Normalerweise spiele ich die Spiele über die ich hier im Blog berichte erst komplett durch bevor ich hier meine Meinung kund tue. Doch im Fall des japanischen Rollenspiels Eternal Sonata für die Xbox360 und bald auch PS3 mache ich eine Ausnahme weil es für die Xbox360 momentan in diversen Kaufhäusern für sehr wenig Geld zu bekommen ist. Eternal Sonata gehört vielleicht zu den am meisten unterschätzen Spielen und gehört meiner Meinung nach in jeden aufgeräumten Spieleschrank von RPG-Liebhabern
Cel-Shading statt Realismus ist eine schöne Abwechslung
Ich war schon immer ein Liebhaber von japanischen Rollenspielen. Die PlayStation und PlayStation2-Generation war definitiv einer der Stärksten in diesem Genre: Final Fantasy 7, Final Fantasy X, Kingdom Hearts, Kingdom Hearts 2 und Chrono Cross gehören zu meinen absoluten Lieblingsspielen. Doch auf der Xbox360 sieht es nicht so gut aus: Mass Effect und The Elder Scrolls IV: Oblivion sind zwar wirklich sehr gute Spiele aber eben westliche Rollenspiele und keine japanischen Rollenspiele.
Voll mit Begriffen aus der Musik
Dann trat vor ein paar Wochen Eternal Sonata für die Xbox360 in mein Leben. Das Spiel heißt im Originaltitel nicht ohne Grund »Trusty Bell: Chopin’s Dream«. Die erwachsene Story handelt hauptsächlich über den bekannten polnischen Komponisten Frédéric François Chopin. Dieser liegt im Sterben und spinnt sich in seinem Kopf seine eigene Fantasiewelt zurecht, die in vielerlei Hinsicht die Musik Chopins als zu haben scheint: Die Protagonistin hört nicht umsonst auf den Namen »Polka« und die erste große Stadt im Spiel nennt sich Ritardando was den musikalischeren Begriff für »langsamer werdend« darstellt. Das Spiel spannt während der Zwischensequenzen in fehlerfreiem Cel-Shading ein Dreieck auf, das sich zwischen der Welt Chopins, der Welt, in der Chopin im Sterben liegt und der realen Welt des Spielers aufspannt. Das macht Eternal Sonata fast zu einem kleinen Edutainment-Titel.
Grafisch überraschend gut
Im Kontrast zu Lost Odyssee, das trotz der Ladezeiten ein technisch beeindruckendes Spiel ist, fällt bei Eternal Sonata vor allem der Gesamteindruck der Grafik positiv auf. Das ist für mich persönlich bei einem Rollenspiel einer der wichtigsten Punkte. Ohne eine glaubhafte Welt mit Charakteren, deren man ihre Rolle auch abnimmt, ist in meinen Augen für den Spieler keine Geschichte wirklich erlebbar gestalten. Das war auch mein Hauptkritikpunkt an Legend of Zelda – Twilight Princess auf der Wii. Dazu gehört gute Sprachausgabe genauso wie perfekte Gesichtsanimationen. Schon im Jahre 2000 hat genau diese Punkte ein Spiel mit Bravour bestanden: Final Fantasy X. Dort hatte man nach einigen Spielstunden schon fast das Gefühl, dass Tidus und Yuna gleich zum Kaffeetrinken weil das Spiel es schaffte, mir die Charaktere so lebhaft erscheinen zu lassen.
Wunderschöne Animationen
Eternal Sonata sorgt mit einer fantastischen Mimik und flüssigen Animationen gepaart mit guten Synchronsprechern für genau denselben Effekt. Die Grafik ist trotz des Cel-Shading-Looks erstaunlich detailliert. Hier und dort klettert eine kleine Eidechse über einen Baumstamm oder ein Schmetterling fliegen im Hintergrund durch die Landschaft und erweckt auch die Landschaft mit diesen einfachen Details zum Leben. Ähnlich wie bei Kingdom Hearts 2 gefällt mir bei Eternal Sonata auch die Farbkomposition sowie die Kontrastierung der einzelnen Charaktere innerhalb desselben Stils. Dazu kommt noch die gute Ausnutzung der klanglichen Möglichkeiten die man heutzutage mit Surround-Sound hat und die wunderschöne Musik. Und trotz dieser wirklich guten Grafik, die auf Bildern kaum rüberkommt, sieht der Spieler kaum Ladebildschirme oder Verzögerungen.
Goodbye Random Encounter!
Seit dem ich mit Freude Chrono Cross und Final Fantasy 12 durchgespielt habe weiß ich, was ich nicht mehr in Rollenspielen sehen möchte: Zufallskämpfe. Eternal Sonata lässt den Spieler den Gegnern einfach ausweichen wenn man nicht gegen Ihn antreten will und geht zusätzlich nicht gerade geizig mit Speicherpunkt um. Die Kämpfe selber erinnern mich irgendwie an Grandia 2 auf der Dreamcast mit einem ähnlichen Combosystem das besonders harte Attacken möglich macht.
Rundenbasiert kann Spaß machen
Obwohl es wie bei fast allen Japano-Rollenspielen ein rundenbasierendes Kampfsystem gibt wird dies durch das umherrennen während des Kampfes und dem manuellen Zielen mit dem Bogen aufgelockert. Auch das dynamische Blocksystem ist kein Bonus sondern mehr oder weniger für das Überleben unerlässlich. Die Charaktere und Gegner haben zudem andere Attacken je nachdem ob sie im Licht oder Schatten stehen. Dies wird besonderes interessant, wenn Endgegner plötzlich selber Schatten werfen. Wer mag kann auch ähnlich wie damals bei Secret of Mana zu dritt mit drei Joypads die Monster verkloppen.
Wo viel Licht ist, da muss auch Schatten sein
Obwohl Eternal Sonata wirklich zu den besten von mir gespielten Rollenspielen gehört, mag es nicht automatisch für jeden Spieler ein gutes Spiel sein. Die langen Zwischensequenzen erzählen eine lineare Story und sind an schlauchförmige Level gekoppelt. Ähnlich wie Final Fantasy X bevor man das Flugschiff bekommt rennt man wie auf Schienen durch die Level. Ich fand diese Tatsache nach den Open World-Spielen der letzten Zeit wie Grand Theft Auto 4 und Assassins Creed mal wieder ganz entspannend zu wissen wo es lang geht. Wer diese Linearität eher positiv als negativ bewertet sollte sich Eternal Sonata wirklich mal anschauen. Für einen Straßenpreis der Xbox360 Version von rund 15 EUR kann damit nicht viel falsch machen. Der folgende Trailer bringt die Stimmung treffender auf den Punkt als Worte es je tun könnten.
Wertung
Eternal Sonata: Ein lineares Japano-RPG im Cel-Shading-Look mit einer interessanten Story und klassischem Kampfsystem. Gute Standardkost. – Marc
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