Hinweis: Dieser Gastartikel stammt von Ron Drongowski und wurde nicht von Marc geschrieben.
Meine Tochter hat seit ziemlich genau zwei Jahren einen Nintendo DS. Sieht ziemlich abgenudelt aus das Teil. Es ist vollgeklebt mit Stickern (Diddl) und bricht irgendwie auch halb auseinander.
Für und wider einer solchen Anschaffung für ein damals 8-jähriges Mädchen wurde natürlich ausgiebig diskutiert. Mein Schatz hatte Vorbehalte, so wie: Du, zu meiner Schulzeit waren so Jungs mit Gameboy immer die pummeligen Außenseiter.
In Held gibt es den wunderbaren Satz:
„Fernsehen macht nicht blöd, Fernsehen macht normal.“
Damit konnte ich punkten. Der Gameboy (bzw. seine Nachfolger), der MP3-Player, das Handy und erst recht das Netz, sind im Leben meiner Tochter alltäglich. Die Außenseiter sind aller Wahrscheinlichkeit nach die, denen die Technologie aus erzieherischen Gründen vorenthalten wird. Alan Kay hat das einmal schön zusammen gefasst:
„Eine Technologie gilt nur denen, die vor ihrer Erfindung geboren wurden, als Technologie.“
Nach Seymour Papert streiten wir nur aus diesem Grund nicht mehr darüber, ob das Klavier die Musik durch zu viel Technik verunstaltet.
Es freut mich also, dass vor einigen Monaten die richtige Entscheidung getroffen wurde und Videospiele nun zum kulturellen Bereich zählen. Glückwunsch! (Ob sie allerdings ein Kulturgut oder überhaupt Kunst sind – wie Marc das freudestrahlend darstellte – steht auf einem anderen Blatt. Sagen wir: Ein wichtiger kulturpolitischer Schritt wurde gemacht.)
Dass der Geschäftsführer des Kulturrates Olaf Zimmermann jedoch in seinem Beitrag zur Debatte um Gewalt in Videospielen so falsch verstanden wurde, zeigt das Unverständnis und Verunsicherung groß sind. Als Vater kann ich das sogar verstehen. Was meinen Kindern schaden könnte, will ich möglichst lange fern von ihnen halten. Erst recht, wenn ich es nicht kenne. Aber: Es gibt einen Unterschied zwischen künstlerischer Freiheit und medienpädagogischer Sinnhaftigkeit.
Dies ist – für den Fall das sich tatsächlich mal Eltern hierhin verirren – kein Plädoyer dafür unsere Kinder ihren Konsolen zu überlassen. Ich sehe mir sehr genau an, was meine Tochter spielt und wir schränken den Konsum ein.
Es gibt sehr viele gute, jede Menge banale und auch ziemlich beschissene Spiele. Letzteres sollte nicht dazu führen, dass man ihren kulturellen Wert und damit ihre Relevanz geringschätzt.
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