Halo Wars: Echtzeitstrategie auf der Konsole


Halo Wars ist kein Ego-Shooter sondern ein weiterer Versuch das Genre der Echtzeit-Strategiespiel auf die Konsole zu bringen. Deswegen wuseln viele kleiner Soldaten in ihren niedlichen Fahrzeugen über die Karte und bekriegen sich mit den Aliens der Allianz. Story der kurzen Kampagne spielt 21 Jahre vor den Ereignissen von Halo – Combat Evolved und deswegen gibt es auch dort keinen Master Chief und die Aliens sind noch damit beschäftigt, die ultimative Waffe gegen die Flood zu finden um die Prophezeiung zu erfüllen. Die Truppen befehligt man bequem auf dem Sofa ohne Maus und Tastatur nur mit dem Joypad der Xbox 360.

Ich mag normalerweise keine Echtzeit-Strategie-Titel. Mit Command & Conquer kann man mich persönlich bis zum Mond jagen. Das liegt daran, dass ich dieses Micromanagement der Basis und Einheiten eher als Arbeit statt Spaß für mich einstufe. Der wahre Grund ist aber vor allem, dass ich einfach kein guter RTS-Spieler bin. Alle Shortcuts auf der Tastatur merken und mir merken, was die einzelnen Evolutionsstufen meiner Einheiten dem Gegner entgegenzusetzen haben, ist nicht gerade meine Stärke.

Casual-Echtzeitstrategie

Halo Wars macht da einiges anders als die herkömmlichen RTS-Spiele. Es gibt ein einfaches Stein-Schere-Papier-Prinzip bei den Einheiten. Raketenwagen schlagen Flugeinheiten, Panzer schlagen Gebäude, Feuereinheiten sind gut gegen die Flood und so weiter. Das schnalle selbst ich recht schnell. Nicht zuletzt weil die Karten recht klein sind und man eher Blitzkrieg-mäßig zuschlägt statt mit vielen verschiedenen Gruppen von Einheiten.

Das ist in der Regel alles, was man an Bauoptionen braucht.
Diese kleine Baufläche sollte man sich gut einteilen

Auch das Management der Basis ist recht überschaubar – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Man hat nämlich nur acht Slots in die man die Gebäudetypen einsetzen kann. Man muss sich also entscheiden, mit welchen Gebäuden die Plätze gefüllt werden sollen um so die Kampfstrategie festzulegen. Neue Bauplätze für weitere Hauptquartiere sind also nötig, um weiter nach oben zu skalieren. Das braucht man aber so gut wie nie und manche Achievements sind sogar darauf ausgelegt, mit so wenig Hauptquartieren wie nötig auszukommen.

Das Einmauern, was schlechte Spieler wie ich in der Regel in einem Deathmatch probieren, ist bei Halo Wars deswegen gar nicht möglich. Manchen Veteranen wird diese Freiheit fehlen überall Geschütze, Mauern und Bauwerke zu platzieren. Ich empfand es als Befreiung weil ich so immer schneller einschätzen konnte, was gebaut werden soll, um siegreich aus der Schlacht zu kommen.

Die Steuerung

Ähnlich einfach wie das Gameplay gestaltet sich nach etwas Eingewöhnung die Kontrolle über das Geschehen auf dem Bildschirm. Der linke Schulterbutton selektiert alle Einheiten auf der Karte und der rechte Button markiert alle Einheiten auf dem Bildschirm. Beim Angriff reicht es die Gegner mit X anzugreifen. Die meisten Einheiten haben einen stärkeren Angriff, der mit Y aktiviert wird und sich dann langsam wieder aufläd. Das reicht um alle Herausforderungen des Spiels zu meistern.

Mit dem digitalen Pad springt man schnell zwischen der Basis und den Einheiten hin und her. Wenn es irgendwo einen Kampf gibt, wenn die Einheiten auf dem Weg angegriffen werden, dann kann direkt zur Action springen. Spezialattacken aus dem All gibt es in diversen Formen und sind erstaunlich nützlich. Es gibt kaum Elemente im Spiel, die man nicht wirklich im Angesicht des Krieg permanent benötigt. Aber das ist bei der geringen Anzahl auch nicht schwer.

Keine Mission ist so wie die andere. Hier nehme ich gerade einen unbeweglichen Scarab auseinander.
Keine Mission ist so wie die andere. Hier nehme ich gerade einen Scarab auseinander und muss dem Strahl ausweichen.

Kurz und abwechslungsreich

Die Kampagne besteht aus gerade mal 15 Missionen, die wiederum alle mit einer erstaunlich unterhaltsamen Story verbunden sind. Und jede Mission ist einzigartig und hat ihre ganz eigen Aufgaben. Mal muss man Marines befreien und zurück eskortieren oder sich hinter Mauern vor dem tödlichen Strahl eines im Bau befindlichen Scarabs verstecken. Dabei steht mal Timing, Action oder Planung im Vordergrund. Es gibt nur wenige Missionen, bei denen man klassisch mit einer leeren Basis startet und dann die Karte dominieren muss. Die Schauplätze bieten alles, was das Halo Universum zu bieten hat. Egal ob futuristische Städte, die typische grüne Halo-Wiese mit ein paar Bergen oder der Rücken des riesigen Kolonieschiffs Spirit of Fire: es wird nie langweilig.

Auf dem Spielfeld gibt es auch nur eine Figur, die praktisch immer dabei ist: Sergeant Forge. Der unterhält sich gerne und sorgt für eine lockere und fast schon witzige Atmosphäre. Auch der zynische Bordcomputer sorgt für ein paar Lacher.

Diese kleine Episode im Halo-Universum hat spannende Momente.
Diese kleine Episode im Halo-Universum hat spannende Momente

Multiplayer und Coop

Anders als bei der Kampagne kann man beim Online-Multiplayer auch die Allianz als Team auswählen. Die Flood steht nicht nicht zur Auswahl, obwohl die in der Kampagne vorkommt.

Die Kampagne kann man zudem mit einem Freund im Coop bestreiten. Man hat aber die gleiche Menge an Ressourcen zur Verfügung aber den Vorteil, dass man sich Aufgaben teilen kann. Management der Basis und das Kommando über die Einheiten können so aufgeteilt werden. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit den Coop selber auszuprobieren. Mal sehen, ob ich noch in den Genuss komme um da mehr drüber sagen zu können.

Leider kein Nachschub

Ensemble Studios waren bekannt für Serien wie Age of Empires und Age of Mythology. Leider muss man in der Vergangenheit sprechen, denn Microsoft hat kurz nach der Veröffentlichung von Halo Wars die Studios geschlossen. Das ist sehr schade, denn so wird leider der auffälligste Nachteil an Halo Wars nie behoben werden können: Der Umfang. Ich würde sofort eine DLC-Kampagne mit der Allianz oder einfach einen neuen Storystrang spielen. Auch Episoden innhalb einer Serie wie bei The Walking Dead oder The Wolf Among Us wären ideal gewesen. Aber ohne Ensemble Studios wird es keinen Nachschub geben. Und auch kein Halo Wars 2.

Die Scarabs sind wie bei Halo üblich die tödlichste Kampfmaschine der Allianz.
Die Scarabs sind, wie bei Halo üblich, die tödlichste Kampfmaschine der Allianz

Mission erfolgreich

Mit Halo War wurde es endlich bewiesen: Echtzeit-Strategie funktioniert auch auf der Konsole. Und es ist wirklich Schade, dass ich das Spiel viel zu spät für mich entdeckt habe. Gerade weil es so vieles anders macht als Spiele wie Starcraft oder Age of Empires passt es genau in mein Beuteschema. Ab und zu mal eine kurze Mission zu spielen, bei der man versteckte Schädel, schwarze Boxen und spielverändernde Achievements sammeln kann, macht mir Spaß. Guter Surround-Sound und kurzweilige Zwischensequenzen auf dem großen Bildschirm mit dem Gamepad auf dem Sofa tun ihr übriges.

Vor kurzem war Halo Wars bei den Games with Gold dabei und war deswegen für mich kostenlos. Aber auch für ein paar Euro sollte man diesem Geheimtipp eine Chance geben. Besonders wenn man sonst keine RTS-Spiele mag.

Wertung

Halo Wars: Das Echtzeit-Strategie auch fernab von Maus und Tastatur Spaß machen kann, zeigt Halo Wars von den Ensemble Studios für die XBOX 360. Alleine der geringe Umfang sind dem Spiel negativ anzukreiden. Marc

8
von 10
2013-12-19T09:37:47+0100

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Kommentare

3 Antworten zu „Halo Wars: Echtzeitstrategie auf der Konsole“

  1. Avatar von JTRch
    JTRch

    Meiner Meinung ist es der beste Beweis, dass es eben nicht funktioniert. Und dass das Studio nach Halo Wars geschlossen wurde, sagt über den Erfolg des Spiels ja schon einiges aus. Ich habs damals auch gekauft und war sehr enttäuscht.

    1. Avatar von Marc
      Marc

      Was genau fandest Du denn nicht so gut? Ganz ehrlich, RTS ist nicht mein Genre und ich fand es viel spaßiger als C&C oder AoE. Es konzentriert sich allerdings auch auf völlig andere und im Artikel beschriebene Mechaniken.

    2. Avatar von JTR
      JTR

      Mir ist es zu langsam und genau das macht ein gutes RTS aus. Bei Company of Heroes musst du A) nie in die Base ausser um Gebäude zu bauen. Aber Einheiten kannst du direkt vor Ort ordern. B) bist du einfach innert Sekunden am Bildausschnitt via Zoom und Tastatur am ändern, während du mit der Maus Einheiten selektierst und herum befiehlst, oft auch via Tastaturkürzel ganze Gruppen. Das wirkt für Leute die keine gewohnten RTS Spieler sind total nervös und überfordert die auch. Aber gewohnte RTS Spieler brauchen den Speed und das Multitasking. Du musst innert Sekunden Entscheidung treffen und reagieren. Gewisse RTS sind bzg. Gamespeed oft übler als jeder schnelle Shooter. Und dann fehlt es bei Halo Wars auch einfach an Tiefe an taktischen Möglichkeiten. Wenn man vergleicht was Ensemble Studios vorher mit Age of Empires abgeliefert hat, ist Halo Wars nur eine Light Version von einem RTS.

      Der Ansatz bzg. Steuerung ist jedenfalls bei Halo Wars schon richtig wenn es um RTS für Konsolen geht. Nur sollte das Spiel komplexer und schneller sein für die es wollen. Das könnte man ja via Schwierigkeitsstufe steuern. Die Ansätze sind gut, aber wie du selbst bemerkt hast, ausser Tower Defense Spielen geht bzg. RTS bei den Konsolen so wie gut wie gar nichts mehr. Was Schade ist.

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