Lies of P ist ein Soulslike, das von Anfang an stark an Bloodborne von FromSoftware erinnert. Doch hinter dem düsteren Steampunk-Setting verbirgt sich mehr als nur ein Klon. Der südkoreanische Entwickler Neowiz kombiniert bekannte Mechaniken mit neuen Ideen und einer außergewöhnlichen Interpretation der Pinocchio-Geschichte. Ist es vielleicht sogar besser als Dark Souls? Ich habe das harte Action-RPG mit allen Bossen durchgespielt – und hier sind meine Eindrücke.
Als Pinocchio muss ich lernen zu lügen
Ja, in diesem Soulslike sind wir tatsächlich Pinocchio – aber nicht der aus dem Märchenbuch. Stattdessen kämpfen wir uns durch eine düstere Steam Punk Welt, die von der Belle Époque inspiriert ist, um von einer Puppe zu einem Menschen zu werden. Besonders charmant: Du kannst Schallplatten sammeln und abspielen, Katzen streicheln und andere menschliche Dinge tun, um deinem Ziel näherzukommen. Ein zentrales Element des Spiels, um Mensch zu werden, ist das Lügen. In Dialogen musst du dich in wenigen Sekunden entscheiden, ob du die Wahrheit sagst oder lügst. Diese Entscheidungen wirken wie kleine Rätsel und beeinflussen nicht nur die Geschichte, sondern auch das Ende und sogar Bosse, die du freischalten kannst. Im Gegensatz zu FromSoftware Titel war ich sehr investiert in die Story, weil man nur so wissen kann, wann etwas eine Lüge ist oder nicht. Da dies teilweise unvermittelt mitten in einer Zwischensequenz abgefragt und man durch die Kürze der Zeit nicht im Netz nachschauen kann, muss man zugehört haben. Teilweise beeinflussen eigene Handlungen auch, ob etwas eine Lüge ist oder nicht.
Ich habe es tatsächlich im ersten Durchgang und New Game Plus geschafft, dass mein „Herz anfing zu schlagen“ und ich somit dann das beste Ende sehen konnte.
Parry von Sekiro trifft die Rally-Mechanik von Bloodborne
Die Kämpfe in Lies of P fühlen sich sofort vertraut an, wenn du Dark Souls oder Bloodborne gespielt hast. Das Spiel kombiniert das Waffensystem von Dark Souls mit dem Parry-System aus Sekiro. Dazu kommt die Rally-Mechanik aus Bloodborne, die es erlaubt, verlorene Lebensenergie durch schnelle Gegenangriffe zurückzugewinnen. Diese Mischung führt zu einem aggressiven Spielstil, der mich als Spieler zwingt, kreativ mit den abwechslungsreich gestalteten Gegnern umzugehen. Die Kämpfe fühlen sich dynamisch, belohnend und vor allem fair an. Für mich sogar fairer als Sekiro oder Dark Souls 3.
Was Lies of P besser macht als FromSoftware
Lies of P unterscheidet sich in mehreren Punkten von den Spielen von FromSoftware und bietet dabei einige Verbesserungen:
1. Charakter-Neuskillen:
Gegen Ende des Spiels hast du die Möglichkeit, deinen Charakter neu zu skillen. Dies erlaubt es, das Skillset und die Spielweise flexibel anzupassen.
2. Anpassbare P-Organs und mechanischer Arm:
Die sogenannten P-Organs (vergleichbar mit Perks) sowie der mechanische Arm können individuell angepasst werden, um den eigenen Spielstil zu optimieren.
3. Experimentieren mit Waffen:
Waffen können aus verschiedenen Einzelteilen zusammengebaut werden. Dieses System lädt zum Experimentieren ein, bleibt dabei jedoch übersichtlich und nicht zu komplex.
4. Ergo bei Bosskämpfen:
Deine „Seelen“ (hier Ergo genannt) bleiben bei einem Bosskampf vor der Bosstür liegen – und nicht in der Arena. Dies reduziert Frust und erleichtert den Wiedereinstieg nach einem Scheitern.
5. Klar erzählte, aber tiefgründige Story:
Die Story von Lies of P ist angenehm klar und nachvollziehbar erzählt. Gleichzeitig bietet sie genug Tiefe, um fesselnd zu bleiben und Raum für eigene Interpretationen zu lassen.
6. Gefühlt ist es etwas einfacher als FromSoftware spiele
Das Spiel ist auf gar keinen Fall ein Spaziergang. Es gibt nur einen Schwierigkeitsgrad und der ist schwer. Trotzdem ist es für mich immer machbar und unterhaltsam gewesen. Beispielweise gibt es später den Aegis-Schild, der alle Angriffe für eine gewisse Zeit abwehren kann.
Diese Änderungen zeigen, dass die Entwickler verstanden haben, welche Aspekte von Soulslike-Spielen verbessert werden können, ohne die Herausforderungen zu mindern. Sie machen Lies of P einsteigerfreundlicher und gleichzeitig abwechslungsreich.
Eine Story und Lore, die man verstehen will
Die Geschichte von Lies of P ist überraschend zugänglich. Anders als bei Dark Souls wird hier vieles klarer erzählt, ohne dabei die typische mystische Atmosphäre zu verlieren. Es gibt dennoch genug versteckte Lore-Details, um die Welt spannend zu halten. Die Interpretation von Pinocchios Geschichte mit Figuren wie Geppetto, der Grille und anderen bekannten Elementen ist originell und konsequent umgesetzt. Ich meine, wie genial ist denn bitte die Idee, Pinocchio zu nehmen? Und ja, der Wal kommt natürlich auch vor.
Eine wunderschöne, düstere Welt in 60 FPS
Technisch überzeugt Lies of P auf ganzer Linie. Auf der Xbox Series X lief das Spiel mit stabilen 60 FPS – und dank VRR habe ich keine Ruckler bemerkt. Ich habe den Titel auf der Series X im Wohnzimmer, der Series S auf dem Dachboden und auf dem Steam Deck via Xbox Cloud Gaming gespielt. Selbst auf dem Steam Deck lief das Spiel nativ mit 40 FPS und akzeptabler Grafikqualität. Die detailreichen Umgebungen und die düstere Beleuchtung schaffen eine Atmosphäre, die perfekt zum Setting passt. Und die Ladezeiten waren zumindest auf der Xbox Series sehr kurz bis kaum vorhanden. Eine beachtliche Leistung für den neuen Entwickler Neowiz in einer Welt, in der Spiele oft kaputt auf den Markt geworfen werden.
The Nameless Puppet: Einer der schwersten Soulslike-Bosse
Am Ende des Spiels musste ich mich entscheiden, ob ich Geppetto mein Herz gebe oder nicht. Ich entschied mich dagegen – und bekam es mit einem der härtesten Bosse meines Lebens zu tun: The Nameless Puppet.
Nach vielen Versuchen und mit einer Kombination aus Aegis-Schild in Phase 1, Säure-Speer in Phase 2 und einem Advance-Build habe ich es schließlich geschafft. Dieser Boss zeigt, dass Lies of P kein leichterer Dark Souls-Klon ist, sondern eine echte Herausforderung. Dieser Kampf hat mich wirklich gefordert, da es keine Online-Hilfe bei Lies of P gibt. Es war reines Offline-Git-Gud wie bei Sekiro.
Endlich ein Top-Titel im Game Pass
Lies of P gehört für mich zu den besten Soulslike-Spielen. Es schlägt Dark Souls 2 und Dark Souls 3 in vielen Bereichen – von der Grafik über die Story bis hin zur Mechanik. Trotz seiner Ähnlichkeiten fühlt es sich nie wie ein Abklatsch an, sondern wie ein eigenständiger Titel mit Charakter. Und weil es im Game Pass verfügbar ist, konnte ich es über die Xbox Cloud auf dem Steam Deck streamen oder oben auf der Xbox Series S unter dem Dach spielen, wenn der Fernseher mal belegt war.
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Lies of P: Die clevere Nutzung von Pinocchio-Elementen, wie Geppetto, der Grille, dem Wal und den Entscheidungen rund um das Lügen, machen das Spiel einzigartig. Und das Beste: Der Erfolg des Spiels hat bereits einen DLC angekündigt! Für mich ist Lies of P einen Höhepunkt im Game Pass und ein Must-Play für jeden Fan des Genres. – Marc
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