Videospiele sind erwachsen geworden


Anfang der 90er Jahre gab es nur Franchises wie Mario und Sonic – und wir waren glücklich damit. Sony befreite die Videospielewelt etwas später mit der PlayStation von ihrem Kinderzimmerimage und etablierte die Konsolenspiele in der Generation MTV als coole Freizeitbeschäftigung. Wie sieht es heute aus? Oder können Computerspiele von Natur aus gar nicht »erwachsen« werden?

Mario Kart (GC) und WipEout(PSP) sind im Kern das selbe Spiel mit anderer Präsentation
Mario Kart (GC) und WipEout(PSP) sind im Kern das selbe Spiel mit anderer Präsentation

Was macht ein erwachsenes Spiel aus?

Zuerst muss man sich fragen, was es bedeutet, wenn ein Spiel nicht kindlich sondern erwachsen wird. Denn das kann auf der einen Seite bedeuten, dass Gameplay-Mechanismen einfach nur anders verpackt sind. Ein Mario Kart unterscheidet sich von einem WipEout praktisch nur durch die äußere Hülle. WipEout hat damals auf der PlayStation trotzdem Personen an die Joypads gebracht denen ein fetter Klempner in einem Go-Kart einfach zu albern war – auch wenn Mario Kart 64 zu der Zeit vielleicht vom Gameplay her das bessere Spiel gewesen ist.

Bei Wii Tennis (Wii) und Topspin 2 (Xbox360) ist nur die Sportart gleich
Bei Wii Tennis (Wii) und Topspin 2 (Xbox360) ist nur die Sportart gleich

Erwachsen aussehen reicht nicht

Aber es gibt nicht nur unterschiedliche Präsentationen des selben Gameplays mit leichten Variationen. Spiele wie Topspin 2 sind sind im Vergleich zu einem Wii Tennis auch im Gameplay wesentlich komplexer. Auch die Einbettung des Gameplaykerns in eine Wettkampflaufbahn simuliert eher den Sport Tennis als nur eine weitere Variation von Pong zu sein. Jemand der in jungen Jahren oder im Alter noch keine motorischen Fähigkeiten ausgebildet hat, wird sich mit einem Spiel wie Topspin schwer tun.

Metroid Prime 3 (Wii) und Bioshock (Xbox360) haben nur das Genre gemeinsam

Kein Spiel für Kinder

Es gibt auch Spiele, die absolut nicht für Kinder geeignet sind und darunter fallen nicht nur Spiele, die wegen extremer Gewaltdarstellung im Laden nur an Personen über 18 Jahren verkauft werden dürfen.

Spiele wie Bioshock, Oblivion oder vielleicht sogar Final Fantasy X haben Inhalte, die ohne ein gewisses Maß an Lebenserfahrung, Reflexion und vielleicht sogar Allgemeinbildung nicht verstanden werden können. Es gibt heute auch Spiele die ganz klar auf ältere Spieler abzielen ohne dabei in blinder Gewaltdarstellung wie in Spielen von »Running with Scissors« auszuarten.

Subtiler anspruchsvoller Horror VS. blinde Gewalt

Anspruchsvolles Gameplay

Ich möchte als erwachsener und halbwegs gebildeter Mensch nicht unbedingt mit einem Spiel auf der Ebene eines 2001: Odyssee im Weltraum gebeutelt werden aber eine dünne Geschichte eingebettet in ein anspruchsloses Gameplay wie bei Metroid Prime 3: Corruption sind mir einfach in mehrerlei Hinsicht nicht mehr komplex genug.

Ein gutes Beispiel für diesen Umstand ist auch der praktisch nicht vorhandene Schwierigkeitsgrad in Spielen wie Zelda – Twilight Princess, das ich persönlich als Beleidigung angesehen habe, weil es viel zu einfach gewesen ist. Die Intention der Entwickler war es wohl auch bei Zelda nicht, ein Videospiele-Pendant zu Clockwork Orange zu schaffen. Damit meine ich nicht nur den Schwierigkeitsgrad oder die Story sondern auch die Möglichkeiten die man als Spieler in der leblosen Welt hat. Bioshock versteht man ganz einfach nicht, wenn man gewisse Lebenserfahrungen noch nicht gesammelt hat.

Mario Galaxy ist kein Watership Down und besitzt auch keine Meta-Ebene

Videospiele sind Unterhaltung

Niedliche Spiele von Nintendo haben wegen der niedlichen Anmutung nicht gleich die Tiefe von Watership Down. Und das ist auch mit Sicherheit nicht Sinn dieser Spiele und vor allem nicht die Intention. Sie sollen auf leichte Art unterhalten. Aber genau so wie ich persönlich kein Fernsehen mehr gucke weil es mir zu flach geworden ist, spiele ich in meinem Alter auch ungern Werke von Entwicklern, die nicht mal die Intention haben, etwas zu produzieren, was über Pong im Kern hinaus geht.

Es ist noch ein weiter Weg bis sich Computerspiele mit Filmen messen können wenn es um den Anspruch geht. Glücklicherweise gibt es noch sehr viele Entwicklerstudios die sich nicht vom dem aktuellen Trend infizieren lassen, ohne Grafik aber dafür mit simplen Gameplay jeden Opa oder Kleinkind vor die Konsolen zu zerren.

Final Fantasy XII: Komplexe Handlung, komplexe Charaktere und komplexes Gameplay
Final Fantasy XII: Komplexe Handlung, komplexe Charaktere und komplexes Gameplay

Final Fantasy und Dr. Kawashima

Neben den oben aufgezählten Spielen gibt es noch eine Serie, die sich weniger an jüngere Spieler richtet: Final Fantasy. Auch die Grand Theft Auto-Serie richtet sich weder vom Gameplay noch von der Story her an jüngere Spieler die höchst wahrscheinlich nur wild ballernd durch die Straßen fahren werden ohne dem eigentlichen Handlungsstrang zu folgen. Im Prinzip könnte man sagen, dass sich Spiele an bestimmte Altersgrupen richten, in der die Spielewelt angemessene Problematiken an das Alter stellt, die vom Spieler gelöst werden müssen.

Diese Spielewelt kann natürlich auch eine Rechenaufgabe in Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging bedeuten. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch wirklich Spiele wie Tetris die wirklich die Alterseinstufung 0-99 verdient haben. Je abstrakter die Spielewelten werden, ohne ins Lächerliche abzudriften, desto weniger lässt sich ein Spiel in dieses Muster einsortieren. Interessant ist natürlich auch die Intention der Entwickler. Denn bestimmte indizierte Titel wurden natürlich nie für Jugendliche und Kinder programmiert, obwohl sich diese die Spiele meist im Zuge der Pubertät und dem Abtasten der von den Eltern gesteckten Grenzen zugänglich machen.

Handlungsrelevante Sexszenen ohne Erotik gibt es (zu) selten in Computerspielen

Liebe machen in Spielen gibt es nicht

Neben der Altersangabe hinten auf der Verpackung und dem generellen Setting der Spiele ist neben dem Gewaltfaktor noch die Erotik zu nennen. Es gab mal einen fantastischen Beitrag zu dem Thema in einer alten GEE in der nicht wie erwartet blanke Brüste und Hintern von Videospiele-Heldinnen abgebildet waren sondern es wurde viel mehr darüber gesprochen, warum man in Videospielen kaum echte Sexszenen die aus Liebe resultieren sieht wie es in Filmen der Fall ist. Mir ist nur Fahrenheit (Xbox, PC, PS2) und jetzt Mass Effect (Xbox360) bekannt, die überhaupt nicht-erotische aber handlungsrelevante Sexszenen enthalten. Aber ich vermute mal, dass sich die Zielgruppen für Videospiele noch mehr differenzieren werden und wir wirklich nur am Anfang einer Entwicklung sind, bei der das »Super Mario«-Image abgestreift wird.

Auch wenn es bei Spielen nicht so einfach ist wie bei Filmen eine Aussage darüber zu treffen, für wen welches Spiel geeignet ist, so werden sich in Zukunft sicherlich noch mehr Genres für spezielle Gruppen entwickeln. Wii Fit und Spiele wie Mass Effect sind vermutlich nur der Anfang.


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Kommentare

228 Antworten zu „Videospiele sind erwachsen geworden“

  1. Avatar von Marc
    Marc

    Es geht um den Anspruch den ein Spiel an sich selber und den Spieler stellt. Ein „Mario Galaxy“ hat einen ganz anderen Anspruch als z.B. ein „Bioshock“ oder „Assassin’s Creed“. Mir persönlich ist „nur“ Spielen einfach zu wenig.

  2. Avatar von Goregrinder
    Goregrinder

    Mir persönlich ist „nur“ Spielen einfach zu wenig.

    O.k., was soll das Spiel noch leisten. Klar, ich spiele auch nicht ’nur‘ des Spielens willen, aber von Titeln wie „Mario Galaxy“ und/oder „Assasins Creed“ erwarte ich Unterhaltung. Diese Spiele sind meistens so konzipiert, daß der Spieler dranbleibt und sie schließlich irgendwie schafft. Es gibt wenige Spiele die in meinen Augen eine wirkliche Herausforderung darstellen. Ich habe in einem meiner vorigen Posts schon mal erwähnt, daß die Spieleindustrie nach eigener Aussage Unterhalten will, nicht herausfordern. Als Beispiel gebe ich z.B. Oblivion. Anfürsich ein klasse Spiel (Grafik der Landschaft, Steigerung der Skills, Crafting System z.B. bei Tränken), doch die Schwierigkeit ist an das Level des Charakters angepass. Je höher die Stufe, desto stärker die Monster. Das Problem ist das es in einer linearen Steigung läuft. Erst später kamen Patches/Mods der Fangemeinde, welche diese Schwächen ausgebügelt haben. Anders hierzu waren Gothic 1+2. Da gab es Gebiete, die man als Charakter mit niedriger Erfahrung nicht betreten sollte, Monster mit denen man sich nicht anlegen sollte, punkt.
    Denke es gibt auch einen Unterschied zwischen PC und Konsole. Da Konsolen nun mal hauptsächlich der Unterhaltung dienen findet man hier tendenziell Spiele mit Action Elementen. Simulation, KoSims und dergleichen laufen im Absatz eher schleppend wenn überhaupt. Auch die Tatsache, daß das darstellende Medium ein Fernseher ist bedingt andere Dimensionen und Inhalte.

    Ach so, bevor ich’s vergesse: Kannst Du mir vielleicht ein/zwei Beispiele geben welche Spiele einen Anspruch an sich selbst haben!? Meinst Du Shooter die ‚gute Shooter‘ sind? Das Genre erlebt seit ein paar Jahren eine gewisse Weiterentwicklung, die vom eigentlichen Schooter abrückt und andere Inhalte darstellt wie Story, viele gescriptete Handlungsstränge u.ä., siehe z.B. HL 2 die Episoden.

    MfG

  3. Avatar von A Wilhelm Scream
    A Wilhelm Scream

    Wieso wird eigenltich immer Bioshock genannt?

    Mir persönlich hat es Spass gemacht, aber das wars auch……wirklich gefesselt hat es mich nur am Anfang!

    Man kann locker 10 Shooter nennen, die…STUMPF gesagt einfach besser sind!
    Aber das ist halt Ansichtssache!

    Ich kann bsw. an Oblivion nich viel abgewinnen….ebenso wenig wie an den Gothic-Teilen oder an den Final Fantasy-Spielen!

    Nicht weil sie zu komplex sind o.ä.!

    Sie machen mir einfach keinen Spass…das liegt auch nicht am Genre sondern an den Ansprüchen, die man an ein Spiel stellt!

    Wenn man gerne Mario Galaxy spielt, dann hat das nix mit „minderen Ansprüchen“ oder „Causal Gamern“ zutun!

    Bsw. hat Call of Duty 4 mehr als jeder andere Shooter, den ich kenne!
    Für jemand anderen ist CoD4 nur ein „stinknormaler“ FPS vom Band….

  4. Avatar von st
    st

    Für mich zum Beispiel ;) Es ist jedem klar dass ein Bioshock oder ein Assassin’s Creed anders aufgebaut ist als ein Super Mario Galaxy, aber das hat nichts mit Metaebenen zu tun, es ist eine andere Art der Unterhaltung, sie gehen schon fast in die Richtung von Cinematic Games weil sie mehr Wert legen auf die Story, Charakterentwicklung, Atmosphäre und dem Bezug zum Spieler, wie ein Film oder Buch, einfach mit der Möglichkeit, dass der Spieler direkt Eingreifen kann. Mario Galaxy dagegen setzt sich andere Ziele, wie die vorher genannten Spiele will es auch Unterhaltung vermitteln einfach auf eine andere Art nämlich indem es den Spieler und seine Reaktionen fordert. Was man nun besser findet, ist jedem überlassen, AC und Bioshock sind die „Filme“ der Spielewelt, Mario Galaxy ist mehr ein „Sport“.

    Die ganze Diskussion um Meta-Ebenen geht mir langsam auf den Wecker, so wie die hier ausgelegt werden kann man in jedes Spiel eine Meta-Ebene hineininterpretieren, sogar in Pong.

  5. Avatar von malte aka Gala.
    malte aka Gala.

    Ich hab das mit den MetaEbenen gleich am Anfang nicht ganz gerallt.
    Schließlich lösen ja Dinge die im Spiel passieren bei jedem Menschen andere Reaktionen. Manchen eröffnet sich eine Metaebene. Bei anderen regt sich nix. Die zcoken einfach den nächsten Level.

    Aus diesem Grund, passiert es ja auch öfters mal das ein GOD Game den ein oder anderen gar keinen Spaß macht. Aber ein eher schlechtes Spiel diesem Spieler richtig viel Spaß macht.

    Jeder der ein Spiel spielt erschafft für sich selbst einen Subjektiven Eindruck für sich selbst.

  6. Avatar von Darkfox
    Darkfox

    Den Spielspaß bei Mario Galaxy kann man nicht wegdiskutieren. ;-)

    Diese ganze Diskusion über „Meta-Ebenen“ und unterschiedliche Ansprüche ist doch absolut nur küstlich von irgenwelchen Leuten aufgebauscht.

    Das zeigen solche Aussagen wie: „Nur spielen ist mir bei Videospielen zu wenig“

    – mal ehrlich für jeden normal denkenden Menschen erschlißt sich doch sofort wie lächerlich diese Aussage, die sich selbst widerspricht doch eigentlich ist.

    Kommt mal wieder auf den Boden!

  7. Avatar von Goregrinder
    Goregrinder

    Abgesehen davon ist der Begriff ‚Meta-Ebene‘ nicht zutreffend
    Zitat Wikipedia unter eben diesem Begriff:

    In der Kunst, Literatur oder im Film spricht man von einer Metaebene, wenn die jeweilige Produktion oder Entstehung eines Werkes selbst zum Inhalt der Arbeit wird. Bekannte Filmbeispiele sind z. B. 8½ von Federico Fellini und das Blair Witch Projekt.

    In dieser Diskusion geht es eher darum, in wieweit ein Spiel es schafft, einen emotionalen Bogen zum Spieler zu schlagen. Und das ist volkommen subjektiv und unterliegt dem Gustus der einzelnen Persönlichkeit.

  8. Avatar von malte aka Gala.
    malte aka Gala.

    In dieser Diskusion geht es eher darum, in wieweit ein Spiel es schafft, einen emotionalen Bogen zum Spieler zu schlagen. Und das ist volkommen subjektiv und unterliegt dem Gustus der einzelnen Persönlichkeit.

    Sag ich ja :>

  9. Avatar von Marc
    Marc

    Es geht mehr darum, den Spieler zum Nachdenken zu bewegen. Und das ist bei flachen Spielen mit bunten Farben ohne Tiefe einfach nicht gegeben. Deswegen: Nur Spielen ist mir zu wenig. Das hat nichts damit zu tun, wie ähnlich ein Spiel einem Film wird. Shadow of the Colossus kommt fast komplett ohne Zwischensequenzen aus und Bioshock hat praktisch auch keine einzige Zwischensequenz.

  10. Avatar von st
    st

    Ein Spiel braucht keine Zwischensequenzen zum wie ein Film wirken, Half-Life 2 hats bewiesen. Naja, man sieht ja dass es nichts bringt, ich frage mich nur wieso flache Spiele wie WipeOut und GoW einen Eintrag auf deinem Blog bekommen. Gehen die nicht irgendwie gegen deine Theorie von „nur Spielen reicht nicht“? Warte, du musst gar nichts sagen, ich glaube wir kennen hier alle die Antwort.

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