Kaum ein andere Software hat in den letzten Monaten geschafft von den Nicht-Online-Medien so oft erwähnt zu werden wie »Second Life« von den Linden Labs. Aber wenn man mal rumfragt, hat es eigentlich niemand gespielt. Das liegt vielleicht daran, dass es im Prinzip gar kein Spiel ist, sondern eher ein virtueller Freizeitpark in einem Sandkasten, in dem man echtes Geld ausgeben – aber auch verdienen kann.
Zuerst wird man enttäuscht
Wenn man Tor zu der virtuellen Realität aufstößt, dann wird man erstmal ziemlich enttäuscht sein, denn im Gegensatz zu diesen Screenshots und dem mangelnden künstlerischen Talent der meisten Bewohner in Second Life sieht 80% der Welt eher aus wie eine schmutzige Seitengasse von Las Vegas. Aber das gehört auch irgendwie dazu.
Demnächst ist an der Universität Bielefeld ein Kurs namens Vorsicht Soap! von Fabio Magnifico geplant. Eine Folge wurde schon in Second Life »aufgeführt«. Die Idee die virtuelle Realität für solche Projekte zu nutzen finde ich sehr interessant. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weiter gehen wird mit Second Life. Unterschätzen sollte man es allerdings nicht. Wer einfach ein Spiel mit einem klaren Gameplay spielen will, der ist nach wie vor mit World of Warcraft besser beraten
Second Life ist wie ein Besuch in Las Vegas bei dem jeder eine Maske trägt
Wer mal in Second Life nach Sex, Porn oder XXX gesucht hat weiß, dass es keine Grenzen zu geben scheint was dies betrifft. Man startet nämlich ohne externe Geschlechtsorgane. Die kann man sich aber kaufen oder schenken lassen. Ich habe bei einem Shop dann einen Penis gratis bekommen was eher unfreiwillig komisch aussieht.
Interessantes technisches Experiment
Schon allein die technische Seite von Second Life gestaltet sich wirklich interessant: Der Client den man einmalig kostenfrei herunterladen kann, ist gerade mal ein paar MegaByte groß. Die Landschaft inklusive Texturen, Geometrie, Texturen, Sound und Videos werden direkt während man durch die virtuelle Welt läuft auf die Festplatte gestreamt.
So ist es möglich, dass jeder Bewohner in Second Life eigene Dinge erschaffen kann um diese wiederum anderen zur Verfügung zu stellen. In meinen Augen ist dieses komplette Streaming der Spielewelt die Zukunft denn nur so ist es möglich, dass jeder Spieler die Spielewelt verändern kann.
Fachhochschule des Mittelstandes ist bereits dort
Die FHM aus Bielefeld hat sogar ein großes Gebäude in SL errichten lassen und veranstaltet dort sogar virtuelle Seminare. Vielleicht sollte sich die Uni Bielefeld auch etwas überlegen, wie wir den neuen virtuellen Raum als zu Studienzwecken sinnvoll nutzen können. Die multimedialen Möglichkeiten werden immer besser und immer mehr Leute verfügen über Breitband-Internet. Oder vielleicht ist einfach Eigeninitiative gefragt. Wer hat Lust mitzumachen bei solch einem Projekt?
Wertung
Second Life: Ein perverser Chatraum mit räumlicher Ansicht der schlimmsten Abgründe des Internets. Mehr Spielzeug als Spiel. Wenn der Name "Anarchy Online" nicht schon anderweitig vergeben würde, wäre das der bessere Titel. Spart euch das. – Marc
Schreibe einen Kommentar