Dank Nico vom Hannoveraner Start-up Kubitur durfte ich die Apple Vision Pro dort vor Ort selbst ausprobieren.
Kleiner, schärfer, aber gefühlt schwerer als erwartet
Vor dem Aufsetzen war klar, warum die $ 3500 Brille aktuell noch als Prototyp zu bewerten ist. Als Nico mir die Brille überreichte, folgte sofort der erste wichtige Hinweis:
„Bitte nicht an dem Innenfutter halten. Es trägt das Gewicht der Brille nicht“.
Nico bei der Übergabe
Dabei ist das erstaunlich kleine Gerät im Vergleich nicht mal schwer:
Gerät | Gewicht in Gramm |
---|---|
Apple Vision Pro | 600 – 650 |
PSVR1 | 600 |
PSVR2 | 560 |
Meta Quest Pro | 722 |
Meta Quest 3 | 515 |
Meta Quest 2 | 503 |
Allerdings fühlte sich die Vision Pro durch die Halterung an meinem Hinterkopf schwerer an als eine PlayStation VR oder Meta Quest. Nach Einschalten der Brille an der von der Apple-Watch bekannten Krone, stellte sich die Brille automatisch scharf. Es folgte eine kurze Kalibrierung und ich sah das Gäste-Menü der Vision. Aber viel wichtiger war, was ich nicht sehe: Pixel. Der Bildschirm ist so hoch aufgelöst, dass es mir nicht gelungen ist, einen der 23 Millionen Bildpunkte des Micro-OLED-Displays auszumachen. Mein Blog, geöffnet im Safari-Browser sieht genau so aus wie jetzt gerade hier auf dem Bildschirm meines MacBook-Pros mit dem schnellen Scrollen und Videoplayback.
Tiefeneffekt mit Motion Blur der Kameras
Was in keinem Werbevideo herüberkommt, ist die Räumlichkeit. Man erlebt bei Virtual Reality eine bisher nie gekannte Präsenz. Das ist besonders bei Spielen in virtueller Realität ein Mehrwert. Dem gegenüber filmt Apple Vision Pro die Umgebung und reicht dies direkt ohne merkliche Verzögerung an die Brille weiter. In den echten aber gefilmten Raum werden dann die Applikationen in 3D platziert. Das Gefühl ist irre! Man läuft durch den Raum und die von iOS bekannten Applikationen bleiben perfekt platziert im Raum dort stehen, wo man sie hingezogen hat. Und die Auflösung der Kameras ist so gut, dass ich Schilder in 6 Meter Entfernung an einer Wand lesen konnte. Ich fühlte wohl und sicher in der Brille.
Allerdings fällt der gefilmte Teil des Bildes merklich gegenüber den virtuellen Objekten ab. Und zwar wegen der Bewegungsunschärfe, welche die Kamera unweigerlich erzeugen. Das lässt sich auch solange nicht vermeiden, bis die 3D-Objekte direkt in die Wirklichkeit platziert werden. Das leistet etwa die Magic Leap 2 AR-Brille. Allerdings hat das laut Nico andere Nachteile, die ich gerne demnächst herausfinden möchte.
Interagiert wird mit den Augen und den Fingern
Die Menüs werden mit den Augen selektiert. Man schaut etwas an und berührt mit dem Daumen den Zeigefinger. Meine Damen und Herren, willkommen in der Zukunft. Beides ist für sich gesehen schon beeindruckend. Gelegentlich „schaut“ man daneben, so wie man auf dem Handy mal daneben tippt. Mit der virtuellen Tastatur hatte ich zu kämpfen. Dafür klappt das Verteilen der Fenster der Apps im virtuellen Raum tadellos. Als ich den Safari-Browser dann riesengroß gezogen habe und er dann die neue Auflösung berücksichtigt hat und mehr von der Webseite darstellte, habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind. Man hat dann einen riesigen Browser vor sich fliegen. Rechts daneben kann ein YouTube Video im neuen Fenster schauen und hinter einem auf dem Boden liegt dann noch die Beta-App von Kubitur auf dem Boden. Irre.
Warum ich die asoziale Zielgruppe gewesen wäre
Ich kürze hier mal ab. Die obligatorische Dino-Demo war super cool und demonstriert, wie viel Power der M2-Chip von Apple für 3D Applikationen zur Verfügung stellt. Und mir wurde bei einer ruckelnden Alpha-Demo auch etwas übel, als die 3D-Darstellung mit weniger FPS lief als die gefilmte Umgebung. Aber wer soll eine solche teure Brille nutzen? Naja, ich vor vielen Jahren ohne Kinder und Freundin in einer spartanisch eingerichteten Wohnung. In der Küche hängt die virtuelle Einkaufsliste an der Wand. Auf dem Klo fliegt immer ein Google News Safari und im Wohnzimmer ist die gesamte Wand meine virtuelle Leinwand. Mein Mac wird als Bildschirm durchgereicht und ich nutze nur noch seine Tastatur.
Leider ist der Benutzer von der Außenwelt isoliert. Das klappt einfach nicht so gut, wenn man zu Hause Kinder hat und die Frau zumindest Augenkontakt haben möchte. Das war auch schon immer mein Problem mit Virtual Reality: Man erlebt es alleine und man ist alleine. Früher hätte mich das aber nicht gestört und ich hätte gesagt: Her mit dem Teil!
Die Zukunft: Vision ohne Pro
Apple hat die Vision sicherlich bewusst „Pro“ genannt, weil es eine Vision geben könnte. Wenn die nächste Version die Bildschirme der Augen an der Außenseite weglässt, die Hardware auf Kosten optimiert und vielleicht sogar ein schlechterer Bildschirm innen verbaut, dann rutscht sie in niedrigere Preisregionen. Und die Vision konkurriert meiner Ansicht nach nicht mit dem MacBook Book oder dem iPhone, sondern eher mit einem iPad. Es ist ein Mix aus Produktivitäts- und Unterhaltungsgerät. Aber vor allem ist es eine neue Geräteklasse. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir in 5 Jahren eine günstigere öfter im Alltag sehen. Zumal andere Hersteller das gebotene kopieren werden. Danke Nico für die Gelegenheit! Denn bislang kann man die Apple Vision Pro nur in den USA kaufen.
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