Damals, als Stefan Raab Abend für Abend mit TV Total die Bildschirme dominierte und „normale Menschen“ vorgeführt wurden, fand man das lustig. Zumindest manchmal. Als er 2015 rechtzeitig aufhörte, kurz bevor das Internet die Überhand gewann, wurde er zur TV-Legende. Sein Einfluss war immens, und selbst mein Blog Marc.TV verdankt seinen Namen der damaligen TV-Faszination.
Warten auf Raab mit nerviger Werbung
Gestern, um 20:15 Uhr, erlebte ich auf RTL einen Rückfall in die Vergangenheit – Raabs dritter Boxkampf gegen Regina Halmich. Obwohl ich die ersten beiden Kämpfe verpasst hatte, abonnierte ich extra einen Streamingdienst, da wir keinen TV-Anschluss haben. Zwei Stunden lang wurde Raabs Karriere durch veraltete C-Promis wie Campino abgefeiert, unterbrochen von Tampon- und Waschmittelwerbung. Für mich, der nur Netflix und YouTube Premium gewohnt ist, ein absurder Anachronismus. Als Raab dann endlich kam, hoffte ich insgeheim, dass Regina Halmich ihm im Ring zeigt, wo der Hammer hängt.
Frau Halmich gewinnt nach Punkten, aber Raab sieht sich als Sieger
Der Kampf? Peinlich. Ich finde den „Sport“ an sich schon nicht mehr zeitgemäß. Bis zuletzt habe ich gehofft, dass an diesem Abend niemand wirklich kämpft, aber da wurde ich enttäuscht. Raab, zwar fit, aber ergraut, verlor dann klar und wenig überraschend nach Punkten gegen die mehrfache Weltmeisterin im Ruhestand. Das „Highlight“ war der Song, den Raab geschrieben hatte und der von einer als Engel verkleideten Influencerin performt wurde – Cringe pur:
Raab machte jedoch sofort klar, dass es nur der Anfang war und er wieder Shows machen wollte. Eine Pressekonferenz folgte, aber erst nach einer weiteren Werbeunterbrechung. Hier waren dann über 2 1⁄2 Stunden vergangen!
Kein Netflix oder YouTube, sondern exklusiv RTL+
Spätestens da war ich raus. Raab kündigte an, mit einer neuen Show auf RTL+ durchzustarten – exklusiv. RTL+ ist offenbar so etwas wie Netflix, aber eben von RTL und mit nur 6 Millionen Abonnenten. Mit DGHNDMBSR (eine Abkürzung für „Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab“), einem Mix aus TV Total, Schlag den Raab und Wer wird Millionär, soll das jetzt weitergehen. Der peinlichste Moment? Sein Dad-Joke in der Pressekonferenz: „Ich habe lange am Sack trainiert.“
Mein Respekt ist dahin – warum macht er das?
Die ganze Zeit fragte ich mich: Warum? Raab macht jetzt den Gottschalk – der einst geliebte Showmaster, der den Absprung verpasst hat. Und jetzt will Raab mit einem Vertrag über fünf Jahre bei RTL+ nochmal durchstarten? Warum, wenn TV Total mit Sebastian Pufpaff schon zurück ist und, wie man hört, eher schwächelt? Das lineare Fernsehen ist für mich im Vergleich zu Netflix & Co. einfach nur noch überholt.
Content Creator Raab im Zeitalter des Internets
Meine Frau sagte den ganzen Abend, wie lächerlich sie die Influencer auf TikTok und Instagram mit ihren Produktplatzierungen findet. Aber ich erinnere daran: Stefan Raab hat mit TV Total nichts anderes gemacht mit seiner Dauerwerbesendung. Heute macht man X (Twitter) auf und bekommt komprimiert diese lustigen Ausschnitte aus der heutigen Medienwelt. Und zwar ohne diese unsägliche Werbeunterbrechungen. Allerdings eben mit zielgerichteter Werbung aus der KI. Denn jeder kann heute Unterhaltung schaffen und sehen, ob es jemanden interessiert – ich selbst auf YouTube. Ich glaube, Raab wird es meiner Ansicht nach schwer haben in dieser demokratisierten Medienwelt. Er hat das Fernsehen einst spannend gemacht, aber heute passt seine unverschämte Art nicht mehr zur Exklusivität von RTL+. Ein YouTube-Kanal oder ein eigener Streamingdienst? Aber in Zeiten wo Bauer sucht Frau sein 20stes Jubiläum feiert, hat vielleicht sogar die ehemalige Legende Stefan Raab eine Chance. Ich lösche nun die Streaming-App für lineares Fernsehen wieder. War ein kurzer Ausflug in die Alte Welt des Fernsehens.
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