Mein Freund Philipp hat mich am Wochenende besucht und hatte No Man’s Sky im Gepäck. 18.446.744.073.709.551.616 ist die Anzahl der binären Werte, die eine 64-Bit Variable annehmen kann. Genau so viele einzigartige Planeten versprechen uns die Entwickler uns in dem virtuellen Universum von No Man’s Sky erkunden zu dürfen.
Die Planeten werden durch einen Algorithmus erzeugt und sind aus diesem Grund bei jedem Spieler identisch. Das funktioniert so ähnlich wie die Generierung der Minecraft-Level. Nur wird eben ein komplettes Universum statt ein paar Klötzchen erzeugt. Dazu machen 65daysofstatic auch noch den passenden chilligen Soundtrack. Geht also der Traum aller Science-Fiction Fans in Erfüllung?
Prozedural erzeugte Welten
Wir alle fangen an unterschiedlichen Punkten am Rande des Universums an uns zum Kern vorzuarbeiten. Dadurch decken wir nach uns nach immer neue Planeten auf und dürfen diese benennen. Auch einzelne Gebiete wie Ebenen, Berge oder Höhlen dürfen auf jedem Planeten entdeckt und benannt werden. Endlich ein Spiel, bei dem man selber wie damals Humboldt Forschungsreisen unternehmen darf.
Flora und Fauna aus dem Algorithmus
Und nicht nur die Planeten werden prozedural erzeugt, sondern auch alle Pflanzen und Tiere. Die können ganz klein und Angriffslustig sein aber auch riesengroß und eher scheu.
Man kann sie angreifen, ihnen aus dem Weg gehen. Oder aber einfach füttern und schauen was „hinten“ dabei raus kommt.
Technisch sauber
Besonders beeindruckend ist, dass man wirklich von einem Planeten aufsteigen kann, durch die Atmosphäre fliegen, auf Hyperspeed beschleunigen und direkt auf einem anderen Planeten laden kann. Und das alles ohne Ladezeiten. Grafisch ist das Spiel besser als es Screenshots vermuten lassen. Zumindest auf der PlayStation 4. Die PC Version ist wohl wieder mal eine Katastrophe.
Hyperraumsprung in die Realität
Die Realität des Gameplays von No Man’s Sky ist leider fernab einer guten Folge „Firefly“. Die Macher namens Hello Games haben vorher auch genau eine Spielserie gemacht: Joe Danger und Joe Danger 2, eine Art Motorrad-Funspiel von der Seite im Stil der „Trails“ Serie. Da ist der Sprung zu einem AAA Titel auch nicht so einfach.
Das kleine Team wurde durch den Hype sehr schnell berühmt und im Prinzip erwartet man insgeheim dann doch das ultimative Weltraumspiel mit unendlichen Weiten und abwechslungsreichen Entdeckungen. Und das, obwohl man es besser wissen sollte. Ich habe dem Chef von Hello Games eh nie in seinen Interviews geglaubt bevor er das hier einen Tag vor dem Launch auf Twitter schrieb:
Kein Multiplayer und bitte nichts anfassen
War irgendwie auch klar. Denn es heißt ja nicht umsonst No Man’s Sky: Kein Multiplayer. Keine Interaktion mit anderen Spielern. Kein Handel wie man es zum Beispiel von Eve Online kennt.
Man kann nicht seine eigene Zivilisation gründen oder die Aliens auf einem Planeten ausrotten. Alles ist sehr statisch. Der Vergleich mit dem genialen Minecraft ist also sehr weit hergeholt. Da war Anarchy Online genau so schön und bevölkert.
Farmen und Craften
Natürlich gibt es auch etwas zu tun: Man muss am Leben bleiben in dem man bestimmte Stoffe mit seinem Phaser abbaut. Das Raumschiff, Raumanzug und der Phaser kann man mit gefunden Rezepten und durch die Stoffe aufwerten.
Gleichzeitig muss man sich auch am Leben halten denn die Planeten haben gerne mal -300 Grad und Sandstürme oder bestehen einfach mal zu 50% aus Säure.
Your inventory is full
Richtig nervig ist das kleine Inventar. Denn damit das Sammeln ja nicht zu schnell geht sind die Inventarplätze im Raumanzug und im Schiff limitiert. Man kann diese zwar Ausbauen aber was muss man dafür natürlich machen? Damit man nicht einfach sofort den schnellsten Antrieb für sein Raumschiff bauen kann um zum Kern zu fliegen, muss man sehr, sehr mühsam über Stunden seltene Stoffe auf den Planeten suchen und abbauen. DAS ist die Haupttätigkeit in No Man’s Sky.
Was mich persönlich nach zwei Tagen ebenfalls genervt hat ist erstaunlicherweise die Musik. Es sind immer wieder die selben Loops und erinnern mich nach wie vor extrem an den Soundtrack von Tomb Raider 1.
Die Kämpfe gegen immer die selben NPC Roboter tragen ebenfalls nicht gerade zu einem Weltraumfeeling bei. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.
Wer Phantasie besitzt, wird seinen Spaß haben
Zumindest für eine gewisse Zeit. Mir persönlich macht es zum Beispiel sehr wenig Spaß über die Planeten zu schleichen und irgendwelche Stoffe zu suchen. Wenn man es zu lange am Stück spielt, dann wiederholen sich die Planetenstrukturen doch sehr stark. Kurz: Es kann sehr schnell echt langweilig werden. Selbst die Kämpfe im Weltall gegen irgendwelche Piraten machen es nicht wirklich besser. Im Genre der populären virtuellen Spaziergang-Simulatoren für Großstädter gibt es eindeutig bessere Spiele.
Wenn man aber nur selten spielt und das eher als Erfahrung mitnimmt und nicht das Spielziel in den Mittelpunkt stellt, bei dem passiert die Reise im Kopf. Dann kann man auch über fehlenden Multiplayer, das stupide Gameplay und die Austauschbarkeit der Planeten hinwegsehen. Mir gelang es nicht immer. Und schon gar nicht für 60 EUR für 20 EUR.
Wertung
No Man’s Sky: Es wurde viel im Vorfeld versprochen aber sehr wenig wurde uns geliefert. No Man's Sky ist nicht mehr als ein 3D Planetengenerator der sehr schnell langweilig wird. Am Ende ist es nur Farmen und Craften in der prozedural generierten Langeweile. – Marc
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