Lust auf einen politisch unkorrekten Shooter, in dem ein T-Rex dich verfolgt und mit Lasern aus den Augen auf dich schießt? Artdesign aus den 80ern und ein Retro Electronica Soundtrack können dich nicht abschrecken? Super, dann mach – wie ich – einen Ausflug in die offene Welt der FarCry-Auskopplung Blood Dragon!
In der fernen Zukunft des Jahres 2007 leidet die Welt an den Folgen eines fiktiven Nuklearkrieges zwischen Amerika und Russland. Der Protagonist Rex ist ein cybernetischer Soldat. Zusammen mit dem Cyber-Soldaten Spider, der dem Skorpion aus Mortal Kombat verdächtig ähnlich sieht, reist er zu einer unbenannten Insel, um den abtrünnigen Colonel Sloan zu finden…
FarCry? Ist nicht mein Ding
Normalerweise renne ich bei Spielen mit FarCry im Namen sofort schreiend weg. Im Gegensatz zu Shootern wie Halo oder Gears of War haben diese Spiele eine zu große Nähe zur Realität. Ich brauche da immer etwas fiktives wie Aliens oder Androiden als Gegner. Am besten nehmen sich die Protagonisten dabei auch kein Stück ernst und alles ist herrlich überzeichnet. Genauso ist FarCry3: Blood Dragon. In gewisser Weise ist es hier so, wie ich mir das neue Duke Nukem 3D gewünscht hätte: spaßig und vor allem überraschend gut.
Der krude Humor steht hier ganz klar im Vordergrund. Man merkt, dass dem Director Dean Evans, der noch mehr krude Projekte geplant hat, viele Design-Entscheidungen moderner Spiele auf den Geist gehen. Deswegen macht er sich gerne darüber lustig, was seine Kollegen so fabrizieren. Das fängt schon beim sinnlosen Tutorial an und hört auf bei dem Kommentar zu einem Sammelquest in Anlehnung an Assasssin’s Creed:
„I better not have to collect any flags.“
Sgt. Rex ‚Power‘ Colt
Gerade mal sieben längere Missionen und diverse Sidequests machen den Ausflug auf die Retro-Insel angenehm kurz. Der Sprecher von Rex ist kein geringerer als Michael Biehn, der durch seine Auftritte in Alien und Terminator in den 80ern bekannt geworden ist. Dank ihm erwacht die Figur des Cyber-Soldaten Rex erst zum Leben, sodass ich manchmal laut lachen musste.
Witzigkeit kennt keine Grenzen
Es werden dabei so viele dämliche Witze hintereinander gerissen, dass Fips Asmussen sich geschmeichelt fühlen darf. Irgendwann hatte es das Spiel dann aber einfach geschafft und die Mauer durchbrochen. „Send for a medic … so I can kill him too.“. Herrlich.
Dr. Elizabeth Darling: Rex, I saw what you did in my scope. That was incredible!
Sgt. Rex ‚Power‘ Colt: No doc. Paintings of crying clowns and dogs playing poker… those are incredible. What I did? That’s just the job.
Und so ballere ich mich mit einem schreienden Cyborg durch die Apokalypse und erfreue mich an den vielen Details und dem befriedigenden Kern-Gameplay. Das ist quasi 1:1 aus FarCry geklaut, aber immer noch spannend. Vor allem, weil man nicht frei speichern kann. So wird jeder Angriff auf einen Stützpunkt auf der Insel zur Zitterpartie. Die anschließende Fahrt im Jeep zum nächsten Missionspunkt auf der Karte ist dann umso befreiender, wenn man den Checkpoint hinter sich weiß.
Nur oberflächlich retro
Grafisch lebt das Spiel auf der Xbox 360 durch den erfrischenden Stil. Technisch reißt es keine Bäume mehr aus, aber es gibt auch keinen Anstoß zum Meckern. Selbst bei drei wütenden T-Rex und explodierenden Gebäuden bleibt man immer noch Herr der Lage. Leute mit einem modernen Spiele-PC werden daran mehr Spaß haben. Die Animationen der gegnerischen Cybersoldaten sehen hingegen auch auf der Xbox 360 fantastisch aus.
Wieso erscheinen diese Spiele nicht in FullHD auf der PlayStation 4 oder wenigstens in 720p auf der Xbox ONE? Als eigenständiger kleiner Download-Titel, den man für gerade mal 9,99 EUR bekommt – es kann eigentlich nicht besonders schwer sein, so etwas zu portieren. Blood Dragon hat – wie die anderen Geheimtipps – mehr Aufmerksamkeit verdient.
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