allerdings war diese defekt und nur noch eine 11 kW Station verfügbar. So hat sie dann eine Stunde dort verbracht und hat dann noch eine Pizza gegessen, um die Wartezeit zu überbrücken. Abgesehen davon werden wir noch viel Erfahrungen mit Apps sammeln müssen, die uns die Routen planen. Im täglichen Einsatz ist das Auto hauptsächlich für den Arbeitsweg meiner Frau eingeplant. Das sind 50 Kilometer hin und zurück.
Fahren und Aufladen auf der Autobahn
Rund um Weihnachten sind wir Strecken zwischen 150 und 200 Kilometer gefahren. Wir haben Fehler und dadurch schlechte Erfahrungen gemacht. Wir sind im Eco-Modus bei – 6 °C mit maximal 90 km/h auf der Autobahn gefahren. Sehr hohe oder besonders tiefe Temperaturen sind ein Problem für die Leistung des Akkus. Außerdem gilt keine Mindestgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen. Einzige Regel: Fahrzeuge müssen technisch mindestens 60 km/h fahren können. Durch den Eco-Modus und die Geschwindigkeit macht das Fahren keinen Spaß. Die Empfehlung in Foren ist, dass man um die 110 km/h fährt und den Eco-Modus ausschaltet. Das probieren wir aus.
Der Nissan Leaf unterstützt zwei Steckertypen: CHAdeMO und Type 2. Auf der 200 Kilometerstrecke mussten wir einmal das Auto an einer Schnellladestation mit CHAdeMO-Stecker aufladen. In 42 Minuten haben wir 70 % (22 kwh) des Akkus geladen und dafür 15,12 € gezahlt. Das ist der Tarif von Automobilwerk.eu mit 0,69 €/kWh. Das ist kostspielig. Man zahlt hier hauptsächlich die Ladegeschwindigkeit und nicht den Strom. Deswegen werden wir hauptsächlich bei unserem Reiseziel laden. Das war bei meinem Schwager, meinem Vater und meiner Mutter an Außensteckdosen. Über Nacht ist das gar kein Problem und das entsprechende Kabel von Typ 2 auf Schuko-Stecker liegt dem Auto im Kofferraum bei.
Warum braucht die Wallbox zu Hause 12 Stunden zum Laden?
Wenn wir um 23 Uhr den Nissan Leaf an den Strom anschließen, dann ist es nicht bis 7 Uhr morgens voll. Diese Erkenntnis war ernüchternd. Die Erklärung ist, dass der Nissan nutzt ein einphasiges Ladegerät. Schließt man ihn an einer Wallbox an, die über drei Phasen 11 kW liefert (pro Phase max. 3,7 kW), kann das Auto trotzdem nur eine der drei Phasen nutzen und somit nicht mit voller Leistung laden. 12 Stunden geteilt durch 3 Phasen wären dann die 4 Stunden, die ich erwartet hätte.
Kostenloses Parken mit dem E-Auto
In Hannover ist das Parken an öffentlichen Parkplätzen für 2 Stunden kostenfrei. Das E-Auto muss mit einem E-Kennzeichen versehen sein. Außerdem muss man eine Parkscheibe nutzen. Leider gilt das nicht für Parkhäuser.
Das Auto und die Apps
Kommen wir zu dem Punkt, der mich persönlich ohne Ironie an einem Auto am meisten begeistern: die Konnektivität. Die NissanConnect App wird direkt mit dem Auto gekoppelt. Das Auto ist permanent direkt mit dem Internet verbunden. Über die App sieht man dadurch alle wichtigen Parameter wie Batterieladung, voraussichtliche Ladezeit, Abstellort auf einer Karte, Reifendruck und vieles mehr. Zusätzlich kann man die Klimaanlage einschalten und die Ladung unterbrechen oder starten. Solche Funktionen finde ich sehr praktisch. Um ehrlich zu sein, verstehe ich dann nicht, wieso ich die Wallbox per App steuern sollte.
Endlich Apple CarPlay!
Wie oft habe ich mich über die Navigationssysteme in Autos aufgeregt. Wieso bauen die nicht einfach eine Ablage für iPhone fest ins Auto ein und verzichten auf alles in der Mittelkonsole? Wozu braucht man ein Radio, wenn man Spotify und Google Maps hat? Und selbst wenn man dann viele tausend Euro für ein neues Auto ausgegeben hat, dann ruckelt und zuckelt die Bedienung im Auto nur so vor sich hin. Glücklicherweise hat Apple eine Lösung dafür: Apple CarPlay. Ich schließe das Auto per USB an das iPhone an und schon ist man in der flotten Welt von iOS mit Siri unterwegs. Der kleine Bildschirm in der Mitte zeigt nun eine angepasste Darstellung ausgewählter Apps des iPhones an. Endlich sind Spotify und Google Maps direkt in Auto integriert. Ein langer Druck auf den Sprachassistent-Button am Lenkrad startet Siri. Schon lassen sich WhatsApp vorlesen, diktieren, Lieder auswählen und Routen planen. Hallelujah!
Autofahren macht mir wieder Spaß
Auch wenn ich das Gefährt am wenigsten nutzen werde, so macht mir das Ausprobieren mit der neuen Technologie natürlich sehr viel Spaß. Und wenn man den Eco-Modus rausnimmt, dann beschleunigt der kleine Nissan erstaunlich gut. Das ist mir im Stadtverkehr wichtiger als eine maximale Geschwindigkeit von 150 Kilometern pro Stunde. Erfahrungen auf der Autobahn müssen wir ohnehin noch sammeln. Dürfen wir wirklich nicht schneller als 70 km/h fahren, um am Ziel anzukommen? Wie viele Ladestationen gibt es? Das sind alles Fragen, die in einem Blogartikel in einem Jahr beantwortet werden können. Ich freue mich auf die kommenden Monate mit dem Elektroauto. Und das für gerade mal 100 EUR im Monat.
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