In meinem neuesten Projekt habe ich mich der Aufgabe gewidmet, einen Proxmox-Server von Grund auf zu erstellen. Proxmox VE ist eine umfassende Open-Source-Plattform für die Virtualisierung, die auf Linux basiert. Sie bietet eine integrierte Web-GUI, die den Umgang mit virtuellen Maschinen und Containern vereinfacht. Durch diese Schnittstelle kann ich nicht nur neue virtuelle Umgebungen mit wenigen Klicks erstellen, sondern bestehende verwalten und überwachen. Dieses System ermöglicht es mir, die Flexibilität und Effizienz meiner IT-Infrastruktur zu steigern, indem ich Ressourcen dynamisch zuweisen und optimieren kann.
Unsere Podcast-Episode
Wir haben über das Thema Proxmox auch in unserem Podcast KUNSTPIXEL gesprochen.
Was macht man mit einem Proxmox-Server zu Hause?
Jeder hat individuelle Vorlieben für die Nutzung eines solchen Systems, oft als „HomeLab“ bezeichnet. Mein Fokus liegt hauptsächlich auf virtuellen Maschinen (VMs) für eine Vielzahl von Anwendungen:
- Docker Ubuntu Server (permanent aktiv):
- Portainer (Grafische Oberfläche für Docker)
- Minecraft Server
- Minecraft Bedrock Server
- Watchtower (aktualisiert Container automatisch)
- Glances (Monitor für Docker Ressourcen)
- jDownloader (headless)
- Filebot
- Nginx Proxy Manager (Reverse Proxy für Domain. Beispiel: mc.marc.tv)
- ioBroker Ubuntu Server (permanent aktiv):
- Bietet USB-Host-Zugriff für Echtzeit-Stromverbrauchsmessungen
- Plex Ubuntu Server (permanent aktiv):
- Nutzt GPU Passthrough für Hardware-beschleunigtes 4k Video-Transcoding
- Windows 10 (nach Bedarf)
- Windows 11 (nach Bedarf)
- Ubuntu Desktop (nach Bedarf)
Mein Proxmox Server interagiert über SMB-Mounts mit einem Synology DS1019 NAS, um innerhalb der VMs auf Dateien zuzugreifen. Backups der VMs werden regelmäßig über einen NFS-Mount direkt über den Proxmox Host auf das NAS durchgeführt. Während der Arbeitsspeicher den VMs explizit zugewiesen wird, ermöglicht das „Overcommitment“ der CPU-Kerne eine flexiblere Verteilung. Diese Konfiguration funktioniert zuverlässig, solange die Gesamtauslastung die Kapazität der physischen CPU nicht überschreitet. Bei gleichzeitig hoher CPU-Nutzung durch alle VMs können jedoch Leistungseinbußen auftreten, da die verfügbare CPU-Zeit geteilt werden muss. Bislang war das bei den 6 Kernen kein Thema.
Proxmox: VM oder LXC?
Proxmox unterstützt zwei Virtualisierungsarten: VMs und LXC-Container. Hier die wesentlichen Unterschiede:
Aspekt | VMs | LXCs |
---|---|---|
Isolation | Vollständig | Teilweise |
Ressourcen | Mehr | Weniger |
Boot-Zeit | Langsam | Schnell |
GPU und USB-Passthrough | Einfach | Mittel |
Qemu Agent | Ja | Nein |
Sicherheit | Besser | Geringer |
Flexibilität | Hoch | Mittel |
Performance | Gut | Nahezu nativ |
Ich habe mich für Ubuntu 23.10 Server in VMs entschieden, da VMs im Vergleich zu LXC-Containern den Vorteil einer einfacheren Einrichtung von GPU- und USB-Passthroughs bieten. Zudem ist die Sichtbarkeit der IP des Hosts über den QEMU Guest Agent ein Plus. Bei der Einrichtung von SMB bzw. CIFS-Mounts für das NAS bin ich auf Probleme gestoßen – sowohl über Proxmox als auch direkt im Container. Letztlich erwiesen sich die Leistungseinbußen und die langsameren Bootzeiten einer VM als das kleinere Übel.
Welche Hardware für den Proxmox Server?
Für einen Proxmox-Server kann man jeden PC verwenden. Meiner Ansicht nach sind wiederaufbereitete Mini-PCs (günstig gebraucht kaufen) durch ihren geringen Verbrauch an Platz und Energie und dem geringen Preis perfekt dafür geeignet. Konkret habe ich mich für den leisen Dell OptiPlex 3060 Micro mit folgender Konfiguration entschieden:
- Prozessor: Intel Core i5-8500T mit 6 Kernen
- Speicher: 240 GB SSD SATA
- RAM: 8 GB
- Abmessung: 18,2 × 3,6 × 17,8 Zentimeter (Wie ein DVD-Laufwerk)
Ich habe die 240 GB SSD mit Windows 11 ausgebaut und ihn mit folgenden Komponenten aufgerüstet, bevor ich Proxmox per USB-Stick installiert habe. Das Tolle dabei: Der OptiPlex kann ohne Schraubenziehe geöffnet werden. RAM und Festplatten direkt getauscht werden.
- Speicher: fanxiang S660 1 TB PCIe 4.0 NVMe SSD M.2 (kaufen)
- RAM: 32 GB RAM von Crucial (kaufen)
- Neue BIOS-Batterie CR2032 (kaufen)
- Wärmeleitpaste Arctic MX-4 (kaufen)
Damit ich die NVME bei der Installation von Proxmox per USB-Stick sehen konnte, musste ich Folgendes im BIOS einschalten. Diese Einstellung war das größte Problem, weil die BIOS-Batterie leer war und ich die Symptome davon nicht sofort verstanden habe.
- Enable legacy options ROMS
- Enable Attempt Legacy Boot
Selbstverständlich habe ich den OptiPlex 3060 an die USV angeschlossen. Somit geht er bei einem Stromausfall nicht plötzlich aus.
Stromverbrauch des Proxmox-Servers
Mein OptiPlex 3060 Micro ist mit einem Intel Core i5-8500T CPU @ 2.10GHz bestückt. Zusätzlich sind 32 GB RAM und eine NVme SSD verbaut. Die Schätzung ist, dass der Server je nach Last zwischen 14 und 35 Watt aus der Leitung zieht. In der Wirklichkeit bedeutet das:
Status | Verbrauch |
---|---|
Idle mit 8 % CPU Auslastung (Docker, ioBroker, MC-Server) | 20 Watt |
Volllast beim Rendering und Stresstest | 45 Watt |
Zum Vergleich: Mein Synology NAS DS1019 mit 4 Festplatten und einer SSD zieht im Idle 35 Watt aus der Steckdose.
Temperaturen der CPU und NVME in Proxmox anzeigen
Damit man die Temperaturen des Host-Rechners von Proxmox in der Web-UI unter „Summary“ sehen kann, muss man ein Script installieren. Das ist einfacher, als es sich anhört.
Ist Proxmox ein NAS?
Proxmox ist zunächst kein NAS (Network Attached Storage). Aber man kann eine NAS-Software wie TrueNAS installieren, um zum Beispiel Time Machine Backups über das WLAN zu ermöglichen oder um Zugriffsrechte auf Netzwerklaufwerke über Samba zu vergeben. Dafür müsste man im Host-System auf Festplattenspeicher neben der SSD verbauen. Ich habe bereits ein Synology NAS und greife per Netzwerk von Proxmox VMs darauf zu.
Wozu einen Proxmox Server, wenn ein Synology NAS auch reicht?
Anwendungen wie Plex, jDownloader und Minecraft-Server funktionieren ausgezeichnet auf Synology-NAS-Geräten der Plus-Reihe (kaufen) dank Docker-Unterstützung. Aber die zusätzliche Anschaffung eines Proxmox-Servers bietet bedeutende Vorteile: Erstens kann ein Proxmox-Server kosteneffizienter sein. Zweitens ermöglicht es eine klare Trennung zwischen Speicher und Anwendungen. Drittens übertrifft die Leistung in Bezug auf CPU und GPU, die eines herkömmlichen NAS. Am wichtigsten ist jedoch, dass es eine ausgezeichnete Lerngelegenheit über Linux, virtuelle Maschinen und Container bietet.
Was passiert als Nächstes?
Mein Ziel war es, das Grundgerüst vorzustellen. Ich möchte nicht dem „Dunning-Kruger“-Effekt erliegen und hier nach nur wenigen Tagen Erfahrung mit dem Homelab Anleitungen für die Welt schreiben. Sobald ich da etwas tiefer drin bin, werde ich diese Erfahrungen hier im Blog teilen. Deswegen lasst gerne ein Abo da.
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