Anfang der 90er Jahre gab es nur Franchises wie Mario und Sonic – und wir waren glücklich damit. Sony befreite die Videospielewelt etwas später mit der PlayStation von ihrem Kinderzimmerimage und etablierte die Konsolenspiele in der Generation MTV als coole Freizeitbeschäftigung. Wie sieht es heute aus? Oder können Computerspiele von Natur aus gar nicht »erwachsen« werden?
Was macht ein erwachsenes Spiel aus?
Zuerst muss man sich fragen, was es bedeutet, wenn ein Spiel nicht kindlich sondern erwachsen wird. Denn das kann auf der einen Seite bedeuten, dass Gameplay-Mechanismen einfach nur anders verpackt sind. Ein Mario Kart unterscheidet sich von einem WipEout praktisch nur durch die äußere Hülle. WipEout hat damals auf der PlayStation trotzdem Personen an die Joypads gebracht denen ein fetter Klempner in einem Go-Kart einfach zu albern war – auch wenn Mario Kart 64 zu der Zeit vielleicht vom Gameplay her das bessere Spiel gewesen ist.
Erwachsen aussehen reicht nicht
Aber es gibt nicht nur unterschiedliche Präsentationen des selben Gameplays mit leichten Variationen. Spiele wie Topspin 2 sind sind im Vergleich zu einem Wii Tennis auch im Gameplay wesentlich komplexer. Auch die Einbettung des Gameplaykerns in eine Wettkampflaufbahn simuliert eher den Sport Tennis als nur eine weitere Variation von Pong zu sein. Jemand der in jungen Jahren oder im Alter noch keine motorischen Fähigkeiten ausgebildet hat, wird sich mit einem Spiel wie Topspin schwer tun.
Kein Spiel für Kinder
Es gibt auch Spiele, die absolut nicht für Kinder geeignet sind und darunter fallen nicht nur Spiele, die wegen extremer Gewaltdarstellung im Laden nur an Personen über 18 Jahren verkauft werden dürfen.
Spiele wie Bioshock, Oblivion oder vielleicht sogar Final Fantasy X haben Inhalte, die ohne ein gewisses Maß an Lebenserfahrung, Reflexion und vielleicht sogar Allgemeinbildung nicht verstanden werden können. Es gibt heute auch Spiele die ganz klar auf ältere Spieler abzielen ohne dabei in blinder Gewaltdarstellung wie in Spielen von »Running with Scissors« auszuarten.
Anspruchsvolles Gameplay
Ich möchte als erwachsener und halbwegs gebildeter Mensch nicht unbedingt mit einem Spiel auf der Ebene eines 2001: Odyssee im Weltraum gebeutelt werden aber eine dünne Geschichte eingebettet in ein anspruchsloses Gameplay wie bei Metroid Prime 3: Corruption sind mir einfach in mehrerlei Hinsicht nicht mehr komplex genug.
Ein gutes Beispiel für diesen Umstand ist auch der praktisch nicht vorhandene Schwierigkeitsgrad in Spielen wie Zelda – Twilight Princess, das ich persönlich als Beleidigung angesehen habe, weil es viel zu einfach gewesen ist. Die Intention der Entwickler war es wohl auch bei Zelda nicht, ein Videospiele-Pendant zu Clockwork Orange zu schaffen. Damit meine ich nicht nur den Schwierigkeitsgrad oder die Story sondern auch die Möglichkeiten die man als Spieler in der leblosen Welt hat. Bioshock versteht man ganz einfach nicht, wenn man gewisse Lebenserfahrungen noch nicht gesammelt hat.
Videospiele sind Unterhaltung
Niedliche Spiele von Nintendo haben wegen der niedlichen Anmutung nicht gleich die Tiefe von Watership Down. Und das ist auch mit Sicherheit nicht Sinn dieser Spiele und vor allem nicht die Intention. Sie sollen auf leichte Art unterhalten. Aber genau so wie ich persönlich kein Fernsehen mehr gucke weil es mir zu flach geworden ist, spiele ich in meinem Alter auch ungern Werke von Entwicklern, die nicht mal die Intention haben, etwas zu produzieren, was über Pong im Kern hinaus geht.
Es ist noch ein weiter Weg bis sich Computerspiele mit Filmen messen können wenn es um den Anspruch geht. Glücklicherweise gibt es noch sehr viele Entwicklerstudios die sich nicht vom dem aktuellen Trend infizieren lassen, ohne Grafik aber dafür mit simplen Gameplay jeden Opa oder Kleinkind vor die Konsolen zu zerren.
Final Fantasy und Dr. Kawashima
Neben den oben aufgezählten Spielen gibt es noch eine Serie, die sich weniger an jüngere Spieler richtet: Final Fantasy. Auch die Grand Theft Auto-Serie richtet sich weder vom Gameplay noch von der Story her an jüngere Spieler die höchst wahrscheinlich nur wild ballernd durch die Straßen fahren werden ohne dem eigentlichen Handlungsstrang zu folgen. Im Prinzip könnte man sagen, dass sich Spiele an bestimmte Altersgrupen richten, in der die Spielewelt angemessene Problematiken an das Alter stellt, die vom Spieler gelöst werden müssen.
Diese Spielewelt kann natürlich auch eine Rechenaufgabe in Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging bedeuten. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch wirklich Spiele wie Tetris die wirklich die Alterseinstufung 0-99 verdient haben. Je abstrakter die Spielewelten werden, ohne ins Lächerliche abzudriften, desto weniger lässt sich ein Spiel in dieses Muster einsortieren. Interessant ist natürlich auch die Intention der Entwickler. Denn bestimmte indizierte Titel wurden natürlich nie für Jugendliche und Kinder programmiert, obwohl sich diese die Spiele meist im Zuge der Pubertät und dem Abtasten der von den Eltern gesteckten Grenzen zugänglich machen.
Liebe machen in Spielen gibt es nicht
Neben der Altersangabe hinten auf der Verpackung und dem generellen Setting der Spiele ist neben dem Gewaltfaktor noch die Erotik zu nennen. Es gab mal einen fantastischen Beitrag zu dem Thema in einer alten GEE in der nicht wie erwartet blanke Brüste und Hintern von Videospiele-Heldinnen abgebildet waren sondern es wurde viel mehr darüber gesprochen, warum man in Videospielen kaum echte Sexszenen die aus Liebe resultieren sieht wie es in Filmen der Fall ist. Mir ist nur Fahrenheit (Xbox, PC, PS2) und jetzt Mass Effect (Xbox360) bekannt, die überhaupt nicht-erotische aber handlungsrelevante Sexszenen enthalten. Aber ich vermute mal, dass sich die Zielgruppen für Videospiele noch mehr differenzieren werden und wir wirklich nur am Anfang einer Entwicklung sind, bei der das »Super Mario«-Image abgestreift wird.
Auch wenn es bei Spielen nicht so einfach ist wie bei Filmen eine Aussage darüber zu treffen, für wen welches Spiel geeignet ist, so werden sich in Zukunft sicherlich noch mehr Genres für spezielle Gruppen entwickeln. Wii Fit und Spiele wie Mass Effect sind vermutlich nur der Anfang.
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