Die bekannte japanische Rollenspiel-Reihe Final Fantasy hat nun endlich ihr Debüt auf den HD-Konsolen gefeiert. Als große Überraschung erschien das Spiel nicht nur traditionell auf Sonys PlayStation 3 sondern gleichzeitig auch auf Microsofts Xbox 360. Das ist auch gut so denn ansonsten hätte schnell eine PlayStation 3 bei mir zu Hause unter dem Fernseher stehen müssen. Nach dem enttäuschenden 12. Teil der Serie knüpft der aktuelle Teile nun an das grandiose Final Fantasy X an.
Schlauchlevel und weinende Emos
Man einer wird bei der Beschreibung des Spiels schreiend weglaufen wollen: Das Spiel besteht aus rundenbasieren Kämpfen in Schlauchleveln verpackt einer anfangs unglaublich konfusen Story. Die Charaktere sehen aus als wäre man zu Gast auf einer Cosplay-Party und die kitschige Musik pendelt zwischen Orchesteraufmärschen und Japano-Pop.
Und um allen die Krone aufzusetzen trägt einer der Protagonisten heimlich sogar Dessous unter seiner Kleidung. Wer sich also in das Abenteuer mit Figuren namens Lighting, Hope und Snow stürzen will darf sich nachher nicht beschweren, was ihn erwartet: Ein typisch japanisches Final Fantasy.
Ein spielbarer Anime
Genau diese Eigenschaften definieren auch ein Final Fantasy X oder auch Kingdom Hearts – und die haben mir sehr viel Spaß gemacht. Das sich Final Fantasy XIII so linear spielt finde ich persönlich auch mal wieder sehr entspannend. Wieso sollte man auch ein OpenWorld-Spiel daraus machen wenn dieses Prinzip andere Spiele besser umsetzen. Das Spiel ist abwechslungsreich genug damit keine Langeweile aufkommt. Das selbe gilt auch für die Kämpfe die anfangs zwar kinderleicht sind um Neuankömmlingen den Einstieg zu erleichtern aber im Verlauf des Spiels immer taktisch fordernder werden.
Das „programmieren“ der anderen Mitglieder der Party wie im Vorgänger gibt es zwar nicht mehr. Dafür aber eine deutlich schnellere Version dieser Grundidee bei der man die Strategie der Gruppe schnell während des Kampfesüber den sog. Paradigmenwechsel ändern kann. Nicht zuletzt ist Final Fantasy ein spielbarer Anime der sich weniger am westlichen Stil eines Lost Odyssey orientiert sondern des öfteren auch mal ziemlich abgedrehte Sachen thematisiert wie es »Paprika« nicht besser hätte tun können. Zur Musik muss ich aber ganz ehrlich sagen, dass diese sehr gut zum Geschehen auf dem Bildschirm passt.
Was man übrigens nicht unbedingt weiß wenn man die Serie noch nie gespielt hat: Die einzelnen Teile der Serie bauen nicht aufeinander auf und haben in der Regel bis auf einige Namenskonvetionen rein gar nichts miteinander zu tun. Die Welt und alle ihre Figuren werden immer von Grund auf neu erfunden und erfordern kein Vorwissen aus der Geschichte der vorherigen Teile der Serie. Die Anfangs etwas verwirrende Storyline macht nach einigen Spielstunden dann auch endlich etwas Sinn und man fiebert mit den Protagonisten auf dem Bildschirm mit.
Lebendige Figuren
Hier kommt dann die meiner Meinung nach größte Leistung von SquareEnix zum tragen: Sie können im Gegensatz zu vielen westlichen Entwicklern digitale Figuren zum Leben erwecken. Natürlich ist ein Marcus Fenix oder Commander Shepard auch eine interessante Figur. Aber die Glaubwürdigkeit der virtuellen Polygonkörper ist jedoch kein Vergleich gegenüber dem was den Spieler in einem Final Fantasy erwartet. Wer damals Final Fantasy X gespielt hat und dann am Schluss das tragische Schicksal SEINER Hauptfigur mit ansehen musste, weiß was ich meine. Die Charaktere sind einem nicht wie in anderen Spielen egal – sie scheinen wirklich zu leben. Wenn man eine digitalen Figur über 80 Stunden hinweg durch eine solches Abenteuer bewegt dann ist das etwas anderes als wenn man passiv 90 Minuten einen Film schaut.
Man kann das noch am ehesten mit der Serie »Lost« vergleichen. Dort werden die einzelnen Figuren der Handlung auch über mehrere Folgen sehr ausführlich erklärt. Was in einem Film ein kurzer Flashback in die Vergangenheit gewesen wäre um die Motivation der Figur zu erklären wird bei Lost extrem ausgeführt. So gewinnt eine Geschichte und ihre Darsteller enorm an Tiefe und Glaubwürdigkeit – genau wie bei Final Fantasy. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich, dass man sich auch darauf einlässt.
Lost Odyssey ist so, wie man sich Final Fantasy XIII gewünscht hätte.
Für mich ist Final Fantasy XIII das bisher beste japanische HD-Rollenspiel neben dem dem oft unterschätzten Lost Odyssey. Man merkt dem Spiel vor allem die Liebe fürs Detail und die enormen Produktionskosten an. Das gilt für die Menüs genau so wie die Details der Flora und Fauna bis hin zur Synchronisation. Alles passt trotz der schrillen Farben zueinander und ist mal wieder etwas erfrischend anderes neben den ganzen anderen westlichen Rollenspielen der letzten Zeit.
Alles nur geklaut
SquareEnix hätte viel falsch machen können und deswegen sind sie den sichersten Weg gegangen: Das erfolgreichste der vorherigen Final Fantasy Teile zu mixen. Dabei wurden auch Stereotypen aus den anderen Teilen kopiert:
Xbox 360 Version hat schlechtere Videos
Man darf auch nicht die Unterschiede der Xbox360 Version verschweigen: Die eigentliche Grafik sieht im Spiel selbst bis auf intern geringere Auflösung auf beiden Konsolen identisch aus, was aber im Gegenzug zu einer flüssigen Darstellung auf der Xbox 360 führt. Leider wurden die vielen Videos der Zwischensequenzen so stark komprimiert, dass die je nach Detailgrad der gezeigten Szene sehr blockig aussehen. Das ist ziemlich unverständlich, weil auf den drei DVDs der Xbox360-Version jeweils noch gut ein Gigabyte frei gewesen wäre. Die PlayStation 3 Version hat dieses Problem nicht, weil sie auf einer Blu-ray ausgeliefert wird. Wer also eine PlayStation 3 zu Hause stehen hat und wem Achievements egal sind, der sollte zur PS3-Version greifen.
Leider nicht das beste Final Fantasy
Das Spiel ist visuell äußerst abwechslungsreich und zaubert streckenweise technisch beeindruckende Bilder auf den Fernseher. Letztendlich ist Final Fantasy XIII das für Spiele, was »Avatar« für Filme ist: Technisch beeindruckend und aufwendig erzählte Geschichte mit abgedrehten Charakteren. Ich kann jedem nur empfehlen, sich auf dieses Spiel einzulassen – er wird sicher nicht enttäuscht werden.
Es zeigt vorwiegend, wie Spiele im Jahre 2010 aussehen können, wenn man genügend Geld in die Hand nimmt und an Details feilt. Ein schöner Kontrast zu der Welle an Spielen, die sich in ihrer Einfachheit unterbieten, nur um dem Kunden weitere 79c aus der Tasche zu ziehen. Dieses Spiel kostet deutlich mehr und es erfordert auch einen großen Fernseher und eine HD-Konsole. Dieser Aufwand ist es aber wert und kann nicht durch etwas anderes ersetzt werden.
Wertung
Final Fantasy XIII: Lost Odyssey war einfach das bessere Spiel auf der XBOX 360 und auch das bessere Final Fantasy. Final Fantasy 13 hat eine leider sehr wirre Story mit für mich persönlich uninteressanten Charakteren. Das Kampfsystem mit den verschiedenen Presets für seinen Kampf- bzw. Heilstil sind auch nicht meins. Die Grafik und die Musik waren schon ok aber alles war imho Mittelmaß. Sehr schade drum! – Marc
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