Alan Wake 2 (kaufen) sollte mein Höhepunkt zum Jahresende 2023 sein, ein Jahr, das voller herausragender Spiele war. Leider konnte das Spiel nicht meinen Erwartungen entsprechen. Der erste Teil, den ich 2010 auf der Xbox 360 spielte, hatte mir noch sehr gefallen. Doch trotz der beeindruckenden Grafik von Alan Wake 2 bin ich zutiefst enttäuscht. Mehrmals stand ich kurz davor, das überbewertete Spiel aufzugeben.
Worum geht’s bei Alan Wake 2
Der Schriftsteller Alan Wake ist nach den Ergebnissen aus dem Cauldron Lake entkommen. Man spielt aber nicht nur ihn, sondern auch Saga Anderson, einen FBI Detective. Man spielt dann die Story aus beiden Perspektiven und kann recht dynamisch zwischen den beiden Protagonisten hin und her wechseln. Um die Story ansatzweise zu verstehen, muss man idealerweise Alan Wake, Control und sogar Max Payne gespielt haben. Alle diese Titel aus der Feder von Sam Lake, dem Creative Director von Remedy.
Meine Gründe, warum ich fast abgebrochen hätte
Kommen wir nun zu den Gründen, warum Alan Wake 2 in meinen Augen überbewertet ist. Trotzdem folgen noch Gründe, warum man den Titel zumindest angespielt haben muss.
1. Permanente Jump Scares zerstören die Stimmung
Ich muss gestehen, dass ich, seitdem ich Kinder habe, keine Horrorfilme mehr schaue. Bei Alan Wake habe ich laut im Wohnzimmer geschrien, als es zum ersten Mal passierte: im düsteren Spiel taucht plötzlich mit schrillem Ton eine widerliche Fratze auf dem Bildschirm auf. Wie bei der berühmten K-Fee Werbung von damals. Alan Wake 2 nutzt Dutzende dieser Jump Scares, die alle identisch ablaufen: Man öffnet eine Tür und „Bähm“, alle Lautsprecher dröhnen gleichzeitig und man sieht eine hässliche Fratze. Das Horrorspiel Until Dawn hat das Stilmittel der Schreckensmomente. Hier habe ich es später als nervig und vor allem billig empfunden und musste den Ton herunterregeln.
2. Das Leveldesign und die Rätsel sind ein Labyrinth des Frustes
Während bei ersten Alan Wake das Ziel klar war und die Action im Vordergrund stand, war ich im zweiten Teil hauptsächlich damit beschäftigt, wo ich hin muss. Keine Action, sondern Herumlaufen war der große Teil meiner Spielzeit. Dabei sehen viele Bereiche gleich aus und erschweren das Weiterkommen unnötig. Zudem laufen Alan und Saga schnarchend langsam durch die Level. Vielleicht hätte auch nicht direkt vorher Spider-Man 2 spielen sollen. Schneller ist noch keine Spielfigur durch die Level geflogen als bei diesem Titel.
Beispiele für das schlechte Gameplay sind vorwiegend das Oceanview Hotel und Coffee World. Spätestens als ich dort den Festwagen für das Deerfest zusammenbauen musste, war das Spiel für mich gestorben. Ich musste in einem großen Areal mit kryptischen Hinweisen eine Maske, Messer, Platine und Tonbandgerät finden! Das Hin und Her in diesen Leveln war für mich die nervigste Spielerfahrung im Jahr 2023. Weniger Backtracking und einige Fetch Quests weniger hätten mit deutlich mehr Spaß gemacht. Weil alles gleich aussieht, hätte ich das Spiel beinahe vorzeitig beendet. Dazu nervten mich dann im Alan Wake Teil noch diese schwarzen Schatten mit ihrem „Wake„, „Wake!“ und „Alan Wake!„.
3. Die nervigen Wandtafeln
In FBI Filmen stehen die Detektive gerne vor einer Wand und verbinden Indizien mit Fäden, um der Wahrheit näherzukommen. Remedy hat sich gedacht, dass man als Spieler die Geschichte ebenso erleben möchte. Jede Kleinigkeit im Spiel resultiert in einer Karte, die den Wandtafeln zugeordnet werden muss. Und zwar an der vom Spiel festgelegten richtigen Stelle. Wenn man das falsch macht, wird man mit Gemurmel von Saga bestraft und darf noch mal raten. Die Mechanik ist an vielen Punkten im Spiel nicht optional und hat mich oft am Weiterkommen gehindert. Und am Ende haben die Wandtafeln keinen Mehrwert für Auflösung, weil sie nur eine einzige Lösung zulassen. Clever wäre gewesen, wenn man deutlich weniger Karten wenigen Schlüsselszenen zuordnen muss, um selbst auf die Auflösung zu kommen. Eine Option, diese Sequenzen zu überspringen, wäre toll gewesen. Bei Spider-Man 2 kann man die überflüssigen QTE-Sequenzen schließlich auch deaktivieren.
Zudem ist die Handlung konfus
Spoilerwarnung! Dies ist kein Grund, warum ich das Spiel fast abgebrochen habe. Trotzdem ist die Story für die Gesamtwertung relevant. Denn die Handlung ist nicht abgeschlossen und das Spiel endet ähnlich wie damals der erste Teil: mit einem Cliffhanger. Der einzige Twist ist, dass Alan Wake und Scratch die selbe Person sind. Für den Rest der Geschichte gilt leider nach wie vor der Satz aus dem Intro von Alan Wake von 2010:
„In a horror story the victim keeps asking why, but there can be no explanation and there shouldn’t be one.“
Alan Wake im Intro von 2010
Mich gibt es kaum weniger unbefriedigende Tätigkeiten als Spiele oder Filme ohne abgeschlossene Handlung zu konsumieren. Wer ist Warlin Door? Der Vater von Saga? Warum ist das wichtig? Warum Saga da mit hereinbringen? Weil Alan sie geschrieben hat? Was soll der Plot mit Casey? Damit Sam Lake mitspielen darf? Ich finde, dass es keine Kunst ist eine Geschichte zu schreiben, die am Ende keine plausible Erklärung hat.
„It’s not a loop, it’s a spiral.“
Letzter Satz in Alan Wake 2.
Warum man Alan Wake 2 trotzdem spielen muss
Es gibt trotzdem Aspekte, derentwegen man das Spiel zumindest angespielt haben sollte.
Bestes Kapitel ist Initiation 4: We Sing
Spoiler: Mitten im Spiel wird auf eine brillante und noch nie dagewesene Art die Geschichte von Alan Wake 1 nacherzählt. Und zwar durch ein interaktives Rock-Musical. Musikalisch hat der Ohrwurm die Kinder und mich auf dem Weg zu Schule im Auto wochenlang begleitet.
„Show me the Champion of Light
Herald of Darkness – Old Gods of Asgard
I’ll show you the Herald of Darkness
Lost in a never ending night
Diving deep to the surface“
Die fiktive Band „Old Gods of Asgard“ aus dem Spiel sind im echten Leben die finnische Rockband Poets of the Fall. Das Lied und die gesamte Szene sind so gut produziert und perfekt ins Spiel integriert, dass es sich lohnt nur deswegen zumindest bis Kapitel 4 von 19 zu spielen.
Grafisch endlich mal etwas anderes
Alan Wake war schon 2010 auf der Xbox 360 ein visuell außergewöhnliches Spiel. Der Kontrast zwischen den dunklen, postverarbeiteten Leveln und den hellen, an “Twin Peaks” erinnernden Szenen machte es besonders. “Alan Wake 2” bietet optisch einen starken Kontrast zum ersten Teil und kehrt nur gelegentlich zu den dunklen Wäldern zurück. Die Verbindung von Filmsequenzen mit dem Spielgeschehen, bereits in “Quantum Break” erprobt, gelingt hier hervorragend.
Das fiktive New York ist beeindruckend dargestellt. Selbst ohne die Jump Scares sorgt die realistische Darstellung der Orte für Gänsehaut. Auf der Xbox Series X läuft das Spiel dank VRR im Performance-Modus mit 60 FPS flüssig. Einzig die Gesichter der Nebenfiguren erreichen nicht das Niveau des restlichen Spiels.
Zusammenfassend enttäuschend
Alan Wake 2 (kaufen) kann trotz einiger positiver Aspekte wie beeindruckender Grafik und detailliertem Weltbau nicht mit anderen Spielen des Jahres 2023 mithalten. Die Schwächen im Gameplay und die vorhersehbaren Jump Scares führen zu einer enttäuschenden Spielerfahrung. Es fehlt an Innovation und einer fesselnden Erzählung, die man von einem Titel dieser Größenordnung erwarten würde. Trotzdem sollte man das Musical zumindest gesehen haben.
Wertung
Alan Wake 2: Leider ist für mich Alan Wake 2 wegen des Leveldesigns, billigen Schreckensmomenten und der konfusen Handlung insgesamt schlechter als Teil 1. Trotzdem muss man zumindest das Musical gesehen haben. Von einem Spiel des Jahres ist aber für mich weit entfernt. – Marc
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