Kinect ist Microsofts Antwort auf die Nintendo Wii und Sonys Move um endlich auch für die Xbox 360 Partyspiele anbieten zu können. Dabei wird mit einer Infrarotkamera ein Tiefenbild erstellt und mit einer zweiten RGB-Kamera dann Gesichter und Extremitäten wie Hände und Beine erkannt.
Die Software errechnet nun ein virtuelles Skelett aus diesen Daten und legt eure Bewegungen auf die Spielfigur. Der Körper wird so zum Controller. Microsoft war so nett und hat uns im Rahmen des Facebook-Events zwei Stunden lang Kinect bei uns im Wohnzimmer vorgestellt. Und alle waren eingeladen.
Technisch beeindruckend
Der Effekt ist schon bei der Kalibrierung von Kinect verblüffend: Ihr legt den Kopf schief, kratzt euch am Po und winkelt das Knie an und der Avatar macht alle Bewegungen ohne nennenswerte Verzögerung nach. Auch wenn man sich einige Schritte nach links und rechts bewegt, dann tut die Spielfigur das auch. Dann warteten Kinect Adventures, Dance Central, Kinect Sports und am Ende noch das Rennspiel Joyride darauf von den acht anwesenden Personen getestet zu werden. Schon bei Kinect Adventures zeigte sich schnell, dass 2,50 m² nicht ausreichen, um zwei Personen einen gewissen Bewegungsspielraum vor dem Fernseher zu bieten. Wir mussten Kinect deswegen etwas versetzt aufstellen.
Kinect Adventures
Der erste Eindruck nach einer Wildwasserfahrt mit @Arnalyse bei Kinect Adventures: Ja, es macht tatsächlich Spaß. Man hat den Eindruck, dass man das Boot wirklich direkt mit seinem Körper steuert. Hier war eine gewisse Verzögerung zu spüren, was dem Erlebnis als solchem aber keinen Abbruch tat.
Ich hätte gerne selbst ein Video gemacht, in dem man die Verbindung zwischen dem Spieler und dem Avatar so gut sehen kann. Leider waren wir mit dem Rücken praktisch schon an der Wand und ich habe nicht so viel Zeit gehabt, das ganze Wohnzimmer umzubauen.
Dance Central
Weiter ging es mit Dance Central von den Entwicklern von Rock Band und Erfindern von Guitar Hero. Nur muss man hier keine Knöpfe auf Plastikgitarren drücken, sondern die Tanzschritte der virtuellen Tänzer möglichst schnell und genau adaptieren. Entgegen den guten Reviews fehlte mir hier ganz klar die vorher angesprochene Verbindung zu meinem Avatar. Anders als bei dem vorherigen Spiel werden die eigenen Bewegungen nicht direkt auf dem Bildschirm sichtbar sondern es wird nur angezeigt, bei welchem Körperteil man sich vertanzt hat. Das Spiel überlebte so nur drei Runden in der Xbox und musste Kinect Sports weichen.
Kinect Sports
Kinect Sports ist das Wii Sports Ressort bzw. PlayStation Move Sports Champions für die Xbox 360. Man wählt eine von sechs Sportarten aus und steuert dann alle Bewegungen mit seinem gesamten Körper. Also kein Tricksen mehr wie bei Wii Sports, wenn man einfach nur anstatt zu laufen die Wiimote nach oben und unten schüttelt. Dabei funktionieren Spiele wie Tischtennis, bei denen einzelne Gliedmaßen sehr genau ins Spiel integriert werden, mit Sonys Move meiner Meinung nach jedoch deutlich besser.
Beim Boxen wurde ein anderes Problem offensichtlich: Bei manchen Spielen müssen Bewegungen erst vollständig abgeschlossen sein, damit die Software weiß, dass ein Schlag stattgefunden hat. So entsteht eine Verzögerung, die nicht in erster Linie der Technik, sonden dem Prinzip der Interaktionserkennung angekreidet werden muss. Wenn ein Schlag noch nicht zu Ende ausgeführt wurde, dann schlägt die Figur auf dem Bildschirm nicht, weil ja noch nicht weiß, wie lange die Bewegung dauern wird.
Kinect Joyride
Zu guter Letzt wurde noch das Rennspiel Joyride eingelegt. Das war leider von der Steuerung her eine völlige Katastrophe. Und wurde auch nicht besser, als ich endlich das Gefühl bekam, dass ich wirklich etwas mit meinem Bewegungen auf dem Bildschirm bewirken könnte. Selbst mit einem Joypad hätte ich wahrscheinlich genau so wenig Spaß gehabt, denn das Spiel ist genau so flach wie ein Mario Kart aus dem Jahre 1994. Das kürzlich erschienene kostenloses Rennspiel namens Harms Way hat mir da mehr Spaß gemacht hat. Der Typ in diesem Video verdeutlicht das Phänomen sehr amüsant:
Fazit
Es funktioniert viel besser als ich dachte und mit weitaus weniger Lag. Aber so faszinierend die Technologie auch sein mag: Meiner Meinung nach braucht man es nicht. Die Spiele sind Wii Sports vom Prinzip her zu ähnlich. Dazu bewegt sich alles auf einem zu simplen Niveau um mehr als vier Abende am Stück für Unterhaltung zu sorgen.
Dazu kommt noch, dass leider auch nur zwei Personen gleichzeitig spielen können. Das bremst bei acht Leuten dann am Ende doch den Abend wenn sich die Hälfte der Gäste in der Küche aufhält. Aber selbst wenn Kinect mehr als zwei Leute erkennen könnte: Wer bitte hat den Platz dafür in seinem Wohnzimmer?
Wie schon die Wii oder Move richtet sich Kinect wohl eher an Kinder und deren Eltern. Das sieht man auch überall daran, wie Kinect beworben wird und wie die Spiele gestrickt sind. Meine Wii habe ich am Ende nur noch selten und auch nur, wenn Besuch da war, eingeschaltet.
Ich hatte viel Hoffnung in Dance Central gesetzt. Rein spielerisch war es sicherlich auch das komplexeste Spiel, aber ich glaube, das hätte man auch schon damals mit EyeToy auf der PlayStation 2 umsetzten können: EyeToy: Groove für die PlayStation. Wir haben direkt im Anschluss mit zwei Freundinnen noch zu viert Rock Band gespielt, die beide vorher weder Kinect gespielt oder eine Plastikgitarre oder gar ein Joypad in der Hand gehalten haben. Dabei war die einhellige Meinung: Rock Band ist einfach die bessere Abendunterhaltung als Alternative zu Kinect und Co. Wenn Kinect deutlich günstiger wird, dann ist es aber ein nettes Gimmick, dass man allein schon wegen der coolen Technik sich mal angucken sollte. Für den technischen „WOW“-Faktor gilt jedoch Kinect > Move > Wii aber allemal.
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