Mit Oceanhorn soll von den finnischen Entwicklern namens Cornfox & Brothers angeblich eine Art Zelda für iOS erschienen sein. Endlich ein vernünftiges Adventure mit cleveren Gameplay, isometrischer 3D-Grafik und Musik von Nobuo Uematsu? Dieser hat schon bei Final Fantasy und dem leider unterschätzten Lost Odyssey für eingängige Melodien für Melonen gesorgt hat. Eigentlich gute Vorraussetzungen also um dem heiligen Namen Zelda gerecht zu werden.
Zelda ohne Link
Zu meinem großen Erstaunen kommt wirklich etwas Zelda-Stimmung auf. Der Stil der Grafik, die Animationen, die Schalterrätsel, die Musik. Es fehlt nur noch der grüne Anzug damit das Feeling komplett wäre. Es fühlt sich auf den ersten Blick wie ein Remix aus The Windwaker und A Link to the Past an und ist auf dem iPad Air und iPhone 5 auch technisch beeindruckend. Die Grafik läuft auf beiden Geräten flüssig und in hoher Auflösung.
Nach ein paar Stunden habe ich dann bemerkt, dass die Struktur sich leider recht häufig wiederholt. Während die ‚echten‘ Zelda-Spiele es schaffen, in der Oberwelt trotz der wenigen Grafikbausteine eine gewisse Abwechslung zu schaffen, die nicht generisch wirkt sondern Charakter hat. Irgendwie sieht die Welt eher wie bei Final Fantasy Tactics aus und ist auch genau so spannend. Nämlich gar nicht.
Alles schon gesehen
Der Onkel Vater verschwindet und wir finden kurze Zeit später sein Schwert … und Schild. Dann werfen wir mit Steinkrügen und drücken Steinquader auf runde Schalter. Das ist nicht nur nah dran an Zelda, das ist einfach direkt geklaut. Und somit auch irgendwie langweilig weil man das kennt. Dann fährt man mit einer grafischen 1:1 Kopie des Bootes aus Windwaker zwischen Inseln hin und her und macht genau das selbe.
Man hätte sich wirklich etwas mehr ausdenken können. Es wirkt wie eine dreiste Chinakopie eines schlechten Zelda-Klones – nur eben mit guter Musik. Ich bin ohnehin kein großer Zelda-Fan mehr, nachdem selbst Nintendo mit Twilight Princess Zelda für mich ruiniert hat. Aber immerhin spiele ich noch regelmäßig den SNES Teil der Serie auf dem Klo durch wenn ich nicht gerade einen Speedrun durch Super Mario World mache. GameBoy Advance Micro sei Dank. Ich weiß also, was ein echtes Zelda mitbringen muss. Das hier ist für jeden, der Zelda wirklich mal durchgespielt hat eine Beleidigung und selbst die Leute ohne echte Erinnerung an die gute alte 16Bit-Zeit werden irgendwann einschlafen.
iOS Spiele und ich
Ich nutze mein iPhone und iPad nicht praktisch nie zum Spielen. Für Angry Birds, Tiny Wings und Konsorten ist mir persönlich die Zeit zu schade. Selbst aufwendigere Titel wie Infinity Blade oder das in meinen Augen schreckliche und maßlos überbewertete Horn finde ich entweder wegen dem zu simplen Gameplay schnell langweilig (ja, ich meine dich, Infinite Blade) oder sind quasi unspielbar mit der Touchscreen-zu-Joystick-Steuerung. Es ist eine echte Hassliebe denn ich probiere es immer wieder.
Jedes Mal ärgere ich mich über mich selbst und das verlorene Geld. Von den langweiligen Endless Runnern mit der Ein-Finger-Steuerung wie Jetpack Joyride will ich gar nicht anfangen. Selbst XCOM war großer Quatsch weil mein iPad innerhalb von einer Stunde leer war da das Spiel so extrem viel Leistung durch die Unreal 3 Engine frisst. Oceanhorn verbrennt meinen Akku ebenso in Rekordzeit.
Touch-Steuerung ist die Hölle
Wenn man eine Figur in einem Action-Adventure steuert und man dies über einen virtuellen Joystick tun muss, dann habe ich nie das Gefühl, das Spiel komplett unter meiner Kontrolle zu haben. Und das macht für mich so vieles kaputt. Zuerst habe ich gedacht, dass es ok ist aber wenn die Kämpfe dann schwerer werden und man ausweichen muss, dann würde ich alles für eine direkte Steuerung geben. Wieso gibt es die mit iOS7 abgekündigten Controller noch nicht? Sorry, aber Oceanhorn krankt somit an der selben Schwäche wie Horn: Der Steuerung. Ein echtes 3D Zelda wie Ocarina of Time wäre wahrscheinlich schon wegen der Steuerung unmöglich gewesen und wird noch lange ein unerfüllte Traum bleiben.
Beispiele gefällig? Wenn man einen Topf aufnimmt und in eine Richtung wirft, dann wischt man mit dem linken Daumen quer über den Bildschirm und dreht somit die Figur. Damit ich aber die gewünschte Wurfrichtung wirklich erreiche, bewege ich den Daumen langsam in die Richtung und werfe dann. Somit ist die Sicht in dem Moment verdeckt. Auch beim Laufen bin ich permanent am nachjustieren. Das ganze funktioniert nur, weil das Spiel recht einfach ist.
Keine iCloud Unterstützung
Völlig disqualifiziert hat sich das Spiel dann durch den fehlenden Cloud Save Support in der iCloud. Wieso hat ein Spiel dieser Größenordnung unterwegs keine Savegames laden, die man auf dem iPhone oder iPad erstellt hat? Das nervt fürchterlich da ich zu Hause meinen PC durch das iPad ersetzt habe. Das wird auch durch den geringen Preis von 7,99 EUR von Oceanhorn im iTunes Store nicht weniger schmerzhaft. Wenigstens scheint es nicht pay-to-win zu sein. Das Spiel ist so wie es im AppStore ist komplett. Eine Android Version wurde noch nicht angekündigt aber kommt sicherlich auch irgendwann.
Wertung
Oceanhorn – Monster of Uncharted Seas: Für ein iOS Spiel ok und grafisch beeindruckend hochwertig. Aber durch die miese Steuerung und den fehlenden Mut etwas Eigenes zu wagen, bleibt es ein weiteres belangloses iOS Spiel. – Marc
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